Alle wollen in die SPD?
Diese Meldung hat es in sich: Die bayerische SPD konnte im ersten Quartal 2018 einen deutlichen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Ende März zählte der Landesverband immerhin 1826 Mitglieder mehr als zum Jahreswechsel. Insgesamt sind es sogar über
60 000 Bayern, die ihm die Treue halten. Diese Entwicklung der Genossenschaft ist verwunderlich, vielleicht sogar ähnlich erstaunlich, als würde aus Dieselmotoren plötzlich schadstofffreie Abgase rauchen. Zuletzt dachte man ja angesichts der fallenden Wahlprognosen, die blau-weiße Sozialdemokratie habe in Summe wohl bald kaum mehr als 1826 Wähler. Jetzt fragt man sich: Woher kommt die Anziehungskraft der Bayern-SPD?
Am hohen Bekanntheitsgrad ihrer Führungskräfte kann es nicht liegen. Gab es wegweisende politische Initiativen, die man vielleicht übersehen hat? Vielleicht haben manche ja Mitleid mit der Sozialdemokratie nach Schulz. Wobei dieser Beweggrund eher schwächerer Natur sein dürfte, denn der Herdentrieb zieht die Menschen zu Gewinnern. Möglicherweise sind es also Mitfühlende, die SPD-Spitzenkraft Natascha Kohnen nicht allein mit Markus Söder lassen wollen. Oder die Neumitglieder haben den Antrag nicht gelesen und bei Rot gedacht, sie würden beim FC Bayern eintreten.
Wenn es allerdings stimmt, dass alle nur wegen des Mitgliederentscheids zur GroKo eingetreten sind, dann müssen die Genossen höllisch aufpassen, dass ihnen der Zuwachs nicht postwendend wieder abhandenkommt.