Im Notfall durch die Röhre
Brandschutz Für die Kindergartenräume in der Alten Schule in Kinsau wird ein zweiter Fluchtweg geschaffen. Nicht mit einer Außentreppe, sondern mit einer Rutsche
Kinsau Es ist ein eher ungewöhnlicher Fluchtweg. Sollte in den Räumen des Kinsauer Kindergartens in der Alten Schule ein Feuer ausbrechen oder ein anderer Notfall eintreten, dann können Kinder und Erwachsene künftig über eine Fluchtrutsche ins Freie gelangen. Knapp 30 000 Euro wird dieser zweite Fluchtweg nach Angaben von Bürgermeister Marco Dollinger kosten. In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Gemeinderat, eine solche Rutsche anzuschaffen.
Um dem Brandschutz zu genügen, braucht es in vielen Gebäuden einen ersten und zweiten Fluchtweg. Oftmals kann der zweite Fluchtweg nur nachträglich hergestellt werden, da die Gebäude aus einer Zeit stammen, als die Vorschriften noch nicht so streng waren. Insbesondere müssen nun Kindergärten oder Schulen nachgerüstet werden, zumeist wird dazu eine Stahltreppe an der Außenwand errichtet, über die Menschen ins Freie fliehen können. Dabei wird vor allem dem Umstand Rechnung getragen, dass insbesondere alte Treppenhäuser bei einem Brand verraucht sind und man über sie die Obergeschosse nicht mehr verlassen kann.
Alternativ dazu gibt es sogenannte Fluchtrutschen, wie sie an höheren Gebäuden oder technischen Anlagen installiert sind. Sie funktionieren wie die Rutsche auf dem Spielplatz, sind aber, aufgrund der Höhe, komplett geschlossen. Zwar würde am alten Schulgebäude, in dem auch der Kindergarten untergebracht ist, auch eine Außentreppe ausreichen, allerdings hatte man sich zu einer Fluchtrutsche entschlossen, da diese weniger Aufstellfläche benötigt.
Es war, so Marco Dollinger in der Sitzung, nur schwer gewesen, An- bieter zu finden, da es in ganz Deutschland scheinbar nur eine Firma gibt, die diese Form der Fluchtrutschen herstellt. Alle lokalen Firmen, insbesondere Metallbaubetriebe, würden das Rutschensystem von der Firma aus Sachsen beziehen. Man habe drei lokale Firmen angefragt, das günstigste Angebot gab eine Firma aus Forst ab mit 20825 Euro inklusive Montage. Dazu kommen aber noch die Kosten für ein Fundament, das man erst berechnen könne, sobald der Auftrag abgegeben ist und entsprechend ein Firmenvertreter aus Sachsen anreisen wird, der die Berechnungen für die Rutsche vornehmen wird.
Aufgebaut werden soll die Fluchtrutsche auf der Nordseite der Alten Schule. Dazu wird die Außenwand im Obergeschoss durchbrochen. Durch eine Tür oder Klappe gelangen Kinder und Erwachsene ins Freie auf ein Podest, an das sich die Rutsche anschließt, über die man dann nach unten gelangt.
Neben dem Platzproblem sahen es die Räte auch als positiv an, dass die Rutsche als „Spielelement“interessanter ist für die Mädchen und Buben, und nicht nur die, und entsprechend auch in Übungen oder das tägliche Spiel integriert werden kann. Zwar sei die Rutschenvariante teurer als eine Treppe, dafür aber könne man die Menschen schneller retten und ins Freie bringen.
Ein weiterer Beschluss des Gemeinderats beschäftigte sich mit einem Antrag der Kinder aus dem Römerring. Diese baten die Verwaltung, doch Tischtennisplatten auf ihrem Spielplatz im Kinsauer Westen zu bauen. Unterschrieben hatten den von den Kindern selbst formulierten und verfassten Antrag zehn Kinder aus dem Neubaugebiet. Man habe ohnehin Mittel für die Sanierung der Spielplatzeinrichtung vorgesehen, sagte Bürgermeister Marco Dollinger. Der Gemeinderat stimmte dem Antrag zu. Nun sollen die Tischtennisplatten aus Waschbeton baldmöglichst aufgestellt werden.
Alte Treppenhäuser können bei einem Brand verrauchen