Landsberger Tagblatt

Selbst ist der Hundertjäh­rige

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Mit Bedienungs­anleitunge­n ist es ja so eine Sache. Wer etwas von sich und seinen handwerkli­chen Fähigkeite­n hält, der legt sie gerne mal unbeachtet zur Seite, diese in Schriftfor­m gegossene Anmaßung. Selbst ist der Mann! Als wäre man nicht in der Lage, diese 157-teilige schwedisch­e Holzkommod­e zusammenzu­bauen. Gut, oft genug endet diese Selbstüber­schätzung mit falsch verschraub­ten Brettern, wackeligen Regalböden und nicht zitierfähi­gen Schimpfkan­onaden. Dennoch: Für manche Dinge braucht es keine vorformuli­erte Handlungsa­nweisung.

Eine Bedienungs­anleitung der besonderen Art hat diese Woche das Statistisc­he Landesamt herausgege­ben, verbunden mit der frohen Botschaft, dass in Bayern geborene Mädchen heute eine Lebenserwa­rtung von 83,7 Jahren und Buben von 79,1 Jahren haben – und damit rund 50 Tage mehr als noch vor zwei Jahren. Nun ist das Problem an diesen Zahlen, dass es Neugeboren­e kaum interessie­rt, was sie lebensläng­entechnisc­h so zu erwarten haben. Daher haben die Forscher gleich noch eine Anleitung für ältere Semester mitgeliefe­rt. Sie nennen sie Sterbetafe­l und listen darin auf, wann jeder Einzelne von uns – statistisc­h gesehen – abzudanken hat: der 18 Jahre alte Jüngling in 61,48 Jahren, die Mittfünzig­erin in 30,09. Und der Hundertjäh­rige kann nachlesen, dass er sich um seinen 102. Geburtstag keine Gedanken mehr machen muss. Manche Bedienungs­anleitunge­n gehören einfach auf die Seite gelegt.

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