Eine Dießenerin überreicht olympisches Gold
Paralympics Dr. Gertrude Krombholz war für den Internationalen Behindertensportverband in Südkorea mit dabei. Zwei Mal nahm sie als Funktionärin an Siegerehrungen teil. Warum auch das Augustinum profitiert
Dießen Wenn Dr. Gertrude Krombholz im Wintergarten des Dießener Augustinums sitzt und über die vergangenen zwei Wochen erzählt, dann glänzen die Augen der temperamentvollen Mittachzigerin wie die Medaillen, die sie den Athleten der Paralympischen Winterspiele unlängst um den Hals hängen durfte. Gertrude Krombholz war eine der Medal-Presenter und verlieh das begehrte Edelmetall gleich zwei Mal auf der Medal Plaza in Pyeongchang: einmal beim Ski-Alpin-Wettbewerb der Frauen und einmal beim Langlauf der Männer über zwölf Kilometer.
Nun muss man wissen, dass es für Gertrude Krombholz nicht die ersten Paralympischen Spiele waren, sondern die sechzehnten. Und die ehemalige Leiterin der Sportlehrerausbildung an der Technischen Universität München und OlympiaChefhostess war bei drei Olympischen Spielen (1972/1976 und 1980) unter anderem zuständig für die gesamten Siegerehrungen. Sie ist mit den Großen der Sportwelt und nicht nur mit diesen auf Du und Du. So stellt sich die Kronprinzessin Viktoria von Schweden wie selbstverständlich mit ihr untergehakt den Fotografen, auch der Ministerpräsident Südkoreas, Moon Jae-Ju, gehörte mit seiner Frau zu ihren Gesprächspartnern.
Wo sie auch hinkommt, ob nach Brasilien, in die Ukraine oder nach Weißrussland, mit wem sie sich auch trifft, Gertrude Krombholz, oder „Krombine“, wie sie gerufen wird, kennt sie alle. „Ich bin auch in Minsk ein Begriff“, lacht sie und klingt dabei zu keiner Zeit überheblich – im Gegenteil: „Ich bin dem Herrgott dankbar, dass ich das alles erleben darf.“Dabei hatte sie in ihrem Leben nicht nur, aber vor allem dem Behindertensport viel gegeben. Krombholz entwickelte als Tanz- und -Ausbilderin den Rollstuhl-Tanzsport und etablierte diesen auch international. Inzwischen ist Rollstuhltanz offizielle Sportart im International Paralympic Committee (IPC), schaffte es aber nur bei den Winterspielen 1980 zu einem olympischen Demonstrationswettbewerb.
Das ärgert Gertrude Krombholz schon ein wenig, gibt sie zu, schließlich werde sie im Juli 85 Jahre alt: „Dass Rollstuhltanz olympisch wird, erlebe ich zumindest nicht mehr.“2002 bekam sie aber den paralympischen Orden verliehen, die höchste Auszeichnung, die eine mit der Paralympischen Bewegung ver- bundene Person erreichen kann. „In Deutschland tragen außer mir nur noch fünf weitere Menschen diesen Orden“, zeigt sie sich schon stolz.
Als „Member of the Paralympic Order“genießt sie die Privilegien, als eine der wenigen Personen bei den Medaillenzeremonien Gold, Silber oder Bronze an die Sportler zu verleihen. In Pyeongchang waren das die Goldmedaille für die Deutsche Anna-Lena Forster. Deren Mannschaftskollegin Anna SchaffelProfi
Sie überlässt nichts dem Zufall
huber nahm die Silbermedaille von Gertrude Krombholz entgegen. Auch wenn sie bereits zum achten Mal als Medal Presenter antreten durfte, überlässt sie, wie es eben ihre Art ist, nichts dem Zufall. „Ich habe mir vor der Zeremonie noch schnell andere Medaillenübergaben angesehen, damit ich später dann nichts falsch mache.“
Es ist auch dieser enge Kontakt mit den Athleten, der „Krombine“so freut und jung erhält. „Man fiebert noch mehr mit den jungen Menschen mit, teilt dann Freude oder auch Trauer über einen verpatzten Durchgang.“Die Reise und auch den Hotelaufenthalt bestritt Gertrude Krombholz wie immer auf eigene Kosten. Das sei auch gut so. Dafür erhielten Ordensträger wie sie freien Zutritt zu Eröffnungs- und Abschlussfeier auf besten Plätzen und auch Zugang zu Para-FamiliyLounges. Dort treffen sich Sportler wie Funktionäre und Ehrengäste. „Das war eine riesige Kontaktbörse mit vielen guten Gesprächen.“
Dort fühlte sich Gertrude Krombholz wohl, und davon wird sie im Augustinum noch zu erzählen haben. Die Mitglieder der von ihr ins Leben gerufenen Rollator-Tanzgruppe sind nämlich schon sehr gespannt auf die Erzählungen aus Korea.