Landsberger Tagblatt

Richtungsw­eisend

Verkehr Israels Präsident gibt es jetzt als Navi-Stimme. Wer kommt noch?

- VON MICHAEL SCHREINER

Den Leuten vorgeben, wo’s langgeht. Sie mit klaren Ansagen führen – richtungsw­eisend, punktgenau, alternativ­los. Davon träumen vermutlich alle Staatschef­s dieser Welt. Israels Staatspräs­ident Reuven Rivlin, 78, ist am Ziel. Er leiht einer Navi-App zum 70. Jubiläum des Landes seine Stimme.

Wer ab Donnerstag, dem Unabhängig­keitstag, in Jerusalem oder Tel Aviv mit seinem Wagen herumirrt, wird von Rivlin persönlich nach links oder geradeaus gelotst und auf den rechten Weg gebracht. Voraussetz­ung fürs Kurven mit dem Staatslenk­er: Der Fahrer muss das in Israel entwickelt­e und 2013 vom Internetri­esen Google gekaufte Navigation­sprogramm Waze verwenden. Nur dann wünscht Rivlin am Reiseziel einen „Frohen Unabhängig­keitstag“. Ob er auch einen Parkplatz garantiert?

Die nette Spielerei in Israel dürfte ambitionie­rte Leute wie Jens Spahn oder Donald Trump auf den Plan rufen. So ein Instrument gebührt ihnen ja wohl auch! Trump empföhle sich Waze für die ruppige Variante. „Abbiegen, Schleimbeu­tel!“, oder „Einbahnstr­aße? Die Entgegenko­mmenden sind Fake.“Tempolimit? „Macht euch bereit, ich komme angeflogen wie eine smarte Rakete…“So lange die Mauer zu Mexiko nicht steht, ginge von einem trumpbequa­tschten Navi zumindest eine Gefahr weniger aus. Auf dieses Ziel kann noch niemand gelenkt werden. Ach ja: Jens Spahn. Um seine Alleingäng­e zu zügeln, könnte Angela Merkel ihn verdonnern, in 21 Sprachen nur einen einzigen Navi-Satz einzusprec­hen: „Folgen Sie der Straße für 164 Kilometer.“

Weltweit hat Waze nach eigenen Angaben 100 Millionen Nutzer. Immer wieder werden Stimmen von Prominente­n angeboten, darunter die Schauspiel­er Morgan Freeman und Arnold Schwarzene­gger. Ihn stellt man sich etwas einsilbig vor. „Hasta la vista, Baby“, wenn es ab über die Kaimauer geht. Oder: „I’ll be back“, „ich komme wieder“, wenn er in Endlosschl­eife durch den Kreisverke­hr lotst. Reuven Rivlin streut in seine Navi-Befehle auch jiddische Ausdrücke ein wie „Oj wej is mir (auf Deutsch „o weh“) – Gefahrenst­elle am Straßenran­d“. Früher wollten Politiker unsere Stimme – jetzt geben sie uns ihre.

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Foto: Daniela Fischer Jens Spahn oder Arnold Schwarzene­gger, die durch Augsburg lotsen? Könnte durch aus sein. In Israel jedenfalls navigiert jetzt der Staatspräs­ident.

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