Selbst ist der Hundertjährige
Mit Bedienungsanleitungen ist es ja so eine Sache. Wer etwas von sich und seinen handwerklichen Fähigkeiten hält, der legt sie gerne mal unbeachtet zur Seite, diese in Schriftform gegossene Anmaßung. Selbst ist der Mann! Als wäre man nicht in der Lage, diese 157-teilige schwedische Holzkommode zusammenzubauen. Gut, oft genug endet diese Selbstüberschätzung mit falsch verschraubten Brettern, wackeligen Regalböden und nicht zitierfähigen Schimpfkanonaden. Dennoch: Für manche Dinge braucht es keine vorformulierte Handlungsanweisung.
Eine Bedienungsanleitung der besonderen Art hat diese Woche das Statistische Landesamt herausgegeben, verbunden mit der frohen Botschaft, dass in Bayern geborene Mädchen heute eine Lebenserwartung von 83,7 Jahren und Buben von 79,1 Jahren haben – und damit rund 50 Tage mehr als noch vor zwei Jahren. Nun ist das Problem an diesen Zahlen, dass es Neugeborene kaum interessiert, was sie lebenslängentechnisch so zu erwarten haben. Daher haben die Forscher gleich noch eine Anleitung für ältere Semester mitgeliefert. Sie nennen sie Sterbetafel und listen darin auf, wann jeder Einzelne von uns – statistisch gesehen – abzudanken hat: der 18 Jahre alte Jüngling in 61,48 Jahren, die Mittfünzigerin in 30,09. Und der Hundertjährige kann nachlesen, dass er sich um seinen 102. Geburtstag keine Gedanken mehr machen muss. Manche Bedienungsanleitungen gehören einfach auf die Seite gelegt.