Der Kahlschlag ist vielen ein Dorn im Auge
Natur Am Landsberger Schulzentrum wurde für die neuen Sportanlagen kräftig ausgeholzt
Landsberg Anlieger in der Platanenstraße sind sauer: „Ich finde es furchtbar, wie man mit der Natur umgeht“, sagt Gabriele Zehetner. Die Landsbergerin spricht damit eine Fällaktion an, die Anfang März am Schulzentrum über die Bühne ging. Am Sportplatz zwischen Dominikus-Zimmermann-Gymnasium und Platanenschule wurde abgeholzt, damit im August die Bauarbeiten zur Ertüchtigung der Sportanlage starten können. Nicht nur Anwohner sind sauer, dass Büsche, Bäume und Sträucher entfernt wurden, sondern auch der Botaniker Dr. Andreas Fleischmann. Das Landratsamt rechtfertigt sich.
Auf rund 200 Metern Länge ist auf der West- und Nordseite des Sportplatzes ein Kahlschlag erfolgt. Die Maßnahme erfolgte in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde, wie Wolfgang Müller, der Sprecher des Landratsamtes, sagt. Eigentlich müssen Gehölzarbeiten wie diese bis Ende Februar erfolgen, allerdings habe es eine Ausnahmegenehmigung mit Aufschub bis zur ersten März-Woche gegeben.
„Selbst wenn eine Sondergenehmigung vorlag, nützt es wenig, wenn das Schnittgut anschließend einen Monat auf dem Gelände liegen bleibt“, kritisiert Andreas Fleischmann. Der Botaniker sagt, dass der große Haufen bereits von Vögeln als Nistplatz ausgewählt worden sei – bis Samstag. Da rückte eine Firma an, um die Gehölze zu schreddern – „mitsamt der darin befindlichen Vogelnester“. Die beauftragte Firma sei sowohl bei der Heckenentfernung als auch bei der anschließenden Lagerung des Schnittguts ohne Rücksicht auf die Tierwelt vorgegangen, so Fleischmann. Aber noch sei für die Hecke nichts verloren, denn die Sträucher würden aus den noch im Boden vorhandenen Wurzelstöcken wieder nachwachsen.
Die Wurzelstöcke sollen jedoch im Sommer mit Beginn der Arbeiten für die neue Sportanlage entfernt werden, sagt Robert Helmberger von der Hochbauabteilung des Landratsamtes. Bis Anfang 2019 sollen die in die Jahre gekommenen Anlagen für 1,7 Millionen Euro ertüchtigt werden. Helmberger bedauert die Beseitigung der Gehölze, betont aber, dass man die geplanten Maßnahmen mit dem Bewuchs nicht durchführen könne. „Wir hätten gerne mehr davon erhalten, aber das Grundstück ist, wie es ist.“Ersatzpflanzungen seien geplant.
Wo das Grün einen natürlichen Sichtschutz bildete, könnte in Zukunft eine Plastikwand die Sportanlagen abschirmen. Pläne gibt es, diese sind laut Landratsamt aber noch nicht beschlossen. Botaniker Fleischmann wäre das ein Dorn im Auge: „Da wird stets beklagt, dass Kindern und Jugendlichen der Bezug zur Natur immer mehr verloren geht, andererseits wird eine lebendige Hecke direkt vor ihrer Nase durch Plastik ersetzt.“
Er kritisiert das Landratsamt. „Diese Wildhecke wurde vor Jahrzehnten von Lehrern und Schülern als Lebensraum für Vögel gepflanzt, sie bestand aus heimischen Sträuchern und war Nist- und Nahrungsplatz für viele Vögel und Insekten. Es ist traurig, dass der Landkreis zum einen ein Jahr der Biodiversität ausruft, zeitgleich aber als Auftraggeber bei Baumaßnahmen schon vorhandene und wirklich artenreiche Strukturen nicht zu erhalten weiß.“
Plastikwand statt lebendiges Grün?