In Töne verpackte Geschichten
Helmut Kagerer ist die Überraschung des Festivals
Landsberg Am Beginn stand eine Überraschung: Das Philipp Stauber Quintett musste ohne seinen erkrankten Kopf auskommen. Dieser aber hatte, wie Christian Gruber den Besuchern im Stadttheater berichten konnte, selbst und rechtzeitig für adäquaten Ersatz gesorgt. Das Jazzkonzert im Rahmen des Festivals Faszination Gitarre wurde von Helmut Kagerer und dessen Archtop Jazzgitarre angeführt.
Kagerer ist Jazzgitarrist wie Philipp Stauber, die beiden kennen sich seit vielen Jahren. Neben ausgedehnter Konzerttätigkeit lehrt Kagerer an verschiedenen Hochschulen. Die Umstellung auf einen anderen Leader war für das Ensemble kein Problem, die Szene kennt sich. Ein wenig Einhören allerdings war nötig, Kagerers Gitarre passte anfangs nicht so ganz in das Gefüge, ihr voller, weichtöniger Klang wirkte wie ein Fremdkörper.
Das gab sich aber schnell, zumal auch die Musiker immer wieder anders formiert spielten. Einzig das Rhythmusduo war stets präsent. Schlagzeuger Bastian Jütt benötigte nur einen kleinen Setup-Aufbau für das Grundbedürfnis jeder Band. Er klopfte den Rhythmus mal fast brachial, dann streichelte er die Trommeln mit dem Besen und unterstrich so die Stimmung in Balladen und sentimentalen Nummern. Henning Sieverts bearbeitete seinen Kontrabass ununterbrochen. Er agierte mit viel Verve – vor allem zupfend.
Pianist Jan Eschke entlockte dem Flügel schier unendlich viele Töne. Till Martin und sein Tenorsaxofon sorgten zwischen all dem Wirbel immer wieder für Ruhe, für ange- nehm dunkel gefärbte, melodiöse Passagen. Immer wieder melodieführend war auch das, was Helmut Kagerer seiner Gitarre entlockte. Ähnlich einer guten Sängerin ließ er das Instrument in Töne verpackte Geschichten erzählen, er improvisierte, erweiterte das Spiel der vier Musikerkollegen auf der Bühne mit klanglich Passendem.