Das geht an die Nieren
Premiere Die „Theater-Kids“stellen sich mit einem mutigen Stück vor. Die Schauspieltruppe sucht weitere Mitstreiter
Schondorf Um es vorwegzuschicken: Die mutige Wahl des Theaterstücks „Zimmer 13“von Michael Stein ist ein Erfolg, die jungen Darstellerinnen spielen mitreißend. Es ist der erste Auftritt der neu gegründeten „Theater-Kids“des Schondorfer Theatervereins. Das Stück haben sie aus drei zur Wahl stehenden selbst ausgesucht. Es handelt vom Sterben junger Menschen.
„Zimmer 13“gehört zu einem Krankenhaus, in dem austherapierte junge Patienten ihre letzten Lebenswochen verbringen, betreut von einer warmherzigen Pflegekraft (Dagmar Herfort). Dort liegt Tammy, das Bett neben ihr ist gerade leer. Sie ist schon sehr geschwächt und springt immer wieder auf, rennt von der Bühne, weil sie erbrechen muss. Kristina Klocke ist die Tammy, mit ganzem Einsatz ihrer Stimme, ihres Körpers und ihrer Gefühle. Sie lässt das Publikum an ihrer Wut, ihren Aggressionen und ihrer Verzweiflung teilhaben. Allein auf einer Bühne – eine Herausforderung für jeden professionellen Schauspieler, umso mehr für diese junge Laiendarstellerin.
Das leere Bett wird neu belegt – Christiane von Augustin heißt die verwöhnte, oberflächlich erscheinende junge Frau. Sie weiß nichts über ihren Zustand und meint, nur für ein paar Tage zur Beobachtung wegen ihrer ständigen Kopfschmerzen in Zimmer 13 zu liegen. Franziska Elsässer spielt die Chrissy lebensnah in ihren exaltierten Bewegungen, in ihrem nörgeligen Tonfall, mit ihrem Koffer voller Designer-Klamotten.
Tammy und Chrissy fetzen sich und kommen sich doch allmählich näher. Die Dialoge wirken authentisch und sind gerade deshalb so anrührend. Der Besuch der überdrehten Chrissy-Freundinnen mit ihren Einkaufstüten und ihrem inhaltsleeren Geschnatter geht den beiden Kranken schnell auf die Nerven. Froh, dass die drei weg sind, besorgt Chrissy eine Flasche Rum. Die beiden Patientinnen machen Party und spülen ihre Verzweiflung weg. Dann kommt Zoe ins Spiel, auch sie wird das „Zimmer 13“nicht lebend verlassen. Aber sie ist scheinbar abgeklärt, cool und zupackend. Auch Natalie Seeberger als Zoe spielt ihre Rolle überzeugend als die „Macherin“, die Chrissy hilft, ihre Diagnose zu akzeptieren.
Die Musik von Korbinian Lutz liefert einfühlsame Zwischenspiele und lässt Zeit, die Gefühle zu sortieren, die das Stück auslöst. Beim lang anhaltenden Schlussapplaus wird im Publikum so manches Taschentuch gezückt. „Zimmer 13“geht an die Nieren, und es tröstet. Es tut gut, zu sehen, dass junge Menschen zusammengekommen sind, die sich mit existenziellen Fragen über Leben und Tod vor einem Publikum auseinandersetzen wollen. Die „TheaterKids“haben sich ihren Anfang schwer gemacht. Hut ab vor diesem Mut. Regisseur Holger SchmidtLutz möchte weitere Jugendliche ermuntern, in der Gruppe mitzuspielen.
In „Zimmer 13“leben austherapierte Jugendliche
Termine „Zimmer 13“wird noch zweimal aufgeführt: am 14. und 15. April, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula der Schondorfer Grundschule.