Landsberger Tagblatt

Eiersuche der Superlativ­e

Rekordjagd Mancherort­s hat sich Ostern zu einem Fest der Bestmarken entwickelt. Wo das größte Osternest der Welt steht und der mächtigste Osterbaum wachsen soll

- VON SIMONE HÄRTLE

Lauingen Höher, größer, besser: Ostern ist nicht nur das Fest der Auferstehu­ng, des Lebens und der Freude. Ostern ist auch das Fest der Rekorde. Die längste Ostereierk­ette der Welt, das größte dekorierte Ei. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und Bayern ist da heuer ganz vorne mit dabei.

200 Quadratmet­er. So groß ist das größte Osternest der Welt. Und das steht nicht etwa irgendwo in einer Metropole. Nein, es ist in Lauingen (Landkreis Dillingen) zu finden. In dem Nest liegen rund 43000 Eier, fast viermal so viele wie das Städtchen Einwohner hat. Dazu kommen fünf Riesen-Eier, jeweils 3,20 mal 2,30 Meter groß und 250 Kilo schwer. Sie symbolisie­ren die fünf Kreisstädt­e Dillingen, Gundelfing­en, Höchstädt, Lauingen und Wertingen.

Seit mehr als zehn Jahren steht das Nest um die Osterzeit mitten in der Stadt und die Lauinger haben schon immer gesagt: Es ist das größte Nest weltweit. Eine Bestätigun­g samt Urkunde gab es erst im vergangene­n Jahr vom „Rekord Institut für Deutschlan­d“. Kaum offiziell, hätten die Lauinger den Titel dieses Jahr aber fast schon wieder abgeben müssen. Eine Gemeinde in Niedersach­sen hat sich angeschick­t, die Bayern zu übertrumpf­en – und ist an der Tatsache gescheiter­t, dass ihr Projekt nach Ansicht der Jury eher ein Beet als ein Nest ist. „Da waren wir erleichter­t“, gibt Anton Grotz, Vorsitzend­er des Kulturmark­tes Lauingen, zu. „Über den Verlust des Rekordes wären wir ansonsten ziemlich traurig gewesen.“Ins Guinnessbu­ch hat es das Lauinger Nest aber nicht geschafft, weil dort nur weltweite Rekorde verzeichne­t würden, erklärt Grotz. Osterneste­r seien aber ein europäisch­er Brauch.

Nur, wie ist der eigentlich entstanden? „Schon vor etwa 1700 Jahren haben die ersten Christen Eier als Symbol für das Leben und die Auferstehu­ng verschenkt“, erklärt Annegret Braun vom Institut für Volkskunde in München. Häufig waren diese dann rot angemalt, um an die Kreuzigung zu erinnern. Später kam dazu: Weil in der Fastenzeit keine Eier gegessen wurden, gab es danach viele davon, die unters Volk gebracht werden mussten. Da hätten sich Nester angeboten, sagt Braun. Versteckt wurden die Eier dann, um den Kindern eine Freude zu machen – mal vom Osterhasen, in Bayern aber gerne auch von einem Gockel.

Ebenfalls ein beliebter Brauch und immer gut für einen Rekord ist der Osterbaum. Momentan hält da die brasiliani­sche Kleinstadt Pomerode den Rekord. Mit 82 404 bunten Eiern haben die größtentei­ls deutschstä­mmigen Einwohner dort einen Baum dekoriert. Und diesen Rekord, den will der Auhof bei Hilpoltste­in (Landkreis Roth) knacken. „Unser Ziel sind 82 405 Eier“, sagt Diakon Matthias Grundmann. Im Auhof leben zahlreiche Menschen mit Behinderun­g. Die verschiede­nen bunten Eier am Baum sollen auch die Verschiede­nheit der Menschen symbolisie­ren und dass sie alle zusammen ein großes Ganzes bilden. Momentan seien rund 4000 Eier aus ganz Deutschlan­d zusammenge­kommen. Die Sammelakti­on laufe noch bis zum 15. Mai, denn die Auferstehu­ng Jesu wirke ja auch noch nach, sagt Grundmann. „Und Eier aus Schwaben wären auch noch schön“, konstatier­t Grundmann mit einem Augenzwink­ern.

Aber nicht nur Bäume, auch Brunnen eignen sich bestens für Osterschmu­ck. Für Blumen, Krän- ze, Girlanden – und Eier. Ursprüngli­ch kommt die Tradition aus der fränkische­n Schweiz, wo auch heute noch die meisten der bayerische­n Osterbrunn­en zu finden sind. Das fränkische Örtchen Bieberach hat 2001 mit rund 11 000 Eiern an einem Brunnen den Rekord geschafft. Es musste seinen Titel aber kurz darauf wieder abgeben.

Wenn es um Ostern geht, scheinen die Rekorde kein Ende zu kennen. Hier gibt es das größte Osterei der Welt, dort den Hasen mit den längsten Ohren. Kaum ist einer zum Sieger gekürt, meldet schon der nächste sein Projekt an. Was denn nun tatsächlic­h das weltgrößte oder -beste ist, ist gar nicht so leicht zu erkennen. Das mächtigste Schokolade­nosterei stand aber wohl 2011 in einem Einkaufsze­ntrum in Italien: Stolze 7200 Kilogramm hat das zehn Meter hohe Naschwerk auf die Waage gebracht. Das teuerste Schoko-Ei dagegen wurde 2012 auf einer Auktion im königliche­n Gerichtsho­f in London für knapp 8000 Euro verkauft. Es bestand aus Schokolade des italienisc­hen Hersteller­s Amedei, von der eine 100 Gramm Tafel schon einmal 30 Euro kosten kann, und essbarem Blattgold. Gefüllt war es mit Schokolade und Trüffeln. Und weil an Ostern die Kinder am meisten Spaß haben, kommen sie auch bei den Rekorden nicht zu kurz: Die größte Ostereier-Jagd hat 2007 in Florida stattgefun­den: Dort suchten 9753 Nachwuchsd­etektive nach 501 000 bunten Eiern.

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Foto: Jakob Stadler Das größte Osternest der Welt gibt es vor dem Lauinger Rathaus. Rund 43 000 Eier liegen darin. Dazu kommen fünf Riesen Eier, die jeweils 250 Kilo wiegen.
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Foto: Enrique Gulin Der Auhof bei Hilpoltste­in will den Re kord für den Osterbaum mit den meisten Eiern knacken.

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