Von der Samenzucht zum Dehner Reich
Unternehmen in der Region Die Anfänge waren bescheiden. Heute ist Dehner Europas größter Gartencenter-Konzern. Albert und Georg Weber erzählen, wie es dazu kam
Rain Erfolg klingt einfach, wenn Albert Weber darüber spricht: Die wichtigsten Eigenschaften eines Unternehmers seien Fleiß, Bescheidenheit und Demut. Und ein intaktes Familienleben, das sei auch förderlich. Denn irgendwann stelle sie sich ja, die Frage der Nachfolge. „Dann braucht es einen, der loslässt und einen, der annimmt.“
Wir treffen den Seniorchef, 70, zum Interview in der Dehner-Zentrale in Rain am Lech. Es ist März, noch keine Gartensaison, aber der Kundenparkplatz des Blumenparks ist schon voll. Im neuen Verwaltungsanbau gleich nebenan geht es ruhiger zu – auch wenn die Stille täuscht: 30 Mitarbeiter haben vergangenes Jahr dort ihre Büros bezogen. Albert Weber nennt sie die „jungen Wilden“. Das liegt an ihrem Aufgabengebiet: Marketing und E-Commerce, der Online-Handel also. Ein weites Feld, das noch keine Rolle spielte, als Weber in den 80ern die Leitung der Dehner GmbH & Co. KG übernahm.
Schon lange vorher hatte festgestanden, dass er einmal in die Fußstapfen seiner Eltern treten würde. Georg und Albertine Weber, eine geborene Dehner, hatten 1947 in Rain eine Samenzucht und -großhandlung gegründet. Ein ZweiPersonen-Betrieb, nicht mehr, aber doch lukrativ, weil sich viele Deutsche nach dem Krieg ihr Gemüse selbst zogen. Albert Weber entwickelte das Geschäft weiter, wobei das fast zu lapidar klingt: Dehner ist heute mit 126 Märkten in Deutschland und Österreich Europas größter Gartencenter-Konzern. 2017 lag der Nettoumsatz bei 759 Millionen Euro, in diesem Jahr sollen es 816 Millionen werden.
Das Zauberwort ist Expansion, Albert Weber und sein Sohn Georg, der 2009 die Geschäftsleitung übernahm, verwenden es oft. „Unsere Firma ist verdammt zu expandieren“, sagen sie – eine Art Teufelskreis, denn wer wachsen will, braucht Geld und wer Geld hat, investiert es in Wachstum. Auf der Internetseite der Firma wird das Thema offen angesprochen: Dehner sucht dort nach Märkten in ganz Deutschland und Österreich. Voraussetzungen: Städte ab 30000 Einwohnern, gute Verkehrsanbindung, mindestens 14000 Quadratmeter Grund, auch Übernahmen bestehender Gartencenter sind denkbar. In Deutschland breitet sich der Konzern so langsam, aber stetig nach Norden aus, in Österreich will Dehner bis zum Jahr 2025 flächendeckend präsent sein.
Wenn sie da so sitzen, Vater und Sohn, im neuen, fast pflanzenfreien Firmentrakt, ist zu spüren, warum der Generationenwechsel funktionierte: Georg Weber, 39, kann seinem Vater zuhören. Der wiederum gibt zwar Ratschläge, er kommt täglich ins Büro, doch er lässt seinem Sohn den nötigen Freiraum. Den modernen Firmentrakt mit seinen gläsernen Fronten hat Georg Weber geplant, den alten mit seinen Backsteinfassaden der Seniorchef. Der Übergang zur nächsten Generation spiegelt sich hier auch in der Architektur.
Immer Neues, immer Fortentwicklung. Albert Weber gefällt, dass sein Sohn diese Philosophie verinnerlicht hat. „Als Einzelhändler muss man 24 Stunden am Tag darüber nachdenken, ob das Konzept noch stimmt.“Lautet die Antwort Nein, wird nachjustiert. In den vergangenen knapp zehn Jahren meisterte der Konzern eine der schwierigsten Entwicklungen: Er ging den Schritt ins Internet, was einfacher klingt, als es war. „Grün ist unser Herzstück, doch es lässt sich schwer digitalisieren“, sagt Georg Weber. In den Gartencentern könne man Pflanzen inszenieren. Im Internet dagegen fehlen wichtige Impulse, die den Kunden zum Kauf animieren: der Geruch der Pflanzen, die Wärme eines Gewächshauses.
Um das Manko auszugleichen, verquickte Dehner den stationären Handel mit dem Internetgeschäft. Zunächst konnten die Kunden on-
line nur Waren auswählen, bestellen und sie im nächsten Gartencenter abholen. Cross Channel nennt man das – die Verbindung mehrerer Verkaufskanäle. Seit letztem Frühjahr werden auch Pflanzen versandt; „aber nur die, die das auch überstehen“, sagt Georg Weber. „Mit Orchideen ließe sich das nicht machen. Bis sie ankommen, entsprächen sie nicht mehr den Qualitätsanforderungen, die wir an unsere Produkte stellen.“Dehner hat zuletzt mehrere Millionen Euro in die Digitalisierung investiert, die EDV erneuert, einen Geschäftsführer für E-Commerce und Marketing installiert und fast 30 Mitarbeiter eingestellt, die den Prozess vorantreiben.
Für Albert Weber ist seine Firma wie eine Familie. Über 5600 Angestellte arbeiten für Dehner, mit jeder neuen Filiale kommen bis zu 35 dazu. Dass einer 30, 40 Jahre in der Firma bleibt, kommt immer wieder vor; im Geschäftsbericht 2017 sind den Jubilaren acht Seiten gewidmet. Albert Weber ist stolz darauf, weil solche langen Zugehörigkeiten zeiauch
Über 5600 Menschen arbeiten für den Betrieb