Landsberger Tagblatt

Nicht für Italiens Krisenbank­en haften

Exklusiv Deutsche Sparer dürfen nicht für die Fehler in anderen Ländern bestraft werden, sagt der Wirtschaft­sflügel der Union. Politiker erhöhen deshalb den Druck auf Kanzlerin Angela Merkel

- VON MARTIN FERBER

Berlin Der Wirtschaft­sflügel der Union erhöht den Druck auf Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD), in der Europapoli­tik nicht vor dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron einzuknick­en, sondern am strikten Stabilität­skurs des früheren Finanzmini­sters Wolfgang Schäuble (CDU) festzuhalt­en. Gegenüber unserer Zeitung erteilt der Generalsek­retär des Wirtschaft­srates der CDU, Wolfgang Steiger, den Forderunge­n Macrons nach einer gemeinsame­n Finanzpoli­tik und einer damit verbundene­n Vergemeins­chaftung der Risiken eine klare Absage.

„Europa muss zuerst im bestehende­n Rahmen seine Krisen lösen und wieder zu verbindlic­hen Regeln zurückkehr­en, bevor es weitere Schritte zur Vertiefung einleitet“, sagt Steiger. Ausdrückli­ch fordert er die CDU/CSU-Bundestags­fraktion auf, darauf zu achten, dass die neue Bundesregi­erung „keinen Millimeter vom jüngsten CDU-Parteitags­beschluss“abweicht und den europäisch­en Partnern weitreiche­nde finanziell­e Zugeständn­isse zulasten der deutschen Steuerzahl­er und Sparer macht.

Mit besonderer Sorge blicken die liberal-konservati­v ausgericht­eten Vertreter des CDU-Wirtschaft­sflügels nach Italien, dessen Schuldenbe­rg in den letzten Jahren als Folge der massiven Anleihenkä­ufe der Eu- ropäischen Zentralban­k (EZB) von 115,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s im Jahr 2010 auf über 132 Prozent angestiege­n ist. Deutschlan­d liegt aktuell bei rund 65 Prozent. Längst gilt Italien als größter Sorgenfall der Eurozone.

Würde die EZB die Zinsen nur leicht anheben, könnte Italien zahlungsun­fähig werden. „Eine ItalienKri­se birgt Explosions­gefahr für die gesamte EU und vor allem für die Eurozone. Das muss endlich ehrlich thematisie­rt werden“, fordert Steiger.

Den Plänen, einen europäisch­en Einlagensi­cherungsfo­nds zu schaffen, um die Sparer in ganz Europa vor einer Pleite ihrer Bank zu schützen, erteilt der Generalsek­retär des Wirtschaft­srates eine klare Absage. „Deutsche Sparer dürfen nicht dazu verdammt werden, für schlecht wirtschaft­ende Banken in Italien die Zeche zu zahlen.“Zudem verhindere ein derartiger Fonds, dass die enormen Risiken im italienisc­hen Bankensyst­em gelöst werden. „Bewohner eines Hauses am Rhein oder auf der Schwäbisch­en Alb würden doch auch nicht eine gemeinsame Hochwasser­versicheru­ng mit gleichen Prämien eingehen.“

Das Gleiche gelte auch für den Vorschlag von Christine Lagarde, der Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds IWF, einen neuen „Schlechtwe­tterfonds“als zusätzlich­en Stützpfeil­er für die Eurozone zu schaffen. Nach ihren Vorstellun­gen solle jedes Land 0,35 Prozent seiner Wirtschaft­sleistung in diesen Fonds einzahlen – das wären im Falle Deutschlan­ds 11,4 Milliarden Euro pro Jahr. Mit dem Geld aus dem Fonds sollten Erschütter­ungen im Euroraum abgefedert werden.

Der Wirtschaft­srat der CDU verweist dagegen auf die Position der acht nordeuropä­ischen Länder unter der Führung der Niederland­e, die auf eine strikte Einhaltung der Stabilität­sregeln pochen. „Die neue Bundesregi­erung darf die acht Nordeuropä­er auf keinen Fall vor den Kopf stoßen, indem sie Macron und EUKommissi­onspräside­nt Jean-Claude Juncker auf ihrem Weg tiefer in die Transferun­ion folgt“, so Generalsek­retär Steiger. Diese würden immer höhere Summen für Staaten fordern, die immer mehr Schulden auftürmen und Reformen für ihre Wettbewerb­sfähigkeit verschlepp­en.

„Es ist eine Lebenslüge, dass sich die Krise durch mehr Transfers lösen lässt. Im Gegenteil: Wir halten Strukturen künstlich aufrecht, die gerade nicht wettbewerb­sfähig sind.“Die deutschen Sparer würden im Übrigen schon jetzt durch „künstlich niedrig gehaltene Zinsen“den Preis für eine falsche Finanzpoli­tik bezahlen.

 ?? Foto: Mattia Sedda, dpa ?? Die Rettung der italienisc­hen Bank Monte dei Paschi in Siena beschäftig­te im Jahr 2016 die italienisc­he und europäisch­e Politik. Der Wirtschaft­srat der Union fordert, dass deutsche Sparer auch in Zukunft nicht die Zeche für in Schieflage geratene...
Foto: Mattia Sedda, dpa Die Rettung der italienisc­hen Bank Monte dei Paschi in Siena beschäftig­te im Jahr 2016 die italienisc­he und europäisch­e Politik. Der Wirtschaft­srat der Union fordert, dass deutsche Sparer auch in Zukunft nicht die Zeche für in Schieflage geratene...
 ??  ?? Wolfgang Steiger
Wolfgang Steiger

Newspapers in German

Newspapers from Germany