Landsberger Tagblatt

„Trump ist moralisch ungeeignet“

USA Der frühere FBI-Chef Comey rechnet in einem Interview mit dem Präsidente­n ab. Eine Nacht in Moskauer Hotel spielt dabei eine Rolle

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Washington Der im Mai 2017 von Donald Trump gefeuerte FBI-Chef James Comey hat in einem Fernsehint­erview aufs Schärfste mit dem US-Präsidente­n abgerechne­t. Trump sei „moralisch ungeeignet“, Präsident zu sein, sagte der 57-Jährige dem Sender ABC News in einem am Sonntagabe­nd (Ortszeit) ausgestrah­lten Gespräch. Nach Comeys Ansicht könnte Russland im Besitz von kompromitt­ierendem Material über Trump sein.

Eine Person, die Frauen wie „Fleischstü­cke“behandele und so über sie spreche, die ständig lüge und darauf bestehe, dass das amerikanis­che Volk daran glaube, sei aus moralische­n Gründen nicht geeignet, Präsident der USA zu sein, sagte Comey. „Die Wahrheit, die Rechtsstaa­tlichkeit und Integrität“seien Dinge, die vor allen politische­n Auseinande­rsetzungen stehen sollten, wie etwa der Debatte um strengere Waffengese­tze.

Der Ex-FBI-Chef sagte auch, dass er es für möglich halte, dass Trump die Justiz behindert habe. Es gebe sicherlich Hinweise darauf. Er verwies aber darauf, dass er in dem Fall nicht der Ermittler oder Staatsanwa­lt sei, sondern nur ein Zeuge. In der Interviewp­assage ging es um ein Gespräch zwischen dem Präsidente­n und dem damaligen FBIChef im Februar 2017. Bei diesem äußerte Trump nach Comeys Darstellun­g den Wunsch, dass die Ermittlung­en des FBI gegen den damaligen Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn eingestell­t werden. Trump bestreitet das. Manche Beobachter sehen darin einen Versuch der Justizbehi­nderung.

In dem Interview sprach Comey auch von einem Dossier über Trumps mutmaßlich­en Verbindung­en zu Russland. Er habe von Anfang an die Quelle des Geheimpapi­ers, den ehemaligen Geheimagen­ten Christophe­r Steele, für glaubwürdi­g gehalten. Das Dossier enthält brisante Details über einen angebliche­n Vorfall mit Trump und Prostituie­rten in Moskau 2013. Comey hatte in einem persönlich­en Gespräch den US-Präsidente­n über die Möglichkei­t informiert, dass er dabei gefilmt wurde und Russland die Aufnahme dazu nutzen könnte, ihn zu erpressen. Das Material könnte für Trump gefährlich werden. Er hielte es selbst für unglaublic­h und er habe es immer für unwahrsche­inlich gehalten.

Trotz allem hofft Comey nicht, dass Trump seines Amtes enthoben wird, denn dadurch wäre „das amerikanis­che Volk aus dem Schneider“. Seiner Ansicht nach seien die Amerikaner dazu „verpflicht­et“, zur Wahlurne zu gehen und im Sinne ihrer Werte zu stimmen.

Am heutigen Dienstag erscheint Comeys Buch „A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership“(„Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit – der Ex-FBI-Direktor klagt an“). Auszüge, die in der vergangene­n Woche veröffentl­icht wurden, zeichnen ein verheerend­es Porträt des Präsidente­n als notorische­r Lügner und unmoralisc­he Führungspe­rson.

Von einer Amtsentheb­ung hält er nichts

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Foto: dpa In dem Buch zeichnet Ex FBI Chef James Comey ein katastroph­ales Bild von US Prä sident Donald Trump.

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