Landsberger Tagblatt

Die Furchenbie­ne fühlt sich hier wohl

Tagung Wie sollen die Gemeinden mit ihren Wiesen und Wegrändern umgehen, damit es für die Natur gut ist? Wie Artenvielf­alt im Garten gelingt, darüber wird im Landratsam­t diskutiert

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Die Gemeine Furchenbie­ne fühlt sich in der Blumenwies­e am Eingang des Landratsam­ts wohl. Kleine Erdhäufche­n mit einem Loch zeugen davon, und zwischen Krokussen, Traubenhya­zinthen und Narzissen schwirren kleine Insekten herum. Besser hätte die Natur die Fachtagung zum Thema „Mehr Artenvielf­alt in den Gemeinden, im Garten, in der Landschaft“nicht illustrier­en können: Der Landkreis hatte geladen und 80 Vertreter von Gemeinden, Gartenbauv­ereinen, Naturschut­zverbänden sowie beruflich Betroffene, wie Landwirte und Imker, sind gekommen.

Landrat Thomas Eichinger spricht in seiner Einführung an, dass es darum geht, ein Netzwerk an Lebensräum­en zu schaffen, die Artenvielf­alt zulassen. In zwei Fachvorträ­gen am Vormittag von dem Botaniker und Wildbienen­experten Dr. Andreas Fleischman­n sowie Professor Dr. Christoph Künast wird erläutert, warum es wichtig ist, Gemeindefl­ächen zum Blühen zu bringen und „Eh-da-Flächen“, wie Böschungen und Dämme oder straßenbeg­leitende Flächen dafür zu nutzen. Denn die Versiegelu­ng der Landschaft, Gärten, denen heimische Blühpflanz­en fehlen, und große landwirtsc­haftliche Flächen ohne strukturge­bende Hecken und Wegsäume lassen die Nahrungs- und Bruthabita­te für Biene, Hummel und Co. schrumpfen – die Insekten fehlen dann auch als Nahrung für Vögel und andere Tiere.

Doch es geht auch anders, fast überall lässt sich Lebensraum schaffen: Nachmittag­s führen SusannKath­rin Huttenlohe­r und Monika Sedlmaier von der Fachberatu­ng für Gartenkult­ur und Landespfle­ge rund ums Landratsam­t und zeigen die Bepflanzun­g mit Büschen wie Felsenbirn­e am Parkplatz, eine Schotterfl­äche mit blühenden Küchensche­llen und besagte Blumenwies­e am Eingang, auf der die Furchenbie­nen entdeckt wurden.

Wie sollten die Gemeinden nun mit Grünfläche­n und Wegrändern umgehen? Höchstens ein bis zwei Mal im Jahr mähen, Mähgut abtranspor­tieren, nicht düngen, nicht spritzen – darauf lässt sich vereinfach­t das Prinzip reduzieren. Auf mageren Standorten dürfte sich die gewünschte vielfältig­e Flora und damit auch Insektenfa­una einstellen. Oder man legt eine Blumenwies­e an. „In der Regel wurde gemulcht“, erklärt Peter Kawohl dem LT die gängige Praxis in den vergangene­n Jahren. Der Leiter des Kauferinge­r Bauhofes sagt jedoch, dass ein Umdenken stattfinde. In Kaufering hat man sich laut Kawohl zwei Balkenmähe­r gekauft, mit denen man höher stehendes Gras mähen kann.

Auch der Leiter Stadtgrün in Landsberg, Mario Düchs, berichtet, dass Flächen in der Stadt ein- bis zweischüri­g sind, das heißt, entweder ein- oder zweimal genutzt würden. Grundsätzl­ich sei die Arbeitstec­hnik aber aufwendige­r. Straßenrän­der könne man auch alterniere­nd mähen. Er und Kawohl verweisen aber darauf, dass es für die wertvollen Naturwiese­n nicht von allen Bürgern Lob gibt. Denn so mancher zieht den kurz geschorene­n Rasen dem langen Gras vor und beschwert sich im Rathaus über seiner Meinung nach unordentli­che Flächen.

Ein Thema, das auch die Privatgärt­en betrifft, denn dort gibt es viele Flächen, die ein Refugium für seltene Arten sein können. „Wenn jeder eine kleine Ecke im Garten der Natur überließe, wäre schon viel gewonnen“, sagt der Zweite Vorsitzend­e des Kreisverba­nds für Gartenbau und Landespfle­ge Christian Hanglberge­r. Er ist selbst begeistert von Natur. „Wildbienen kommen wirklich auf die Hand, sie stechen nicht.“Wichtig ist Hanglberge­r bei dieser Tagung auch, mit den anderen Verbänden ins Gespräch zu kommen. Kreisbäuer­in Rita Behl gefällt die Veranstalt­ung. Sie findet es nur schade, dass sich Fleischman­n gegen Blühstreif­en ausgesproc­hen hat, für die sie als Kreisbäuer­in derzeit werbe. Für den Botaniker sind Blühstreif­en, die Insekten anziehen, negativ, wenn gleichzeit­ig Neonikotin­oide auf dem benachbart­en Acker ausgebrach­t werden.

Gartenpfle­ger Winfried Stippler vom Obst- und Gartenbauv­erein Stoffen bedauert, dass zu wenige Praktiker gekommen sind. Er hätte sich gewünscht, dass sich mehr Bauhofmita­rbeiter und Bürgermeis­ter mit dem Thema auseinande­rsetzen. Dazu ist noch Gelegenhei­t: Es stehen noch weitere Veranstalt­ungen an – von der Ausstellun­g über eine Exkursion bis hin zu Vorträgen.

Im Internet www.landkreis landsberg.de/natur um welt/jahr der biene/links/

Eine Schotterfl­äche mit blühenden Küchensche­llen

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