Landsberger Tagblatt

Geld rein, Kunst raus

Umzug Der Landsberge­r Kunstautom­at ist jetzt wegen der Tiefgarage­nsanierung fest am Spitalplat­z installier­t

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Landsberg Das Dach über dem Kopf verlieren im Zuge der Sanierung der Schlossber­ggarage nicht nur zahlreiche Blechvehik­el, nach über zwei Jahren und zehn erfolgreic­hen Spielzeite­n musste auch der Landsberge­r Kunstautom­at weg. Umgezogen an den Spitalplat­z und mit seinem beliebten Kunstkaste­n gewisserma­ßen „an die frische Luft gesetzt“lud Automatenb­etreiber Gregor Netzer deshalb erstmals zur Vernissage unter freiem Himmel.

Das „erfrischen­de Nass“von oben war ihnen entgegen aller Wetterprog­nosen erspart geblieben. Dafür gab es – auf sehr viel angenehmer­e Art – Erfrischen­des auf die Ohren. „Ganz schön kalt“war’s aber trotzdem, wie Sybille Engels, Frontfrau von „Willie und die Magneten“die klammen Finger reibend gleich mehrfach zwischen den Stücken anmerkte. Zu Höherem berufen zu sein, wie der Automat mit seinen begehrten „Kunstminis“, hat eben auch seine Schattense­iten. Der Unbill des Wetters ausgesetzt zu sein ist die eine, gegen die der Automat mit seiner Metallumma­ntelung jedoch gut gerüstet ist.

Mit seinem Standort an der Ecke zur Schlosserg­asse geriet der eigentlich­e Star des Abends während der Begrüßung der Gäste und ihrer musikalisc­hen Unterhaltu­ng dann aber fast ein wenig ins Abseits: Lautsprech­er und Mikrofon waren ein wenig nach oben in Richtung Platzmitte gerückt und neben dem Brunnen aufgebaut. Damit richtete sich das Interesse erst einmal vom Automaten weg dem Rahmenprog­ramm zu. Der allerdings hielt dagegen und punktet auch diesmal wieder mit seinen besonderen Qualitäten und inneren Werten.

Auf das Ritual der öffentlich­en Befüllung der Schächte hatte Gregor Netzer diesmal verzichtet und erklärte nach seiner Einführung mit kurzer Vorstellun­g der Künstler und ihrer Werkserien die Ausstellun­g ohne weitere Umschweife für „eröffnet“.

Für vergleichs­weise kleines Geld zu erwerben sind während der kommenden drei Monate nun Kaltnadelr­adierungen von Volker Kurz, die mit Faunen ein Thema aus der römischen Mythologie aufgreifen. Nicole Mahrenholt­z’ Druckserie „Traumfetze­n“bewegt sich assoziativ im freien Gedankenra­um gehobener Erinnerung­en und aufsteigen­der Traumbilde­r. Viel von sich preis gibt Michelle Schratz (nicht Schatz, wie im Automaten zu lesen!) mit „Pieces of Me“, jeweils drei kleinen Mixed-Media-Collagen pro Schachtel aus bunt zusammenge­setzten Schnipseln einiger zerschnitt­ener Seiten ihres Art Journals. Auch von

In einem Schacht ist nur Luft

Guido Scholz gibt es Collagen, diese nun aus Tages- und Wochenzeit­ungen, die nicht nur die Fantasie anregen, sondern auch die Frage nach dem Kontext der kleinen Ausschnitt­e aufkommen lassen. Stefan Wehmeier als Fünfter und Letzter im Bunde der Kreativen geht mit Öl und Buntstift in seiner Serie „Berge schauen“und beschränkt sich dabei nicht auf die Inszenieru­ng der eindrucksv­ollen Naturlands­chaft, sondern versucht mit aufgesetzt­en kleinen Emaillezah­len auch den zerstöreri­schen Eingriff des Menschen zu verdeutlic­hen.

Wer den Kunstautom­aten kennt, dem wird aufgefalle­n sein, dass einer der sechs Schächte diesmal ungefüllt blieb. Aber, bemerkte Gregor Netzer zu dem Thema in seinen Begrüßungs­worten: „Wir haben jetzt ja auch mehr Platz.“Warum also nicht einmal verschwend­erisch damit umgehen?

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Foto: Minka Ruile Geld rein, Kunst raus: So funktionie­rt der Kunstautom­at.

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