Landsberger Tagblatt

In der Stille der Nacht

Glaube Bei der Männerwall­fahrt am Gründonner­stag in Penzing suchen die Teilnehmer nach Ruhe und innerer Einkehr. Sie beten, singen und schweigen. Das LT hat sie begleitet

- VON THOMAS WUNDER

„Gott wir brechen jetzt auf, Männer, junge und alte; wir sind beieinande­r, kommen aus vielen ganz unterschie­dlichen Lebenszusa­mmenhängen heute Nacht hier zusammen.“

Penzing Bevor es losgeht, wird gebetet. 21 Männer stehen um 21.15 Uhr auf dem kleinen Vorplatz des Penzinger Pfarrheims. Sie haben sich warm angezogen. Schließlic­h wollen sie gut vier Stunden durch die Nacht wandern. Sternenkla­r ist es, und der fast volle Mond erhellt das Dunkel. Es ist aber auch kalt. Die Männer suchen die Ruhe. Zeit, sich über das eigene Leben Gedanken zu machen. Zeit, in sich zu gehen. Deswegen machen sie mit, bei der von der Pfarreieng­emeinschaf­t PenzingWei­l organisier­ten Männerwall­fahrt. Sie ist eine von rund 30 in der Diözese Augsburg und die einzige im Landkreis Landsberg.

Peter Engel gehört zu den vier, fünf Männern, die die Wallfahrt organisier­en. Der 55-Jährige kümmert sich im Penzinger Pfarrgemei­nderat um die Männerseel­sorge. Vor vier Jahren fand zum ersten Mal eine Wallfahrt für Männer statt. waren nur wir fünf Organisato­ren und ein weiterer Wallfahrer unterwegs“, erinnert er sich. Doch Peter Engel und seine Mitstreite­r fanden Gefallen an der Wanderung in der Nacht des Gründonner­stags und machten weiter.

Sie suchen die Stille, die innere Einkehr in Verbindung mit Bewegung. Die Männerwall­fahrt folgt dabei nicht dem üblichen Muster. Es wird kein Rosenkranz gebetet. An sechs Stationen macht die Gruppe halt. Dort werden Texte vorgelesen, gebetet und gesungen. Zum Schluss bekommen die Wallfahrer noch eine Frage mit auf dem Weg, über die sie sich bis zur nächsten Station Gedanken machen können. Auf dem Weg zum nächsten Halt ist es daher still.

Die erste Station ist die Grotte unterhalb des Penzinger Friedhofs. Die Marienfigu­r wird von zwei Kerzen erhellt. Die Männer stellen sich im Halbkreis auf, beten und singen. Es geht weiter nach Oberbergen. Die Wolken verziehen sich, Sterne und Mond begleiten jetzt die Wallfahrer. In der Kirche St. Magnus wartet Kirchenpfl­eger Sebastian Hommer auf die Gruppe. Er erzählt über das dort aufgebaute Heilige Grab, das in Teilen vom Ende des 16. Jahrhunder­ts stammt. Nach Gebet und Gesang bekommen die Männer einen weiteren Impuls mit auf den Weg: „Das Leben ist hart.“Vielleicht denkt sich das mancher der Wallfahrer, als er über die Felder nach Ramsach wandert. Der eisige Wind pfeift von Penzing herüber. „Das Leben ist hart.“In der Nacht des Gründonner­stags fühlen sich viele Christen dem leidenden Jesus verbunden. Sie erinnern sich daran, wie er ausgeliefe­rt und gefangen genommen wurde.

„Wir bedenken unsere Nacht und deine Nacht, unsere Leiden und deine Leiden, unsere Ängste und deine Angst, unseren Weg und deinen Weg mit uns.“

Benedikt Meiendres und Thomas Becherer gehören der Pfarreieng­emeinschaf­t Lechrain an. Sie haben sich den Penzinger Wallfahrer­n angeschlos­sen, weil sie Gleichgesi­nnte in einer Zeit suchen, in der das Religiöse für viele Menschen immer weniger Bedeutung hat. „Die Karwoche und die Osterfeier­tage waren mir immer schon sehr wichtig“, sagt der 69 Jahre alte Meiendres. Thomas Becherer ist pastoraler Mitarbeite­r. Der 40-Jährige ist ohne gro„Da ße Erwartunge­n nach Penzing gekommen. Die Impulstext­e des Predigers und Autors Richard Rohr haben ihm gefallen. Er fand es interessan­t, sich am Gründonner­stag auch mal mit Gedanken abseits der Ölberg-Geschichte zu beschäftig­en.

Auf ihrem Weg durch die Nacht kommen die Wallfahrer noch in die Kirche St. Benedikt in Ramsach und halten an einem Marterl zwischen Ramsach und Penzing inne, wo im Jahr 2009 ein junges Mädchen bei einem tragischen Verkehrsun­fall ums Leben kam. „In Deinem Leben geht es nicht um Dich“und „Alles unter Kontrolle“lauten die Impulse an diesen Stationen. Den Abschluss findet die Wanderung in der kleinen St.-Anna-Kapelle in Penzing. Hier sollen sich die Männer bewusst werden: „Du wirst sterben.“Bewusst leben, bewusst lieben sei daher der richtige Weg. Mit Schüttelbr­ot und Wein, in Anlehnung an das letzte Abendmahl, wie Peter Engel sagt, geht die Wallfahrt zu Ende. Und so endet die Stille gegen 1 Uhr mit Gesprächen unter Gleichgesi­nnten.

„Lass uns in dieser Nacht auch erfahren und erkennen, dass das Alte, dass der Tod besiegt ist. Amen.“

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Foto: Thorsten Jordan Die Teilnehmer der Männerwall­fahrt bei ihrer zweiten Station in der Kirche St. Magnus in Oberbergen. Nach einem Gebet und einem Lied erhält jeder noch einen Impuls mit auf den weiteren Weg. Und so kann sich jeder über den Satz „Das Leben ist...

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