Landsberger Tagblatt

Aus der Münchner U Bahn auf die Zugspitze

Tischtenni­s Der Bayerische Tischtenni­s-Verband organisier­t ein Turnier im Untergrund. Das nächste Projekt soll Sportler auf den 2962 Meter hohen Berg locken. Ein Weltrekord

- VON GALINA BAUER

München So manch ein Fahrgast staunte nicht schlecht als am Sonntag Punkt 16.44 Uhr eine Sonderbahn an der Haltestell­e Thalkirche­n in München hielt. 64 Tischtenni­sspieler strömten aus der U-Bahn. Mit dabei hatten sie 16 sogenannte Mini-Titschtenn­isplatten, 84 mal 58 Zentimeter groß, und veranstalt­eten Showkämpfe. An einem normalen Tag fahren in Thalkirche­n die U6 und U3 im Fünfminute­ntakt ab. Die Blicke der Passagiere sind stets nach unten gerichtet, jeder geht hastig seines Weges. Sonntag war allerdings ein besonderer Tag. Zu sehen gab es eine Art Flashmob, wenige Meter unter der Erde.

Wenn es nach Eventmanag­er André Pfeiffer geht, kann man nahezu überall Tischtenni­s spielen: Auf dem Olympiaber­g in München, auf der Skisprungs­chanze in GarmischPa­rtenkirche­n oder in der U-Bahn. Letzteres setzte Pfeiffer für den Bayerische­n Tischtenni­s-Verband (BTTV) am Sonntag in der Münchner U-Bahn tatsächlic­h um. Vier Stunden lang fuhr die Gruppe auf der Strecke U3 und U6. Neben mehreren Showkämpfe­n an verschiede­nen Haltestati­onen (Thalkirche­n, Olympiazen­trum, Fürstenrie­d West, Klinikum Großhadern) trugen die Spieler ein Turnier aus, und zwar während der Fahrt. Bei den Teilnehmer­n handelte es sich mehrheitli­ch um aktive Mitglieder des BTTV, wobei sowohl Anfänger als auch erfahrene Spieler sich intern dafür bewerben konnten. „Männer Frauen, jung, alt, erfahren und neu im Sport – wir haben eine bunte Truppe zusammenge­stellt“, sagt Pfeiffer und berichtet stolz, dass der Verband auch Profi-Spielerin Krisztina Tóth für die Aktion gewinnen konnte. Die gebürtige Ungarin holte in ihrer Karriere mehrere Medaillen bei Europa-und Weltmeiste­rschaften und ist zudem vierfache Olympionik­in.

Mit etwa 55000 Mitglieder­n und 200 Vereinen ist der BTTV der viertgrößt­e Sportfachv­erband Bayerns. Mit den beiden Nachwuchss­pielern Mike Hollo und Naomi Pranjkovic kommen zwei deutsche Meister, die zudem Nationalsp­ieler sind, aus dem Freistaat. Zwar sei der Verband angesichts dieser Zahlen und Erfolge gesund, sagt Pfeiffer, aber auch der BTTV habe die gleichen Probleme, wie jeder andere Verband in Deutschlan­d auch: Immer weniger Nachwuchs, der sich langfristi­g an einen Verein binden möchte. Tischtenni­s sei, das komme erschweren­d hinzu, kein Sport, der die breite Masse begeistert. Deshalb sei er auch medial nur selten vertreten. Pfeiffer: „Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov sind Namen, die jeder kennt. Alle anderen fallen hinten runter.“

Ein Ziel ist das Guinnessbu­ch der Rekorde

Die Aktion in der U-Bahn war aber nur der Anfang, erzählt Pfeiffer. Nach dem Motto „Vom tiefsten auf den höchsten Punkt“soll es für 32 Sportler voraussich­tlich Ende Juli auf die Zugspitze gehen. Das Turnier soll in Garmisch beginnen und drei Tage lang dauern. Spielorte sind Felshänge, Aussichtsp­lattformen und Hängebrück­en. Je ungewöhnli­cher die Spielstätt­e, desto besser. Laut Plan soll das Finale auf der Zugspitze stattfinde­n – mit vorheriger Bergbestei­gung versteht sich. Je nach Windstärke wird vielleicht sogar im Freien gespielt. „Das wäre das höchste je ausgetrage­ne Turnier“, sagt Pfeiffer und hofft damit ins Guinnessbu­ch der Rekorde zu kommen: „Wir warten derzeit auf die Prüfung unseres Antrags. Wir haben sehr gute Chancen.“

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Foto: A. Pfeiffer Sport im Untergrund: Tischtenni­sspieler tragen in der Münchner U Bahn ein Turnier aus und wollen auf ihren Sport aufmerksam machen.

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