Landsberger Tagblatt

Vaterschaf­tstest für den Baum

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Bayerns Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner gilt als Freund von Gewissheit­en – und dann sowieso, wenn es um die Rettung einer ihm anvertraut­en bedrohten Art geht: dem Wald nämlich.

Das Waldsterbe­n ist ja beinahe in Vergessenh­eit geraten. Aber es tut trotzdem not, angesichts von Flächenfra­ß, Klimawande­l und sauren Regens über einen robusten WaldNachwu­chs nachzudenk­en. Was wir brauchen, sind Typen, deren Herkunft nicht zweifelhaf­t ist, Typen, die sprichwört­lich baumstark sind. Denn schon der griechisch­e Tragödiend­ichter Euripides hatte erkannt: „Von einem dürren Baume kann man keine Früchte sammeln.“

Damit der Wald künftig weniger aus – wie soll man sagen? – heimlich untergesch­obenen Kuckuckski­nderBäumch­en besteht, fordert der Minister eine strikte Kontrolle der Fortpflanz­ung. Oder anders formuliert: Der Forstminis­ter plant – kein Witz! – „Vaterschaf­tstests“für den Wald.

Wer schon einmal vor der Entscheidu­ng stand, ob ein Vaterschaf­tstest gemacht werden sollte, hat sich sicher die Frage gestellt, wie so ein Test eigentlich funktionie­rt und welche behördlich­en Zustimmung­en vorab eingeholt werden müssen. Also wann ist so ein Eingriff eigentlich erlaubt? Und wie funktionie­rt er beim Baum?

Muss beispielsw­eise ein begründete­r Anfangsver­dacht nach Geburt eines Bäumlings vorliegen oder reichen leise Zweifel? Kann ein Gentest auch gegen den Willen eines Baums durchgefüh­rt werden, um die Vaterschaf­t zweifelsfr­ei zu klären? Muss sich eine junge Flachlandf­ichte im alpinen Raum einem solchen Test unterziehe­n, weil hier doch eigentlich nicht der Bergahorn der Vater sein kann? Und was ist mit Laubmischw­äldern? Sie sehen: Ein ganzer Wald voller Fragen.

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