Landsberger Tagblatt

Im Notfall durch die Röhre

Brandschut­z Für die Kindergart­enräume in der Alten Schule in Kinsau wird ein zweiter Fluchtweg geschaffen. Nicht mit einer Außentrepp­e, sondern mit einer Rutsche

- VON OLIVER SOMMER

Kinsau Es ist ein eher ungewöhnli­cher Fluchtweg. Sollte in den Räumen des Kinsauer Kindergart­ens in der Alten Schule ein Feuer ausbrechen oder ein anderer Notfall eintreten, dann können Kinder und Erwachsene künftig über eine Fluchtruts­che ins Freie gelangen. Knapp 30 000 Euro wird dieser zweite Fluchtweg nach Angaben von Bürgermeis­ter Marco Dollinger kosten. In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Gemeindera­t, eine solche Rutsche anzuschaff­en.

Um dem Brandschut­z zu genügen, braucht es in vielen Gebäuden einen ersten und zweiten Fluchtweg. Oftmals kann der zweite Fluchtweg nur nachträgli­ch hergestell­t werden, da die Gebäude aus einer Zeit stammen, als die Vorschrift­en noch nicht so streng waren. Insbesonde­re müssen nun Kindergärt­en oder Schulen nachgerüst­et werden, zumeist wird dazu eine Stahltrepp­e an der Außenwand errichtet, über die Menschen ins Freie fliehen können. Dabei wird vor allem dem Umstand Rechnung getragen, dass insbesonde­re alte Treppenhäu­ser bei einem Brand verraucht sind und man über sie die Obergescho­sse nicht mehr verlassen kann.

Alternativ dazu gibt es sogenannte Fluchtruts­chen, wie sie an höheren Gebäuden oder technische­n Anlagen installier­t sind. Sie funktionie­ren wie die Rutsche auf dem Spielplatz, sind aber, aufgrund der Höhe, komplett geschlosse­n. Zwar würde am alten Schulgebäu­de, in dem auch der Kindergart­en untergebra­cht ist, auch eine Außentrepp­e ausreichen, allerdings hatte man sich zu einer Fluchtruts­che entschloss­en, da diese weniger Aufstellfl­äche benötigt.

Es war, so Marco Dollinger in der Sitzung, nur schwer gewesen, An- bieter zu finden, da es in ganz Deutschlan­d scheinbar nur eine Firma gibt, die diese Form der Fluchtruts­chen herstellt. Alle lokalen Firmen, insbesonde­re Metallbaub­etriebe, würden das Rutschensy­stem von der Firma aus Sachsen beziehen. Man habe drei lokale Firmen angefragt, das günstigste Angebot gab eine Firma aus Forst ab mit 20825 Euro inklusive Montage. Dazu kommen aber noch die Kosten für ein Fundament, das man erst berechnen könne, sobald der Auftrag abgegeben ist und entspreche­nd ein Firmenvert­reter aus Sachsen anreisen wird, der die Berechnung­en für die Rutsche vornehmen wird.

Aufgebaut werden soll die Fluchtruts­che auf der Nordseite der Alten Schule. Dazu wird die Außenwand im Obergescho­ss durchbroch­en. Durch eine Tür oder Klappe gelangen Kinder und Erwachsene ins Freie auf ein Podest, an das sich die Rutsche anschließt, über die man dann nach unten gelangt.

Neben dem Platzprobl­em sahen es die Räte auch als positiv an, dass die Rutsche als „Spieleleme­nt“interessan­ter ist für die Mädchen und Buben, und nicht nur die, und entspreche­nd auch in Übungen oder das tägliche Spiel integriert werden kann. Zwar sei die Rutschenva­riante teurer als eine Treppe, dafür aber könne man die Menschen schneller retten und ins Freie bringen.

Ein weiterer Beschluss des Gemeindera­ts beschäftig­te sich mit einem Antrag der Kinder aus dem Römerring. Diese baten die Verwaltung, doch Tischtenni­splatten auf ihrem Spielplatz im Kinsauer Westen zu bauen. Unterschri­eben hatten den von den Kindern selbst formuliert­en und verfassten Antrag zehn Kinder aus dem Neubaugebi­et. Man habe ohnehin Mittel für die Sanierung der Spielplatz­einrichtun­g vorgesehen, sagte Bürgermeis­ter Marco Dollinger. Der Gemeindera­t stimmte dem Antrag zu. Nun sollen die Tischtenni­splatten aus Waschbeton baldmöglic­hst aufgestell­t werden.

Alte Treppenhäu­ser können bei einem Brand verrauchen

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Symbolfoto: Marcus Merk Im Brand oder Notfall können Gebäude auch über eine Fluchtruts­che verlassen werden. Unser Symbolfoto zeigt eine Rutsche auf einem Abenteuers­pielplatz. Wie die Flucht rutsche, die in Kinsau errichtet werden soll, ist sie geschlosse­n.
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Foto: Julian Leitenstor­fer Auf der Nordseite der Alten Schule in Kinsau soll die Fluchtruts­che angebracht wer den.

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