Landsberger Tagblatt

Tokio verleiht Flügel

Premiere Klettern wird 2020 in das olympische Programm aufgenomme­n. In Deutschlan­d laufen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren. Augsburg spielt dabei eine wichtige Rolle

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München Beim Gedanken an Olympia glänzen Christoph Hankes Augen. Der 24-Jährige ist einer der besten Kletterer Deutschlan­ds und hofft auf seine Chance bei der Premiere der Sportart in Tokio. „Man hat einen Riesenhung­er, 2020 dabei zu sein“, sagt Hanke. Bis zu den Sommerspie­len sind es noch zweieinhal­b Jahre, der Deutsche Alpenverei­n ist aber schon jetzt im Olympia-Fieber. Die Athleten auf ihre vielleicht einmalige Chance vorbereite­n und den ganzen Sport hierzuland­e auf eine neue Stufe heben: Das sind die ambitionie­rten Ziele.

„Wir wissen nicht genau, wo uns der Weg hinführt“, sagt DAV-Geschäftsf­ührer Olaf Tabor. „Aber das ist bei Abenteuern oft so.“Wenn in Japan erstmals um olympische Medaillen geklettert wird, dann sollen auch Deutsche auf der größten Sportbühne der Welt glänzen.

Selbstvers­tändlich ist das nicht, nur je 20 Athleten bei Männern und Frauen qualifizie­ren sich für Tokio. Diese treten in einem extra für die Sommerspie­le kreierten Kombinatio­nsformat aus den Diszipline­n Lead, also Vorstiegs-Klettern, Bouldern und Speedklett­ern an (siehe Infokasten). „Das ist schon eine coole Sache, etwas Neues“, sagt die Münchnerin Romy Fuchs, mit 17 Jahren eine der deutschen Nachwuchsh­offnungen.

In kollektive Euphorie ist die Klettersze­ne aber nicht verfallen, als 2016 die Olympia-Premiere und das Wettkampff­ormat beschlosse­n wurden. Vor allem mit Speedklett­ern fremdelten viele. Mittlerwei­le ist der Unmut einigermaß­en verflogen. Selbst Szene-Star Adam Ondra aus Tschechien will sich für Olympia qualifizie­ren. Andere betonen den Reiz der drei Diszipline­n. „Das ist, wie wenn man Usain Bolt erst einen Marathon laufen und anschließe­nd über Hürden sprinten lässt“, sagte die britische Boulder-Spezialist­in Shauna Coxsey.

Dem Bundestrai­ner Urs Stöcker gefällt das Format. Auch die Sorgen, dass der einst von Freigeiste­rn ohne Wettkampf-Drang geprägte Sport unter den Zwängen und Verpflicht­ungen dieses Riesen-Events leidet, teilt er nicht. „Ich glaube nicht, dass die olympische Krake die Sportart erdrückt“, gibt sich der Schweizer optimistis­ch.

Stöcker hat ohnehin anderes zu tun. Er muss seine 17 Athleten im Perspektiv­kader fit machen für die Qualifikat­ionswettkä­mpfe, die 2019 losgehen. Während im Lead und Bouldern die Männer in der erweiterte­n Weltspitze dabei sind und Jan Hojer aus Köln 2017 EM-Gold im Bouldern holte, ist Speedklett­ern keine deutsche Stärke. „Wir werden sicher im Bouldern und Lead stark sein und sollten im Speedklett­ern nicht zu weit abfallen“, sagte Stöcker. Pro Geschlecht und Nation können zwei Sportler antreten, drei deutsche Starter sind das Ziel.

Euphorisie­rt vom Wachstum der Sportart sieht DAV-Geschäftsf­ührer Tabor eine große Zukunft: „Wir haben hohes Potenzial, so etwas wie Beachvolle­yball zu werden.“Dafür startete der Alpenverei­n in dieser Woche eine Kampagne unter dem Motto #climbtotok­yo, wird in Augsburg bald ein neues Leistungsz­entrum eröffnen und hofft auf starke Sponsoren. „Diese zwei Jahre sind ein Investment in die Sportart“, sagte Tabor. Zur ersten Rendite könnten die Athleten 2020 in Tokio klettern.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Die 17 jährige Romy Fuchs gehört zu den größten Nachwuchsh­offnungen der deut schen Kletterer.

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