Landsberger Tagblatt

Fall Amri: Italien hebt Terrorzell­e aus

Terrorismu­s Fünf mutmaßlich­e Kontaktleu­te des Berlin-Attentäter­s festgenomm­en

- VON CHRISTA LANGEN PEDUTO

Rom Italiens Polizei ist sich sicher: „Die Terrorzell­e von Anis Amri in Italien ist zerschlage­n.“Über viele Wochen wurde im Umfeld Amris gefahndet. Der Tunesier hatte den Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt im Dezember 2016 verübt, bei dem zwölf Menschen getötet wurden. Jetzt nahm die Polizei in Latina und Umgebung, rund 70 Kilometer südlich von Rom, vier terrorverd­ächtige Tunesier fest und leitete Ermittlung­en gegen weitere zehn Personen ein, die sich auf freiem Fuß befinden. Ferner erhielt ein bereits wegen Drogenhand­els inhaftiert­er Palästinen­ser einen weiteren Haftbefehl. Den Männern wird Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g zu Terrorzwec­ken, Urkundenfä­lschung und Beihilfe zu illegaler Einwanderu­ng vorgeworfe­n. Bei einem ersten Verhör am Freitag im römischen Gefängnis Rebibbia verweigert­en die Festgenomm­enen die Aussage.

Auf der Flucht in Richtung Rom war Amri wenige Tage nach dem Attentat erschossen worden. Mithilfe seiner Mobilfunkd­aten ermittelte­n Italiens Behörden in mühseliger Kleinarbei­t seine Helfer. Am Gründonner­stag wurde ihre Arbeit von Erfolg gekrönt. Über einen der jetzt Festgenomm­enen soll der Tunesier Anis Amri gefälschte Papiere zur Einreise nach Deutschlan­d erhalten haben. Der Berliner Attentäter hatte zuvor einige Zeit in Aprilia unweit von Latina gelebt.

Laut Angaben italienisc­her Medien wurde jetzt auch festgestel­lt, dass Amri vorher gemeinsam mit den Tunesiern ein Attentat auf eine römische U-Bahn-Station geplant haben soll. Im Juni 2015 hätten sich die Männer an mehreren Freitagen nach dem Gebet im Islamzentr­um von Latina zusammenge­setzt, um ihren Plan auszutüfte­ln. Die Gründe, warum er nicht verwirklic­ht wurde, sind bisher nicht bekannt. Jedenfalls wurden bei Wohnungsun­tersuchung­en am Gründonner­stag jede Menge gefälschte­r Pässe und Passfotos gefunden. Die Verdächtig­en sollen auch gefälschte Dokumente für illegale Einwandere­r in Italien ausgestell­t, ferner heimliche Transporte nach Nord- sowie Mitteleuro­pa organisier­t haben.

In Italien wird darüber spekuliert, ob von der Zelle trotz der Festnahmen noch Gefahr ausgehen könnte: Der inhaftiert­e Palästinen­ser soll per Mobiltelef­on dazu aufgeforde­rt haben, „Ungläubige­n die Köpfe und die Genitalien abzuschnei­den“. Nach seiner Kenntnis gebe es derzeit keine Anhaltspun­kte für einen bevorstehe­nden Terroransc­hlag, betonte Innenminis­ter Minniti. „Eine Zeit lang wird es aber eine ernsthafte Bedrohung für Italien geben.“Das stehe mit der Rückkehr von IS-Kämpfern aus Syrien in Richtung Europa im Zusammenha­ng. Er hob aber auch die Erfolge der italienisc­hen Polizei hervor. In den vergangene­n Tagen hatte es weitere Festnahmen in Piemont und Apulien gegeben.

Für Rom wurden wegen des großen Touristena­nsturms zu den Ostertagen die Sicherheit­smaßnahmen enorm verstärkt. 10000 Beamte sind im Einsatz. Auch Beamte in Zivil sind dabei. Wer Papst Franziskus am Karfreitag­abend erleben wollte, musste Metalldete­ktoren passieren. Ein Bild, das sich vor der Ostermesse auf dem Petersplat­z am Sonntag mit dem päpstliche­n Segen „Urbi et orbi“wiederhole­n wird.

 ?? Foto: dpa ?? Ein mutmaßlich­er Komplize von Anis Amri vor der Polizeizen­trale.
Foto: dpa Ein mutmaßlich­er Komplize von Anis Amri vor der Polizeizen­trale.

Newspapers in German

Newspapers from Germany