Aufrufe gegen Hass und Gewalt
Religion Die Predigten an Karfreitag waren politisch geprägt
München Bei den Feierlichkeiten zu Karfreitag haben Kirchenvertreter in Bayern zu Frieden und Zusammenhalt sowie gegen Hass aufgerufen. Ohne Freundschaft zwischen den Menschen unterschiedlichster Herkunft und verschiedenen Glaubens gebe es in Deutschland keinen Zusammenhalt, sagte der Erzbischof von München und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. „Wir müssen offen sein für die Begegnung mit Muslimen“, so Marx angesichts der aktuellen Islam-Debatte. Die Kirche lehne jede Form des Hasses ab, egal ob religiösen oder politischen.
Marx nahm zusammen mit tausenden Gläubigen am Kreuzweg der Völker durch die Münchner Innenstadt teil. Dabei lasen Christen verschiedenster Herkunft Bibeltexte und sangen Lieder in ihrer Muttersprache, unter anderem auf Russisch, Vietnamesisch und Arabisch. Die Prozession sei ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben in der Stadt und dem ganzen Land, sagte der Kardinal.
„Hass und Gewalt sind nichts Normales“, erklärte auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. In seiner Predigt zu Karfreitag rief der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Solidarität mit Verfolgten und Opfern von Gewalt auf. Der Weg der Gewaltfreiheit und der Liebe sei nicht naiv, sagte er unter Verweis auf die Worte Martin Luther Kings. „Lasst uns daran denken, wenn ganze Gruppen von Menschen in unserem Land ins Abseits gestellt werden sollen.“
Im unterfränkischen Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart am Main) kamen tausende Menschen zu der Jahrhunderte alten Karfreitagsprozession. Lebensgroße Figuren veranschaulichten die Stationen des Leidens und Sterbens Jesu.
An einer weiteren Prozession im oberfränkischen Neunkirchen am Brand nahm anlässlich ihres Jubiläums der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick teil – in dem Ort wurde die Prozession zum 350. Mal zelebriert. Schick sagte, das Kreuz müsse weiter in der Öffentlichkeit sichtbar bleiben. Es sei ein „Markenzeichen unserer Kultur und Zivilisation“.