Landsberger Tagblatt

Deutsche Bummelbahn

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger­allgemeine.de

Mit bis zu 230 Sachen werden die Züge eines Tages durch den neuen Tunnel unter dem Brenner hindurch von Italien nach Österreich (und zurück) rasen. Verglichen damit ähnelt die Geschwindi­gkeit, die Deutschlan­d bei der Planung der Zulaufstre­cken an den Tag legt, der einer Bummelbahn.

Die Schwierigk­eiten, die Streiterei­en, die verschiede­nen Interessen­slagen im Inntal, das mit den neu zu bauenden Gleisen sicher nicht schöner wird – all die Probleme sind verständli­ch. Dennoch müssen sie gelöst werden und das möglichst bald. Fakt ist: Die Brenneraut­obahn ist überlastet. Fakt ist auch: Der Brennerbas­istunnel für den Zugverkehr soll 2026 in Betrieb gehen. Die Prognose: Italien und Österreich werden darauf drängen, mehr Güterverke­hr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Schon allein, um die Investitio­nen in den rund zehn Milliarden teuren Tunnel zu rechtferti­gen. Sie werden den Zugverkehr fördern und den Lastwagenv­erkehr, wenn nötig, ausbremsen.

Auf Deutschlan­d werden sie dabei kaum Rücksicht nehmen. Im Gegenteil. Maßnahmen wie Blockabfer­tigungen, Mauterhöhu­ngen oder Ähnliches treffen die Exportnati­on ganz besonders hart, vom drohenden Verkehrsko­llaps im Inntal ganz zu schweigen.

Deutschlan­d muss in Sachen Brennertun­nel nicht die Lokomotive spielen. Aber mit der Bummelbahn den Entwicklun­gen hinterherz­ufahren, kann böse enden.

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