In der Stille der Nacht
Glaube Bei der Männerwallfahrt am Gründonnerstag in Penzing suchen die Teilnehmer nach Ruhe und innerer Einkehr. Sie beten, singen und schweigen. Das LT hat sie begleitet
„Gott wir brechen jetzt auf, Männer, junge und alte; wir sind beieinander, kommen aus vielen ganz unterschiedlichen Lebenszusammenhängen heute Nacht hier zusammen.“
Penzing Bevor es losgeht, wird gebetet. 21 Männer stehen um 21.15 Uhr auf dem kleinen Vorplatz des Penzinger Pfarrheims. Sie haben sich warm angezogen. Schließlich wollen sie gut vier Stunden durch die Nacht wandern. Sternenklar ist es, und der fast volle Mond erhellt das Dunkel. Es ist aber auch kalt. Die Männer suchen die Ruhe. Zeit, sich über das eigene Leben Gedanken zu machen. Zeit, in sich zu gehen. Deswegen machen sie mit, bei der von der Pfarreiengemeinschaft PenzingWeil organisierten Männerwallfahrt. Sie ist eine von rund 30 in der Diözese Augsburg und die einzige im Landkreis Landsberg.
Peter Engel gehört zu den vier, fünf Männern, die die Wallfahrt organisieren. Der 55-Jährige kümmert sich im Penzinger Pfarrgemeinderat um die Männerseelsorge. Vor vier Jahren fand zum ersten Mal eine Wallfahrt für Männer statt. waren nur wir fünf Organisatoren und ein weiterer Wallfahrer unterwegs“, erinnert er sich. Doch Peter Engel und seine Mitstreiter fanden Gefallen an der Wanderung in der Nacht des Gründonnerstags und machten weiter.
Sie suchen die Stille, die innere Einkehr in Verbindung mit Bewegung. Die Männerwallfahrt folgt dabei nicht dem üblichen Muster. Es wird kein Rosenkranz gebetet. An sechs Stationen macht die Gruppe halt. Dort werden Texte vorgelesen, gebetet und gesungen. Zum Schluss bekommen die Wallfahrer noch eine Frage mit auf dem Weg, über die sie sich bis zur nächsten Station Gedanken machen können. Auf dem Weg zum nächsten Halt ist es daher still.
Die erste Station ist die Grotte unterhalb des Penzinger Friedhofs. Die Marienfigur wird von zwei Kerzen erhellt. Die Männer stellen sich im Halbkreis auf, beten und singen. Es geht weiter nach Oberbergen. Die Wolken verziehen sich, Sterne und Mond begleiten jetzt die Wallfahrer. In der Kirche St. Magnus wartet Kirchenpfleger Sebastian Hommer auf die Gruppe. Er erzählt über das dort aufgebaute Heilige Grab, das in Teilen vom Ende des 16. Jahrhunderts stammt. Nach Gebet und Gesang bekommen die Männer einen weiteren Impuls mit auf den Weg: „Das Leben ist hart.“Vielleicht denkt sich das mancher der Wallfahrer, als er über die Felder nach Ramsach wandert. Der eisige Wind pfeift von Penzing herüber. „Das Leben ist hart.“In der Nacht des Gründonnerstags fühlen sich viele Christen dem leidenden Jesus verbunden. Sie erinnern sich daran, wie er ausgeliefert und gefangen genommen wurde.
„Wir bedenken unsere Nacht und deine Nacht, unsere Leiden und deine Leiden, unsere Ängste und deine Angst, unseren Weg und deinen Weg mit uns.“
Benedikt Meiendres und Thomas Becherer gehören der Pfarreiengemeinschaft Lechrain an. Sie haben sich den Penzinger Wallfahrern angeschlossen, weil sie Gleichgesinnte in einer Zeit suchen, in der das Religiöse für viele Menschen immer weniger Bedeutung hat. „Die Karwoche und die Osterfeiertage waren mir immer schon sehr wichtig“, sagt der 69 Jahre alte Meiendres. Thomas Becherer ist pastoraler Mitarbeiter. Der 40-Jährige ist ohne gro„Da ße Erwartungen nach Penzing gekommen. Die Impulstexte des Predigers und Autors Richard Rohr haben ihm gefallen. Er fand es interessant, sich am Gründonnerstag auch mal mit Gedanken abseits der Ölberg-Geschichte zu beschäftigen.
Auf ihrem Weg durch die Nacht kommen die Wallfahrer noch in die Kirche St. Benedikt in Ramsach und halten an einem Marterl zwischen Ramsach und Penzing inne, wo im Jahr 2009 ein junges Mädchen bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam. „In Deinem Leben geht es nicht um Dich“und „Alles unter Kontrolle“lauten die Impulse an diesen Stationen. Den Abschluss findet die Wanderung in der kleinen St.-Anna-Kapelle in Penzing. Hier sollen sich die Männer bewusst werden: „Du wirst sterben.“Bewusst leben, bewusst lieben sei daher der richtige Weg. Mit Schüttelbrot und Wein, in Anlehnung an das letzte Abendmahl, wie Peter Engel sagt, geht die Wallfahrt zu Ende. Und so endet die Stille gegen 1 Uhr mit Gesprächen unter Gleichgesinnten.
„Lass uns in dieser Nacht auch erfahren und erkennen, dass das Alte, dass der Tod besiegt ist. Amen.“