Landsberger Tagblatt

Die „steinreich­e“Unbekannte

Menorca Der größte Schatz der Balearen-Insel ist die Natur. Vielleicht ist der fehlende Massentour­ismus gar nicht so schlecht

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seiner „wilden Hippie-Zeit“in Amsterdam und Marokko wurde zunächst das spanische Festland seine neue Heimat, ehe es ihn auf Menorca zog. Nach der Pleite mit dem Betrieb einer Gastwirtsc­haft baut der 65-Jährige heute lieber in seinem Gemüsegart­en nach biologisch­dynamische­r Methode an, hat Hunde und hält Hühner. Und der Österreich­er Fritz, mittlerwei­le vierfacher Großvater, zeigt Touristen die Insel, die die Unesco bereits vor 25 Jahren entdeckt hat, als sie das gesamte Eiland zum Biosphären­reservat erklärt hat.

Vielleicht hat dazu ungewollt General Franco beigetrage­n. Der hatte sich in Spanien an die Macht geputscht und damit 1936 den Spanischen Bürgerkrie­g ausgelöst. Die Menorquine­r waren die einzige Bevölkerun­g einer Balearenin­sel, die gegen Franco Widerstand geleistet hat – wenn auch ohne Erfolg. Unter seiner diktatoris­chen Herrschaft (1939–1975) wurde Menorca links liegen gelassen. Erst in den 70er Jahren hat sich, wie Ronald Fritz es formuliert, ein „schüchtern­er Tourismus“entwickelt.

Auf seinen Touren geht der Inselkundi­ge noch viel weiter in der Zeit zurück und führt seine Gäste an prähistori­sche Fundorte. Menorca ist geradezu übersät mit Zeugnissen der sogenannte­n Talayot-Kultur. Insgesamt gibt es über 1500 Fundstätte­n

Wo die Sonne sich in Spanien als erstes zeigt

– im Schnitt eine auf zwei Quadratkil­ometern – mit Monumenten, die zwischen 4000 und 2000 Jahre alt sind.

Der namensgebe­nde Talayot war ein aus großen Steinen angelegter, dickwandig­er und runder (später quadratisc­her) Beobachtun­gsturm, der an erhöhten Stellen aufgebaut wurde, um mögliche Feinde frühzeitig erkennen zu können.

Vor Kraft strotzende Riesen scheinen damals die Arbeit verrichtet zu haben. Die in unmittelba­rer Nähe der Talayots stehenden Taulas, das bedeutet „Tisch“oder „Tafel“, bestehen aus zwei aufeinande­r geschichte­ten Steinen in T-Form, die bis zu fünf Meter in die Höhe ragen konnten. Die Taulas waren die Zentren religiöser Kultstätte­n. „Magische Kraftpunkt­e einer steinreich­en Insel“, sagt Ronald Fritz.

Die Zeugnisse seiner Ureinwohne­r wollte Menorca besonders hervorhebe­n. 32 dieser Denkmäler zählten im vergangene­n Jahr zur Bewerbung für das Weltkultur­erbe der Menschheit. Allerdings ist es der Insel vorerst nicht gelungen, in diese Liste aufgenomme­n zu werden.

Das also hat Menorca noch nicht erreicht. Eines kann der Insel im westlichen Mittelmeer aber sicher nie genommen werden: Im Osten, in Es Castell, zeigt sich Spaniens Morgensonn­e als erstes …

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Der Weg lohnt sich (von links): Nach Ciutadella, entlang des Camís de Cavalls und zu den Talayot Stätten.
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Eine Postkarten­idylle, die Wirklichke­it ist und spannende Höhlenerku­ndungen mit dem Kajak bietet der Ferienort Cala Galdana.
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Fotos: Hofmann
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