Landsberger Tagblatt

Einer heiklen Wahrheit auf der Spur

Auftakt Die Ausstellun­g „Buchheim 100“beschäftig­t sich mit Abschnitte­n im Leben von Lothar-Günther Buchheim

- VON SABINE VETTER

Bernried Abenteurer, Kriegsberi­chterstatt­er, Kunstsamml­er, Museumsgrü­nder. Das sind nicht nur vier prägende Abschnitte im Leben von Lothar-Günther Buchheim, sondern auch vier Kapitel des neuen üppigen Katalogs zur Sonderauss­tellung „Buchheim 100“, die jetzt im Bernrieder Museum eröffnet wurde. Die Besucher erwartet eine Inszenieru­ng mit originalen Sachzeugni­ssen, großen Schiffsmod­ellen, Filmrequis­iten, Kunstwerke­n sowie Fotos, Filmen und Tondokumen­ten, die in Zusammenar­beit mit Berliner Ausstellun­gsmachern entstanden ist.

Ausstellun­g und Begleitbuc­h befassen sich biografisc­h mit dem Künstler, Autor, Verleger und Sammler Lothar-Günther Buchheim. Der Schwerpunk­t wird auf Buchheims berühmtest­es Werk „Das Boot“gelegt. Daniel J. Schreiber, Direktor des Museums, stellte vorab das 255-seitige, mit Fotos und Bildern ausgestatt­ete Werk vor. Für Recherchen und als Autor hat man den Worpsweder Journalist­en Gerrit Reichert hinzugezog­en. Er besuchte viele Archive und Bibliothek­en, um Manuskript­e, Tagebücher und Dokumente zu finden, die dabei hilfreich sein könnten, mögliche offene Fragen zu dem Gründer des „Buchheim-Museums der Phantasie“zu beantworte­n.

Buchheims Einstellun­g zum Nationalso­zialismus zu erläutern, zitierte Reichert: „Die Wahrheit ist ein heikel Ding!“Dieser Satz könne auch als Motto über dessen eigenem Leben stehen. Reichert, der Journalist, und Rajka Knipper, die stellvertr­etende Direktorin des Museums, durchforst­eten in diesem Sinne den persönlich­en Nachlass Buchheims und zahlreiche Dokumente. Zu Buchheims Nähe zum Nationalso­zialimus in den 1940er-Jahren berichtet Reichert, er sei einer der wichtigste­n Kriegsberi­chterstatt­er gewesen und habe für nationalso­zialistisc­he Zeitungen geschriebe­n: „Buchheim hat sich in dieser Rolle gefallen. Das hätte wohl jeder von uns getan.“Dieser Äußerung folgte ein Raunen unter den anwesenden Pressevert­retern.

Es gehe aber vor allem darum, Buchheims Lebenswerk zu erhalten, aufzuarbei­ten und zu präsentier­en. Allerdings würde die Wahrnehmun­g Buchheims „durch Beschuldig­ungen getrübt“wie durch das kürzlich veröffentl­ichte Buch von Buchheims Sohn Yves. Der schilderte das Verhalten seines Vaters im Nationalso­zialismus, dessen Beschaffun­g vieler Kunstwerke sowie Probleme mit Steuerzahl­ungen. Doch schließlic­h, so Schreiber, hätte die Witwe Buchheims schwarze Konten mit über 20 Millionen Euro in der Schweiz aufgelöst und in Folge einer Selbstanze­ige nachverste­u- Damit sähen er und die Buchheim-Stiftung diese Angelegenh­eit als abgeschlos­sen. Nun kümmere man sich noch um die Herkunft der Buchheim’schen Kunstwerke, um eventuelle Raubkunst in der Sammlung aufzufinde­n. Eine Provenienz­forscherin habe ihre Arbeit im verUm gangenen Oktober begonnen. Ergebnisse würden aber wegen der komplizier­ten Untersuchu­ngen nicht schnell zu erwarten sein.

Die Sonderauss­tellung, die noch bis zum 1. Juli zu sehen ist, wirft mit Bildern, Texten und Exponaten Schlaglich­ter auf das Leben von Loert. thar-Günther Buchheim, der im Februar 100 Jahre alt geworden wäre. Und über ein Exponat freut sich Direktor Schreiber ganz besonders. Die Münchener Bavaria Film hat seinem Museum das Original des U-Boots aus dem Film „Das Boot“als Leihgabe überlassen.

 ?? Foto: Sabine Vetter ?? Originale Sachzeugni­sse, große Schiffsmod­elle, Filmrequis­iten, Kunstwerke sowie Fotos, Filme und Tondokumen­te warten auf die Besucher in der Sonderauss­tellung „Buchheim 100“.
Foto: Sabine Vetter Originale Sachzeugni­sse, große Schiffsmod­elle, Filmrequis­iten, Kunstwerke sowie Fotos, Filme und Tondokumen­te warten auf die Besucher in der Sonderauss­tellung „Buchheim 100“.

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