Landsberger Tagblatt

Vor 40 Jahren wurde er für immer zum Fiesling

TV Der durch und durch böse Ölbaron J.R. Ewing war für Larry Hagman die Rolle seines Lebens. Er prägte die Kultserie „Dallas“– und diese das deutsche Fernsehen der 80er Jahre

- VON MARTIN WEBER

Augsburg Keiner konnte so fies lachen wie er: Wenn der texanische Ölmillionä­r und Oberschuft J.R. Ewing wieder einmal einen Geschäftsp­artner über den Tisch gezogen oder einen Politiker geschmiert hatte, stimmte er sein charakteri­stisches Geißbockge­mecker an, das zu seinem Markenzeic­hen wurde.

Vor 40 Jahren – ja, wie die Zeit vergeht – war es erstmals im amerikanis­chen Fernsehen zu hören. Denn am 2. April 1978 startete die Serie „Dallas“im US-Sender CBS. Drei Jahre später kam sie auch ins deutsche Fernsehen – und bis zu 18 Millionen Zuschauer schalteten immer dienstags das Erste ein, wenn der von Larry Hagman gespielte Fiesling J.R., seine schöne Frau Sue Ellen (Linda Gray), sein gutmütiger Bruder Bobby (Patrick Duffy) und die anderen Mitglieder des EwingClans auf der Southfork Ranch bei Dallas die Fetzen fliegen ließen.

Zehn Jahre lang unterhielt­en sie die Zuschauer zwischen Sonthofen und Sylt mit ihren Lieben und Intrigen. „Dallas“prägte – stärker noch als der 1983 in Deutschlan­d gestartete „Denver-Clan“im ZDF – das deutsche Fernsehen in den 80er Jahren. 1991 war nach 349 Folgen Schluss. „Dallas“brachte eine völlig neue Farbe in die deutsche Fernsehlan­dschaft: War man bis dato an bieder-brave US-Serienclan­s wie die treuherzig­en „Waltons“oder die rechtschaf­fenen Cartwright­s aus „Bonanza“gewöhnt, so machte sich mit den Ewings eine moralisch verkommene Sippe im Programm breit mit all ihren fragwürdig­en Geschäften, Seitensprü­ngen und kriminelle­n Aktivitäte­n.

Dabei war der charismati­sche Ölbaron J.R. an den meisten krummen Dingern direkt beteiligt – noch nie hatte es in einer Fernsehser­ie eine derart böse Hauptfigur gegeben. Der geldgierig­e und machthungr­ige mit dem Stetson war ein schlechter Mensch durch und durch, ein wahrer Teufel aus Texas. Zwar spielten auch sein jüngerer und anständige­r Bruder Bobby oder seine gutmütige Mutter Miss Ellie (Barbara Bel Geddes) wichtige Rollen, im Mittelpunk­t stand aber meist der Mann mit der fiesen Lache – kein Wunder, dass die US-Serie zuMann mindest in den Anfangsjah­ren heftig umstritten war.

Doch „Dallas“setzte nicht nur inhaltlich neue Maßstäbe, auch die Machart der Serie war für damalige Verhältnis­se ungemein modern und änderte die Sehgewohnh­eiten der TV-Zuschauer weltweit. So verwendete­n die Macher erstmals systematis­ch sogenannte Cliffhange­r, mit denen die Zuschauer bei der Stange gehalten werden sollten.

Wer zum Beispiel wissen wollte, welche Figur am Ende der dritten Staffel auf J.R. schoss, musste monatelang warten, bis in den neuen Episoden die Täterin präsentier­t wurde. Um sicherzuge­hen, dass keiner der Beteiligte­n den Fortgang der Handlung verriet, wurden fünf verschiede­ne Versionen gedreht – und nicht einmal die Schauspiel­er wussten, welche davon letztlich gezeigt werden würde.

Wie viele Serien-Dauerbrenn­er krankte aber auch „Dallas“im Lauf der Jahre an immer unrealisti­scheren und teils absurden Handlungss­trängen. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklun­g war die Auferstehu­ng Bobby Ewings von den Toten. Als Darsteller Patrick Duffy Mitte der 80er Jahre aus der Serie ausstieg und Bobby deshalb bei einem Autounfall starb, gingen die Einschaltq­uoten dramatisch zurück. Nachdem Duffy zum Wiedereins­tieg überredet worden war, entdeckte Bobbys Frau Pam (Victoria Principal) ihren Gatten eines Morgens fröhlich unter der Dusche, was damit begründet wurde, dass sie Bobbys Tod und damit die komplette Handlung von fast 30 Episoden nur geträumt hatte – ein höchst umstritten­er dramaturgi­scher Kniff.

1991 stellte CBS „Dallas“ein, eine 2012 gestartete Fortsetzun­gsserie brachte es auf drei Staffeln. Larry Hagman starb am 23. November 2012 in Dallas an den Folgen eines Krebsleide­ns – als John Ross „J.R.“Ewing wird er unvergesse­n bleiben.

 ??  ??
 ?? Foto: imago, United Archives ?? Eine derart böse Hauptfigur hatte es in einer Fernsehser­ie noch nicht gegeben – dann kam „Dallas“und Larry Hagman als J.R. Ewing.
Foto: imago, United Archives Eine derart böse Hauptfigur hatte es in einer Fernsehser­ie noch nicht gegeben – dann kam „Dallas“und Larry Hagman als J.R. Ewing.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany