Das grüne Gold
Äcker und Wiesen werden auch im Landkreis immer teurer. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Preise etwa verdreifacht. Was hinter diesem Trend steckt
Äcker und Wiesen werden auch im Landkreis immer teurer. In zehn Jahren haben sich die Preise verdreifacht. Was hinter diesem Trend steckt.
Landsberg Bauernland in Bauernhand? Wer im Landkreis Landsberg Acker oder Wiese kaufen will, muss jedenfalls immer tiefer in die Tasche greifen. Im Schnitt wurden hier im Jahr 2016 rund 58 919 Euro je Hektar Fläche ohne Gebäude und Inventar bezahlt. Oder anders ausgedrückt: Der Quadratmeter Acker oder Grünland kostet inzwischen im Durchschnitt knapp sechs Euro. Seit ungefähr zehn Jahren ist ein kräftiger Preisanstieg zu erkennen: 2007 betrug der Durchschnittspreis im Landkreis pro Quadratmeter erst 2,21 Euro. Seit 2010 und 2011 hat er sich ungefähr verdoppelt.
Im Landkreis Landsberg wechselten im Jahr 2016 insgesamt 49 landwirtschaftliche Grundstücke mit einer Größe von rund 107,3 Hektar Fläche den Besitzer. Von der Zahl her gesehen sind das 28 Grundstücke mehr als im Vorjahr, von der Fläche her waren es rund 60,8 Hektar mehr. Das geht aus den Daten des Landesamtes für Statistik hervor. Diese beruhen auf tatsächlich abgeschlossenen Verträgen.
Die Preise im Landkreis liegen damit etwas über dem bayerischen Durchschnitt von 5,12 Euro, aber noch deutlich niedriger als im oberbayerischen Mittel: Hier werden im Durchschnitt schon 8,76 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Das benachbarte Schwaben liegt mit 5,69 Euro etwa auf dem Landsberger Niveau.
Preise für landwirtschaftliche Flächen weisen eine erhebliche Schwankungsbreite auf. Den Preis bestimmen vor allem die Bodengüte, aber auch die Lage der Flächen. Vor allem in wirtschaftlich stark wachsenden Regionen ist die Nachfrage und damit auch der Preis hoch.
Im Landkreis hat der Gutachterausschuss im Landratsamt für die Jahre 2015/16 ein Nord-Süd-Gefälle bei den Preisen für landwirtschaftliche Flächen festgestellt. Die oft sehr guten Ackerböden im Norden sind deutlich teurer als nur als Wiesen und Weiden nutzbare Grundstücke im Süden des Landkreises.
Die höchsten Durchschnittspreise wurden 2015 und 2016 in Hurlach (7 Euro), Weil (6,57), Scheuring (6,53), Kaufering (6,13) und Vil- gertshofen (6,07) bezahlt, am wenigsten war landwirtschaftlicher Grund in Kinsau (1,50 Euro), Unterdießen (2), Greifenberg und Hofstetten (je 2,98) und Denklingen (3,08) wert. Inzwischen, so die Einschätzung des Kreisobmanns des Bauernverbands (BBV), Johann Drexl aus Kaufering, dürften die Preise weiter gestiegen sein. „Auf den guten Böden sind zehn Euro pro Quadratmeter schon bald Standard“, sagt er. Die Preisentwicklung habe „Schatten- und Sonnenseiten“, sagt Drexl. Ein Landwirt, der Geld brauche, komme durch einen Verkauf schnell zu Geld. Flä-
Geht die Entwicklung so weiter?
chen zu kaufen, sei für einen Bauern jedoch kaum mehr rentabel.
Spürbar ist auf dem landwirtschaftlichen Grundstücksmarkt, dass angesichts der praktisch nicht mehr vorhandenen Zinsen Acker und Grünland für private Investoren interessant geworden sind. Auch der Baulandbedarf spielt eine Rolle.
Wie lange diese Nachfragen noch anhalten, darüber gehen beim BBV die Meinungen auseinander. „Solange die Kommunen so viel Bauland ausweisen“, glaubt Kreisobmann Drexl, werde es zu keiner Trendwende kommen. Zwar sind Grundstückskäufe für Bauland nicht in der Preisstatistik enthalten. Diese zielt nur auf Flächen ab, die weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Aber: Wenn ein Landwirt ein Feld verkauft, das zu Bauland wird, ist das oft eine steuerpflichtige Entnahme von Betriebsvermögen. Und eine Steuerzahlung kann er nur vermeiden, wenn er das Geld wieder in ein Feld investiert. Viele Landwirte ziehen deshalb auch Tauschgeschäfte vor. Zu diesem Zweck interessieren sich wiederum Gemeinden auch für Äcker und Wiesen, die nicht bebaut werden sollen.
Dagegen hat BBV-Kreisgeschäftsführer Thomas Kölbl den Eindruck, dass der „Hype auf landwirtschaftliche Flächen“durch Privatleute, die eine Geldanlage suchen, zuletzt etwas abgeebbt sei. Rentabel sei eine solche Geldanlage nur, wenn die Preise weiter steigen und das Grundstück mit Gewinn verkauft werde. Nennenswerte laufende Einnahmen bringe ein Acker in der Regel nicht.
Vielleicht spiele auch eine Gesetzesänderung eine Rolle: 2017 wurde das neue Bayerische Agrarstrukturgesetz erlassen. Dieses gewährt nunmehr bereits bei Flächen ab einem Hektar ein Vorkaufsrecht für Landwirte. Die BBV-LandSiedlung, ein Tochterunternehmen des Bauernverbands, kann dieses Recht für Landwirte ausüben. Die LandSiedlung setzt sich mit dem örtlichen BBV-Obmann in Verbindung und dieser dann in erster Linie mit den Nachbarn oder Pächter eines zum Verkauf stehenden Grundstück, erklärt Kölbl. Bisher war diese Grenze bei zwei Hektar gelegen. Jedoch gelten auch bei einem Vorkaufsrecht die Preise, die zuvor ein Verkäufer und ein nicht landwirtschaftlicher Käufer ausgehandelt haben.