Landsberger Tagblatt

James Francis Gill in der Galerie Stenzel

James Francis Gill zeigt seine Arbeiten in der Galerie Stenzel in Seefeld. Innen Schwarzwei­ß – außen bunt

- VON NUË AMMANN

Seefeld In der Pop-Art stecken jede Menge Ikonen, Bilder von Menschen, Situatione­n und Objekten unseres Alltags, die durch besondere Herausstel­lung und Wiederholu­ng zum Kult wurden. Das machen die Bilder von bedeutende­n Vertretern wie Roy Lichtenste­in, Andy Warhol, Tom Wesselmann oder eben James Francis Gill, dem die aktuelle Ausstellun­g in der Galerie Stenzel auf Schloss Seefeld gewidmet ist, deutlich.

Dass auch der Kunstgriff, in Schwarzwei­ß zu malen in diesem Sinne Pop-Art ist, wird in der Ausstellun­g mit dem Titel „The Absence of Color“erlebbar.

Mit drei Gemälden von Marilyn Monroe, seinem „Marilyn-Triptychon“, schaffte James Francis Gill Anfang der 1960er-Jahre seinen künstleris­chen Durchbruch. Entstanden waren diese noch unter dem Eindruck des Suizides der Schauspiel­erin, erzählt James Francis Gill in der Galerie Stenzel anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellun­g. Seither begleite sie ihn, sagt er und schmunzelt versonnen.

Die drei Gemälde wurden bereits 1962 in die ständige Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art aufgenomme­n, James Francis Gill als neuer Vertreter der Pop-Art gefeiert und von Felix Landau – einem der damals einflussre­ichsten Galeristen der USA, für zehn Jahre unter Vertrag genommen.

Auch in Seefeld ist Marilyn dabei, im Original als Wachsstift-Gemälde, als „Metamage“, wie Gill seine selbstentw­ickelte Collagente­chnik nennt, und als Siebdruck auf Büttenpapi­er.

Und alles in Schwarzwei­ß, wie es der Titel der Ausstellun­g festlegt. Zur Eröffnung, die zu Ehren des selbst schon zur Ikone gewordenen Malers im großen Rahmen gefeiert wurde, wurde anhand von eigens vorbereite­tem Filmmateri­al präsentier­t, wie Gill seine Metamagen entwickelt, Porträt und abstrakte Gemälde miteinande­r verbindet und rhythmisie­rt zu neuen Werken werden lässt. Es ist ein wirkungsvo­lles und zugleich sanftes Prozedere, das die Welle der Pop-Art in eine modern motivierte Malerei münden lässt.

Auch die übrigen Arbeiten in der Galerie sind daraufhin ausgewählt, die Kraft, die Gill auch in seinem Spätwerk zeigt, mit dem Ruhm seiner jungen Jahre zu koppeln und dem Publikum den zeitgenöss­ischen Künstler Gill zu präsentier­en. Dass sich dabei Vergangenh­eit und Gegenwart immer wieder aufs Neue mischen, sich voneinande­r absetzen und ein schillernd­es Gesamtbild ergeben, ist eine große Leistung der Galerie. Gills Technik der zum Teil collagiert­en, zum Teil kompositor­isch angelegten Gegenübers­tellung findet auch in vielen weiteren Arbeiten Anwendung: beispielsw­eise in dem Wachsstift-Gemälde von 2001, „Picasso’s Eye with seated Beather 1“, das eine von Gill nachempfun­dene Figur Picassos und daneben eine detaillier­te Studie dessen Auges zeigt; ebenso wie die aus Wachsstift und Ölfarben kombiniert­e Arbeit desselben Jahres mit dem Titel „Her sealed Lips“, das der Studie eines verschloss­en gepiercten Lippenpaar­es eine heftig bewegte, schwarzwei­ße Farbfläche unterlegt.

Der 1934 in Texas geborene James Francis Gill gilt als einer der amerikanis­chen Pop-Art-Künstler der ersten Stunde. 1969 präsentier­te ihn die damals internatio­nal am höchsten anerkannte Kunstausst­ellung „Sao Paulo 9 Exhibition“zusammen mit Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenste­in, Robert Rauschenbe­rg, Tom Wesselmann, Edward Hopper und Jasper Johns. Er selbst sieht sich aber nicht nur als Vertreter der Pop-Art, sondern bezeichnet sich auch als „Pop Surrealist“.

Die sehenswert­e Ausstellun­g ist noch bis Samstag, 31. März, jeweils Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet oder kann nach telefonisc­her Vereinbaru­ng unter 0173-8901147 besucht werden. Zur Ausstellun­gsserie „The Absence of Color“von James Francis Gill ist zudem ein begleitend­er Katalog erschienen, der auf der Homepage der Galerie als Download zur Verfügung steht.

Marilyn begleitet ihn seit den 1960er Jahren

Eine sehr sehenswert­e Ausstellun­g

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 ?? Fotos: Nue Ammann ?? „Icon MM – 14“eine sogenannte „Metamage“von James Francis Gill mit – natürlich Marilyn Monroe. Eine Arbeit aus den 1960er Jahren.
Fotos: Nue Ammann „Icon MM – 14“eine sogenannte „Metamage“von James Francis Gill mit – natürlich Marilyn Monroe. Eine Arbeit aus den 1960er Jahren.
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Nur für den Eröffnungs­tag der Ausstellun­g von James Francis Gill in der Galerie Sten zel wurde ein von ihm gestaltete­r Pop Art Käfer im Schlosshof präsentier­t.

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