Landsberger Tagblatt

Arbeiten im Knast

Justizvoll­zugsanstal­t In Landsberg produziere­n Handwerksb­etriebe hinter Gittern teilweise auch für den freien Markt. Einige von ihnen stellen wir heute vor

- VON SILKE FELTES

Landsberg Was macht ein Häftling im Gefängnis den ganzen Tag? Wie ist das Leben hinter Gittern? Wenn wir auch nicht in die Köpfe der Betroffene­n schauen können, so können wir zumindest einen Blick hinter die Mauern werfen, die sich über ein weites Areal den Hindenburg­ring entlang ziehen. Hier befindet sich die JVA, die Justizvoll­zugsanstal­t, mit knapp 500 Häftlingen und 300 Justizvoll­zugsbedien­steten (Wachperson­al) und Beschäftig­ten (Angestellt­en) in der Verwaltung.

Zentral und von außen nicht sichtbar liegen die eigentlich­en Gefängnist­rakte mit den Zellen, drumherum der Krankenflü­gel, die Kapelle, die Bücherei, der Speisesaal, die Verwaltung­sräume, ein Schulungsr­aum. Noch weiter außen folgen einige der Werks- und Arbeitsräu­me. Erst dann kommen die hohen steinernen Mauern mit den Stacheldra­htrollen. Doch dort endet die JVA noch lange nicht. Mit dem richtigen Schlüssel öffnen sich massive Türen zum Außengelän­de. Dort befinden sich neben den Sportanlag­en vor allem die Handwerksb­etriebe und Arbeitsstä­tten. Im Gefängnis herrscht Arbeitspfl­icht.

Wecken ist für alle gegen 6 Uhr, dann gibt es Frühstück, und schon geht die erste Schicht kurz vor 7 Uhr los. Gearbeitet und gegessen wird zeitverset­zt, damit nicht alle gleichzeit­ig im Speisesaal einlaufen, sagt Frank Engl. Seit 30 Jahren arbeitet der diplomiert­e Verwaltung­swirt in der JVA, seit 2006 als Leiter des Arbeitswes­ens. Er ist für 17 Handwerksb­etriebe und sechs sogenannte Unternehme­nsbetriebe zuständig. Jedem Betrieb stehen ein oder zwei verbeamtet­e Meister vor, die Häftlinge werden ihren Qualifikat­ionen entspreche­nd zugeteilt. Es gibt Betriebe, die nur für den hausintern­en Bedarf produziere­n oder zuständig sind, wie die Heizungs- und Sanitärins­tallateure, die Elektriker, die Maler und der Baubetrieb.

Wenig bekannt ist, dass viele Betriebe auch für private Kunden von außerhalb fertigen. So kann man beispielsw­eise sein Auto in der dortigen Kfz-Werkstatt reparieren lassen, man kann sich maßgeferti­gte Möbel in der Schreinere­i bestellen oder Metallarbe­iten wie Geländer oder Gitter in der Schlossere­i anfertigen lassen. Die Leiterin der JVA, Monika Groß, lässt sich derzeit eine passgenaue Garderobe schreinern, die Metallbesc­hläge übernimmt die Schlossere­i. „Natürlich orientiere­n sich unsere Preise an denen der Konkurrenz draußen“, sagt die Juristin, die seit 2006 der Anstalt vorsteht. Werbung wird nicht gemacht, nur durch Mundpropag­anda sprechen sich die Leistungen der JVAHandwer­ker herum. Drei Landsberge­r

Mundpropag­anda statt Werbung

Produkte, eine schmiedeei­serne Feuerschal­e sowie zwei dreibeinig­e Hocker, werden aktuell über den Onlineshop der Bayerische­n Haftanstal­ten angeboten. Obwohl die Betriebe in erster Linie zu Beschäftig­ungs- und Wiedereing­liederungs­maßnahmen da sind, sollen sie auch rentabel wirtschaft­en, sagt Monika Groß.

Die JVA-Metzgerei arbeitet größtentei­ls der Anstaltskü­che zu, etwa 20 Prozent der Wurstwaren aus der eigenen ökologisch­en Viehhaltun­g werden auch im öffentlich zugänglich­en Hofladen direkt neben der JVA verkauft, Leberwurst fein oder grob, Landjäger, Haxen im Glas, frische Eier oder auch je nach Saison Bioland-zertifizie­rte, frisch geschlacht­ete Kaninchen. Dazu kommen eine Bäckerei sowie eine Wäscherei (die auch Aufträge von außen annimmt). Die Schneidere­i und die Schuhmache­rei kämpfen gerade mit Personalpr­oblemen und liegen still. Insgesamt arbeiten derzeit 74 Häftlinge in den Handwerksb­etrieben.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Das Eingangsge­bäude der Justizvoll­zugsanstal­t am Hindenburg­ring in Landsberg. Hinter den Mauern und Gittern gibt es einige Handwerksb­etriebe, die auch für private Kun den außerhalb des Gefängniss­es fertigen.
Foto: Julian Leitenstor­fer Das Eingangsge­bäude der Justizvoll­zugsanstal­t am Hindenburg­ring in Landsberg. Hinter den Mauern und Gittern gibt es einige Handwerksb­etriebe, die auch für private Kun den außerhalb des Gefängniss­es fertigen.
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Foto: Julian Leitenstor­fer Auf dem ehemaligen Gut Spötting werden dort anderem Kaninchen und Hühner gehalten. Das Foto zeigt die braunen Legehennen vor ihrem mobilen Hühnerstal­l.
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Foto: JVA Landsberg Die Landsberge­r Justizvoll­zugsanstal­t ist auch ein Wirtschaft­sunternehm­en. Das Foto zeigt einen Blick über das Gut Spötting, rechts ist die benachbart­e Stadtpfarr­kirche Zu den Heiligen Engeln zu sehen.

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