Der zarte Heintje war 1968 bei uns absolute Nummer 1. Nun er hat die Hits von einst neu aufgenommen. Über Mama, Musterkinder und Heiratsanträge
Wie kam die Idee zustande, den Kleinen und den Großen in einem Album zusammenzubringen?
Hein Simons: Ich habe mir zum 50-jährigen Bühnenjubiläum Gedanken gemacht, was man machen könnte. Von meinem Manager kam die Idee: Wir sehen, ob wir die Bänder von damals bekommen, nehmen die Stimme von damals und legen neu Orchester und Chöre drauf. Und ich singe dazu. Ich glaube, es ist ein Novum in der Musikgeschichte, dass jemand mit seinem eigenen Ich singt.
Sie sind aus eigenem Antrieb Kinderstar geworden, nicht wie manches Kind vom Ehrgeiz der Eltern getrieben. Wie war das damals?
Simons: Ich hatte keine ehrgeizigen Eltern. Aber sie haben mich unterstützt. Ich wollte immer Sänger werden. Mein Vater wollte zu meinem ersten Gesangswettbewerb gar nicht mitgehen, er meinte: Da hast du eh keine Chance. Es war ja die Zeit der Beatles. Dann ist meine Mutter mitgekommen – und ich hab gewonnen, mit „Mama“auf Italienisch. Es ist eigentlich ein italienischer Hit.
Frage: Waren Sie ein Mama-Kind? Simons: Meine Mutter ist eine ganz tolle, die allerbeste Mutter, die es gibt. Ich liebe meine Mutter, ich sehe sie bis heute regelmäßig. Aber ich war mehr Papa-Kind. Männer können ab und zu mehr mit Männern machen. Schönere Sachen macht man aber mit den Frauen…
Sind Sie manchmal neidisch auf Heintje, hätten Sie gern noch mal die Stimme von damals?
Simons: Ich sang früher schon toll. Das war gigantisch und einmalig. Ich denke, die Stimme war der Grund des Erfolges. Technisch hat es bestimmt Kinder gegeben, die besser singen konnten. Aber wenn ich die Stimme heute noch hätte, würden Sie fragen, wie das kommt. Alles hat seine Zeit. Zur damaligen Zeit passten die Texte und die Stimme. Es war eine wunderschöne Zeit, aber sie ist abgeschlossen. Ich blicke nicht mit Wehmut zurück, sondern mit sehr viel Freude. Wie ist das, sich selbst stimmlich zu begegnen?
Simons: Es ist ein Miteinander. Das Album ist in der heutigen Zeit produziert und es ist auch textlich erwachsen. Die neuen Texte begegnen dem Jungen aus erwachsener Sicht. Das macht die Sache rund. Es ist aber auch eine sehr emotionale Geschichte, eine spannende Geschichte – und es hat viel Spaß gemacht.
Haben Sie damals tatsächlich ein Hollywood-Angebot abgelehnt?
Simons: Ja. Mit 14 Jahren sollte ich einen Supervertrag für sieben Jahre bekommen. Leider haben wir nicht angenommen. Leider, sage ich im Nachhinein. Meine Eltern hatten ein bisschen Angst: Was, wenn ich in drei Jahren keine Lust mehr habe – und wir haben für sieben Jahre unterschrieben? Aber wer weiß: Vielleicht wäre es noch verrückter geworden. Vielleicht hätte es mir geschadet. Schade war es aus künstlerischer Sicht. Das wäre schon noch professioneller gewesen.
Waren Sie damals wirklich dieses liebe Musterkind?
Simons: Ich war ein ganz normales Kind. Genauso frech, vielleicht sogar etwas frecher als die anderen. Aber das hat außer meinen Eltern keiner mitbekommen.
Sie haben die heile Welt besungen, die liebe Oma, die liebe Mama – war das echt, haben Sie das ernst gemeint? Simons: Gegenfrage, wenn Sie mich damals produziert hätten, was hätten Sie für einen Elfjährigen geschrieben? Sie können nicht über die große Liebe schreiben, die er noch nicht erlebt hat. Und wenn er eine gute und schöne Kindheit hat, kann man auch nicht schreiben, wie schrecklich die Welt ist. Über was hätte ich da singen sollen – ich hatte ja nichts Schlimmes erlebt. Ich hatte keinen Einfluss auf die Texte. Aber das war schon gut so. Ich stehe bis heute dazu.
Dass es den Mamas und Omas gefallen hat, verwundert nicht. Aber wie kam das bei Gleichaltrigen, bei Mitschülern an?
Simons: Die ganz Kleinen waren schon dabei – die mussten mich ja hören, wenn sie zu Oma gingen. Ich hatte auch sehr viele junge Fans. Die Gruppe, die fehlte, war zwischen 14 und 20 Jahre alt. Aber alles darunter und darüber habe ich abgeräumt.
Haben Sie wirklich mit 12, 14 Heiratsanträge bekommen?
Simons: Ja, das war der Wahnsinn. Da haben erwachsene Frauen geschrieben, zwar nicht direkt einen Heiratsantrag, aber so etwa: „Warte bis du 18 oder 20 bist, hier hast du schon mal meine Adresse, dann meldest du dich.“Das war damals schon befremdlich – und ist es heute noch.
Und, was war dann, als Sie 18 waren? Simons: Ich glaube, da waren mir die Frauen dann wiederum zu alt.
Bekommen Sie immer noch Anträge? Simons: Vor allem, seit ich mich von meiner Frau getrennt habe, wird das wieder ganz verrückt. Ich bin offen. Aber ich war über 30 Jahre lang verheiratet. Heiraten – nein. Erst mal nicht.
Inzwischen haben Sie Kinder, singen sie auch?
Simons: Nee, gar nicht, die können nicht singen – da war kein Talent. Ich habe einmal mit beiden zusammen gesungen, aber ich habe auch gesagt, dabei bleibt’s. Allerdings wäre ich ein guter Manager für sie gewesen, aus der langen Erfahrung heraus.
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