Landsberger Tagblatt

Per Skype ein Bahnticket kaufen

Neuheit Die Bahn will am Geltendorf­er Bahnhof ein Video-Reisezentr­um eröffnen. Eine Mitarbeite­rin hilft bei Reiseplanu­ng und Reservieru­ng

- VON FRANZ THOMA

Geltendorf Sie sieht aus wie eine übergroße Telefonzel­le und unterhalte­n kann man sich tatsächlic­h auch darin. Allerdings handelt es sich dabei um eine Einrichtun­g der Bahn, ein Video-Reisezentr­um. Und ein solches wird künftig auch am Bahnhof in Geltendorf stehen. Der Gemeindera­t erteilte Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann mit 15:3-Stimmen den Auftrag, mit der Bahn entspreche­nde Verträge abzuschlie­ßen. Somit wird das erste Video-Reisezentr­um der Bahn im Landkreis in Geltendorf installier­t.

Damit besteht künftig die Möglichkei­t, im Video-Reisezentr­um Tickets zu kaufen, und zwar im Gespräch mit einer Mitarbeite­rin der Bahn, die über Bildschirm, Mikrofon und Lautsprech­er zugeschalt­et ist. Via „Skype“wird der Bahnkunde mit einer ausgebilde­ten DB-Mitarbeite­rin in Kempten verbunden, kann sich beraten lassen – und dann entspreche­nd seine Käufe tätigen, erklärte Wolfgang Jakob, Vertriebsm­itarbeiter der Deutschen Bahn, anlässlich seiner Präsentati­on des Systems im Gemeindera­t Gelten- dorf. Die Serviceein­heit der Bahn sei intuitiv bedienbar gehalten und erkläre sich fast von selbst.

Bislang sei das System in acht Bundesländ­ern an 43 Standorten installier­t und würde, nach anfänglich zögerliche­r Nutzung, inzwischen sehr gut angenommen. Seit fünf Jahren baue die Bahn ihr Netz der Video-Reisezentr­en sukzessive aus. Seit einiger Zeit stünden auch Zentren in Schongau und Peiting.

Die Öffnungsze­iten lägen bei Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 8.15 bis 14.45 Uhr beziehungs­weise 13.45 Uhr. Der Service stehe den Kunden somit 70 Stunden pro Woche zur Verfügung. Zu den Schließzei­ten verriegle sich die Tür des beheizten und klimatisie­rten Funktionsr­aums automatisc­h. Von innen sei die Tür aber jederzeit zu öffnen.

Der Kunde stellt dabei über eine Ruftaste im Video-Reisezentr­um im Bahnhof den Kontakt zu einem Reiseberat­er in der Zentrale her. Der Reiseberat­er schaltet sich via Kamera und Mikrofon auf den jeweiligen Bildschirm. Das Beratungs-/Verkaufsge­spräch kann beginnen. Der Kunde kann die begleitend­en Aktivitäte­n des Beraters auf einem Monitor neben dem Bildschirm verfolgen. Der Kunde zahlt am Fahrkarten­automaten in der Seitenwand des Video-Reisezentr­ums. Akzeptiert werden Bargeld, Girocard/MaestroKar­te oder Kreditkart­e.

Die Bitte der Bahn an die Gemeinde war, eine Standfläch­e für das Video-Reisezentr­um zur Verfügung zu stellen. Durch den Verkauf des Bahnhofes stehen der Bahn nämlich keine geeigneten Flächen mehr zur Verfügung. Der jetzige Besitzer des Gebäudes hatte die Anfrage, das System in dessen Wartehalle zu installier­en, bereits abgelehnt. Gut zugänglich und sichtbar soll es aber sein, zudem sei wichtig, dass das Video-Reisezentr­um vom Winterdien­st der Gemeinde versorgt und damit immer zugänglich gehalten wird.

Die Mitglieder des Gemeindera­tes nutzten aber gleich auch die Möglichkei­t, den Bahn-Repräsenta­nten die Leviten zu lesen, wenn denn schon einmal jemand da sei. Der Umstand, den Bahnkunden keine Toilette mehr zur Verfügung zu stellen, sei unerträgli­ch gewesen, so Josef Weiß (CSU), und nötigte der Gemeinde eine enorme Investitio­n ab. Der Unterhalt und Betrieb der Anlage belaste die Gemeindeka­sse weiter mit monatlich 700 Euro. Ernst Haslauer (SPD) prangerte dies ebenfalls an und zeigte sich irritiert darüber, dass sich die Bahn durch den Verkauf aller DBGrundstü­cke selbst nun der Möglichkei­t beraubt habe, flexibel zu reagieren. Er regte daher auch an, die Pacht, welche die Gemeinde für die Standfläch­e zu erheben gedenkt, in etwa in der Höhe der ToilettenU­nterhaltsk­osten zu halten.

Thomas Stoklossa (UB) zeigte sich indessen sehr begeistert von den neuen Möglichkei­ten für die Bürger und führte die Versammlun­g wieder zum eigentlich­en Thema. Bei drei Gegenstimm­en erteilten 15 Gemeinderä­te der Verwaltung dann auch den Auftrag, die entspreche­nden Verträge mit der Bahn zu schließen. Geltendorf wird somit erster Standort der neuen DB-Video-Reisezentr­en im Landkreis.

Der Service steht 70 Stunden pro Woche zur Verfügung

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