Zeit nach Bühler ist zu Ende
Mit Bärbel Wagener-Bühler zieht ab April die Tochter des langjährigen Bürgermeisters Klaus Bühler ins Kauferinger Rathaus ein. Wie die Fraktionen auf diese besondere Situation reagieren
Die Wahlbeteiligung bei der Bürgermeister-Stichwahl in Kaufering war niedrig und der Abstand von Wahlgewinnerin Bärbel Wagener-Bühler (Kauferinger Mitte) und Thomas Salzberger (SPD) betrug nur 153 Stimmen. Beides schmälert die Aussagekraft des Wahlergebnisses aber nicht: Das gesamte kommunalpolitische Spektrum außerhalb der Kauferinger Mitte, das sich 2012 beziehungsweise 2014 anschickte, die Zeit nach der Ära Klaus Bühler und jetzt nach dem Intermezzo Erich Püttner (UBV) politisch zu gestalten, hat die Mehrheit der Kauferinger Wähler nicht überzeugt. Das ist umso bemerkenswerter, als dass SPD, CSU, GAL und Freie Wähler ja eine große Anzahl an Kandidaten aufgeboten hatten: Solche mit kommunalpolitischer Erfahrung im Ort wie Thomas Salzberger und Andreas Keller, aber auch von den Kauferinger Querelen unbelastete Quereinsteigerinnen wie Gabriele Uitz oder Dagmar Kramer.
Das Rennen machte aber Bärbel Wagener-Bühler. Die Juristin ist auch eine kommunalpolitische Quereinsteigerin – und sie ist die Tochter von Klaus Bühler. Sie auf diesen Familienzusammenhang zu reduzieren, würde ihr sicher nicht gerecht. Aber es ist schon bemerkenswert, dass sie von der Mehrheit der Kauferinger als attraktivere politische Alternative gesehen wird als diejenigen, die sich in den vergangenen sechs Jahren mit dem politischen Erbe von Klaus Bühler auf ihre Weise auseinandergesetzt haben.
Kaufering Gestern verabschiedete sich Bärbel Wagener-Bühler (Kauferinger Mitte) von ihren Arbeitskollegen bei der Stadt München, am Dienstag nach Ostern hat sie ihren ersten Arbeitstag als Bürgermeisterin von Kaufering. Nach dem knappen Erfolg in der Stichwahl gegen Thomas Salzberger (SPD) hofft Manfred Huber, der Fraktionssprecher der Kauferinger Mitte, auf einen unbelasteten Neuanfang. Sechs Jahre nachdem Klaus Bühler sein Amt als Bürgermeister zur Verfügung gestellt hat, zieht seine Tochter ins Rathaus ein. Was sagen die Fraktionen im Marktgemeinderat zu dieser Konstellation?
● CSU Meinrad Mayrock sitzt seit rund 20 Jahren im Gemeinderat. Mittlerweile ist er Fraktionssprecher der CSU. Ihn hat das Abschneiden von Bärbel Wagener-Bühler überrascht. Vor allem Senioren hätten die 45-Jährige gewählt, was bei der geringen Wahlbeteiligung von 52 Prozent den Ausschlag gegeben habe. Jetzt setzt er auf eine vernünftige Zusammenarbeit mit der neuen Bürgermeisterin. „Wir sind auch auf Erich Püttner zugegangen.“
● GAL Andreas Keller, der Fraktionssprecher der GAL, ist einer der drei Bürgermeisterkandidaten, die im ersten Wahldurchgang die Segel streichen mussten. Die Kandidatin der Kauferinger Mitte hat seiner Meinung nach vor der Stichwahl ihre Anhänger besser mobilisiert. „Wir wollen künftig konstruktiv mit ihr zusammenarbeiten“, sagt er. Bärbel Wagener-Bühler wird Mehrheiten finden müssen, schließlich habe die Kauferinger Mitte nur vier Sitze im Marktgemeinderat.
● Kauferinger Mitte Von einem überglücklichen Wahlsieg spricht Manfred Huber, der Fraktionsspre- cher der Kauferinger Mitte. Seine Fraktion hatte 2014 aus dem Stand heraus vier Sitze im Gemeinderat – darunter der mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedene Klaus Bühler – geholt, nun stelle sie auch noch die Bürgermeisterin. „Ich hoffe, dass sich die emotionale Stimmung gegen Klaus Bühler jetzt nicht gegen seine Tochter richtet.“Die 45-Jährige habe eine faire Chance verdient. Zudem gebe es genügend Themen in Kaufering, die sachlich gelöst werden müssen. ● SPD Thomas Wiesmann, der Sprecher der SPD-Fraktion im Marktgemeinderat, war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Sein Fraktionskollege Thomas Salzberger, hat seiner Konkurrentin noch am Wahlabend gratuliert. Gegenüber unserer Zeitung hatte er gesagt, er wolle künftig im Marktgemeinderat mit der neuen Bürgermeisterin konstruktiv zusammenarbeiten. „Es geht nur miteinander. Aber die Kauferinger Mitte muss offener werden.“ ● UBV „Jeder hat eine Chance verdient“, sagt Sascha Kenzler, der Sprecher der UBV-Fraktion. Es werde sich schnell herauskristallisieren, ob Bärbel Wagener-Bühler der Herausforderung im Rathaus und im Marktgemeinderat gewachsen ist. Von einer Blockadepolitik gegen die neue Rathauschefin wollen Kenzler und sein Ratskollege Bernhard Mödl nichts wissen. „Wir müssen Kaufering im Blick haben und das Verhältnis zu Tochter und Vater trennen“, sagt Mödl. ● parteilos Moritz Lau, seit wenigen Wochen parteilos im Marktgemeinderat, sagt, der Name „Bühler“habe im Wahlkampf funktioniert, auch wenn die 45-Jährige, die seit ihrem Studium nicht mehr in Kaufering gewohnt hat, relativ unbelastet sei. Er befürchtet, dass die Sachpolitik in den Hintergrund rücken könnte, weil der eine oder andere Marktgemeinderat Reibungspunkte mit Klaus Bühler hat. „Für mich ist klar, dass sie ihren Vater auch um Rat fragen wird.“