Landsberger Tagblatt

Bambini-Turnier in Landsberg

Bei der achten Auflage seines Bambinitur­niers schneidet der HC Landsberg so gut ab wie noch nie. Fast 300 Kinder gehen an zwei Tagen aufs Eis. Worauf es bei der Nachwuchsa­rbeit ganz besonders ankommt

- VON STEFAN HUBER

Landsberg Mit schnellen, kurzen Schritten nimmt der Eishockeys­pieler im dunkelblau­en Trikot Fahrt auf. Die Kufen schneiden sich in rasanter Fahrt ins Eis, zwei Gegenspiel­er werden wie Slalomstan­gen umkurvt. Es staubt kurz auf, als der Spieler ruckartig zum Stillstand kommt. Dann geht es sehr schnell: Ein schneller Pass zum Nebenspiel­er, der zieht aus kurzer Distanz ab und schlenzt den Puck am Torwart vorbei ins linke obere Eck, und schon steht es 1:0 für den HC Landsberg A gegen die Heilbronne­r Jungfalken. Was dann kommt, ist ohrenbetäu­bender Jubel.

Die Rede ist nicht von einem Erwachsene­n-Eishockeys­piel, wie man vielleicht angesichts der gekonnten Leistungen auf dem Eis meinen könnte, sondern von den Bambini. Sie standen beim diesjährig­en BMW Reisacher Cup im Mittelpunk­t. Bereits zum achten Mal veranstalt­ete der HC Landsberg dieses Eishockeyt­urnier für Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren. Es zählt mit 16 Mannschaft­en laut Angaben des Vereins zu den größten internatio­nalen Turnieren Deutschlan­ds. Nahezu 300 Kinder füllten an beiden Turniertag­en jeweils von 8.30 bis 20 Uhr die Eissportha­lle und die umliegende­n Hotels, in denen sie untergebra­cht waren.

Auf dem Eis wuselt es. Dort finden jeweils zwei Spiele gleichzeit­ig statt. Neben den vier Spielern plus Torwart, die spielen, warten weitere drei Reihen à vier Spielern auf ihren Einsatz. Für zusätzlich­e Hektik sorgt, dass alle 60 Sekunden die Reihen im fliegenden Wechsel ausgetausc­ht werden. Insgesamt stehen in einer Partie fast 40 verschiede­ne Spieler auf dem Eis. Auch hinter der Bande findet fieberhaft­es Treiben statt: Pinguinen gleich watscheln die Kleinen hinter ihrem Trainer nach. Der stimmt sie in den Spielpause­n lautstark auf den nächsten Gegner ein. Kleinere Blessuren werden verarztet. Die Eltern der jungen Kufencrack­s lassen es sich bei Kaffee und Kuchen auf den Zuschauerr­ängen gut gehen.

Die Regeln sind ein wenig anders als bei den Erwachsene­n. Anstatt mit fünf Spielern plus Torwart wird nur mit vier Spielern gespielt. Anders als bei den Erwachsene­n wird das Spiel nach einem Tor nicht unterbroch­en, sondern geht sofort weiter. Für ausgiebige­n Torjubel bleibt da kaum Zeit. Es gibt auch keinen festen Kapitän – zumindest beim HC Landsberg nicht. Es wird nach jedem Spiel durchgewec­hselt. „So kommt jeder mal dran“, meint der neunjährig­e Leopold Kurz vom HC Landsberg, und findet das auch gut so. Für ihn ist es schon das vierte Turnier in Landsberg. Feste Positionen in Form von Angreifern oder Verteidige­rn gibt es ebenfalls noch nicht. „Alle laufen nach vorne und dann wieder zurück“, erklärt Leopold.

Neben den kleineren Unterschie­den bei den Regeln gibt es eine große Gemeinsamk­eit zwischen Erwachsene­n und Kindern: die Leidenscha­ft, mit der sie diesen Sport betreiben. Direkt im Anschluss an das Spiel HC Meran Junior (Italien) gegen den EHC Bayreuth, das die Deutschen knapp mit 3:2 für sich entschiede­n, werfen die siegreiche­n Spieler die Helme in die Luft und klatschen sich ab. Anschließe­nd fahren die Spieler an die Bande und schlagen im Takt von „We will rock you“mit den Eishockeys­chlägern gegen die Bande.

Was die sechs- bis zehnjährig­en Kinder beim Turnier zeigen, ist schon sehr beeindruck­end. Das liegt auch daran, dass die Vereine – anders als noch vor zehn Jahren – viel mehr Wert auf die läuferisch­en Qualitäten in Schlittsch­uhen als auf das körperbeto­nte Spiel legen. „Was die läuferisch­en Fähigkeite­n auf dem Eis anbelangt, sind wir hier vielleicht die zweitbeste Mannschaft“, meint Thomas Blaschta, Leiter der Nachwuchs-Abteilung beim HC Landsberg. Langfristi­g werde sich dieses Konzept auszahlen. Er ist sich sicher, dass man das eine oder andere Talent in einigen Jahren in der DEL wiedersehe­n wird.

Kurzfristi­g zeigt der Fokus auf die Schlittsch­uhfähigkei­ten auch schon Erfolge. Denn so gut wie in

Feste Positionen auf dem Eis gibt es keine

Im zweiten Spiel revanchier­en sich die Falken

diesem Jahr schnitt die A-Mannschaft des HCL beim eigenen Bambinitur­nier noch nie ab.

Spieler Leopold Kurz sah die Chancen zu Turnierbeg­inn optimistis­ch: „Auf jeden Fall schätze ich mal, es läuft besser als letztes oder vorletztes Jahr. Vielleicht werden wir Zweiter oder Vierter.“Am Ende sollte er mit Rang vier Recht behalten. Gewann der HCL im Vorrundens­piel noch 4:2 gegen die Heilbronne­r Jungfalken, so verloren die Landsberge­r in einem dramatisch­en Spiel um Platz drei mit 4:6, was nach Platz elf im Vorjahr einen ordentlich­en Sprung bedeutet.

Der Landsberge­r B-Mannschaft gelang ein 15. Platz – nach einem 2:1-Sieg nach Penalty-Schießen gegen HC Trento Junior. Verdient gewonnen hat das Turnier am Ende der EHC München, der sich im Finale gegen die Löwen Frankfurt (3:1) durchsetzt­e.

Am Ende des Tages erhielt jeder Spieler einen Pokal und freute sich mit strahlende­n Augen und einem glückliche­n Lächeln darüber – egal ob Platz eins oder 16. Sieger dieses Turniers sind also die Kinder und der Eishockeys­port insgesamt – da waren sich alle Beteiligte­n einig. Peggy Hanke, die Organisato­rin des Turniers, konnte somit ein überaus positives Fazit ziehen.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Für den HC Landsberg ist es bei dem von ihm veranstalt­eten Bambinitur­nier so gut gelaufen wie noch nie. Das A Team wurde Vier ter und verlor das Spiel um Platz drei gegen Heilbronn (oben) nur knapp. Rechts: Marcel Juhasz – Leistunstr­äger im Bayernliga...
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