Bambini-Turnier in Landsberg
Bei der achten Auflage seines Bambiniturniers schneidet der HC Landsberg so gut ab wie noch nie. Fast 300 Kinder gehen an zwei Tagen aufs Eis. Worauf es bei der Nachwuchsarbeit ganz besonders ankommt
Landsberg Mit schnellen, kurzen Schritten nimmt der Eishockeyspieler im dunkelblauen Trikot Fahrt auf. Die Kufen schneiden sich in rasanter Fahrt ins Eis, zwei Gegenspieler werden wie Slalomstangen umkurvt. Es staubt kurz auf, als der Spieler ruckartig zum Stillstand kommt. Dann geht es sehr schnell: Ein schneller Pass zum Nebenspieler, der zieht aus kurzer Distanz ab und schlenzt den Puck am Torwart vorbei ins linke obere Eck, und schon steht es 1:0 für den HC Landsberg A gegen die Heilbronner Jungfalken. Was dann kommt, ist ohrenbetäubender Jubel.
Die Rede ist nicht von einem Erwachsenen-Eishockeyspiel, wie man vielleicht angesichts der gekonnten Leistungen auf dem Eis meinen könnte, sondern von den Bambini. Sie standen beim diesjährigen BMW Reisacher Cup im Mittelpunkt. Bereits zum achten Mal veranstaltete der HC Landsberg dieses Eishockeyturnier für Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren. Es zählt mit 16 Mannschaften laut Angaben des Vereins zu den größten internationalen Turnieren Deutschlands. Nahezu 300 Kinder füllten an beiden Turniertagen jeweils von 8.30 bis 20 Uhr die Eissporthalle und die umliegenden Hotels, in denen sie untergebracht waren.
Auf dem Eis wuselt es. Dort finden jeweils zwei Spiele gleichzeitig statt. Neben den vier Spielern plus Torwart, die spielen, warten weitere drei Reihen à vier Spielern auf ihren Einsatz. Für zusätzliche Hektik sorgt, dass alle 60 Sekunden die Reihen im fliegenden Wechsel ausgetauscht werden. Insgesamt stehen in einer Partie fast 40 verschiedene Spieler auf dem Eis. Auch hinter der Bande findet fieberhaftes Treiben statt: Pinguinen gleich watscheln die Kleinen hinter ihrem Trainer nach. Der stimmt sie in den Spielpausen lautstark auf den nächsten Gegner ein. Kleinere Blessuren werden verarztet. Die Eltern der jungen Kufencracks lassen es sich bei Kaffee und Kuchen auf den Zuschauerrängen gut gehen.
Die Regeln sind ein wenig anders als bei den Erwachsenen. Anstatt mit fünf Spielern plus Torwart wird nur mit vier Spielern gespielt. Anders als bei den Erwachsenen wird das Spiel nach einem Tor nicht unterbrochen, sondern geht sofort weiter. Für ausgiebigen Torjubel bleibt da kaum Zeit. Es gibt auch keinen festen Kapitän – zumindest beim HC Landsberg nicht. Es wird nach jedem Spiel durchgewechselt. „So kommt jeder mal dran“, meint der neunjährige Leopold Kurz vom HC Landsberg, und findet das auch gut so. Für ihn ist es schon das vierte Turnier in Landsberg. Feste Positionen in Form von Angreifern oder Verteidigern gibt es ebenfalls noch nicht. „Alle laufen nach vorne und dann wieder zurück“, erklärt Leopold.
Neben den kleineren Unterschieden bei den Regeln gibt es eine große Gemeinsamkeit zwischen Erwachsenen und Kindern: die Leidenschaft, mit der sie diesen Sport betreiben. Direkt im Anschluss an das Spiel HC Meran Junior (Italien) gegen den EHC Bayreuth, das die Deutschen knapp mit 3:2 für sich entschieden, werfen die siegreichen Spieler die Helme in die Luft und klatschen sich ab. Anschließend fahren die Spieler an die Bande und schlagen im Takt von „We will rock you“mit den Eishockeyschlägern gegen die Bande.
Was die sechs- bis zehnjährigen Kinder beim Turnier zeigen, ist schon sehr beeindruckend. Das liegt auch daran, dass die Vereine – anders als noch vor zehn Jahren – viel mehr Wert auf die läuferischen Qualitäten in Schlittschuhen als auf das körperbetonte Spiel legen. „Was die läuferischen Fähigkeiten auf dem Eis anbelangt, sind wir hier vielleicht die zweitbeste Mannschaft“, meint Thomas Blaschta, Leiter der Nachwuchs-Abteilung beim HC Landsberg. Langfristig werde sich dieses Konzept auszahlen. Er ist sich sicher, dass man das eine oder andere Talent in einigen Jahren in der DEL wiedersehen wird.
Kurzfristig zeigt der Fokus auf die Schlittschuhfähigkeiten auch schon Erfolge. Denn so gut wie in
Feste Positionen auf dem Eis gibt es keine
Im zweiten Spiel revanchieren sich die Falken
diesem Jahr schnitt die A-Mannschaft des HCL beim eigenen Bambiniturnier noch nie ab.
Spieler Leopold Kurz sah die Chancen zu Turnierbeginn optimistisch: „Auf jeden Fall schätze ich mal, es läuft besser als letztes oder vorletztes Jahr. Vielleicht werden wir Zweiter oder Vierter.“Am Ende sollte er mit Rang vier Recht behalten. Gewann der HCL im Vorrundenspiel noch 4:2 gegen die Heilbronner Jungfalken, so verloren die Landsberger in einem dramatischen Spiel um Platz drei mit 4:6, was nach Platz elf im Vorjahr einen ordentlichen Sprung bedeutet.
Der Landsberger B-Mannschaft gelang ein 15. Platz – nach einem 2:1-Sieg nach Penalty-Schießen gegen HC Trento Junior. Verdient gewonnen hat das Turnier am Ende der EHC München, der sich im Finale gegen die Löwen Frankfurt (3:1) durchsetzte.
Am Ende des Tages erhielt jeder Spieler einen Pokal und freute sich mit strahlenden Augen und einem glücklichen Lächeln darüber – egal ob Platz eins oder 16. Sieger dieses Turniers sind also die Kinder und der Eishockeysport insgesamt – da waren sich alle Beteiligten einig. Peggy Hanke, die Organisatorin des Turniers, konnte somit ein überaus positives Fazit ziehen.