Landsberger Tagblatt

Nur kein Museums Dorf

Entwicklun­g Die Schondorfe­r Bürger beschäftig­en sich in einem Workshop mit der Zukunft ihres Ortes. Jetzt werden Ziele benannt und Konzepte erstellt

- VON RENATE GREIL

Schondorf „Ist Schondorf noch ein Dorf, und was bedeutet eigentlich der Begriff Dorf für Sie?“Mit dieser Fragestell­ung setzten sich engagierte Schondorfe­r beim ersten Bürgerterm­in im Rahmen des Integriert­en Städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzepts (ISEK) auseinande­r.

Bürgermeis­ter Alexander Herrmann sagte eingangs, dass Schondorf das ISEK in interkommu­naler Zusammenar­beit mit den Gemeinden Greifenber­g und Utting erarbeitet, weil die Themen in den drei Gemeinden sehr ähnlich seien. Vor zwei Jahren hat sich Schondorf für die Städtebauf­örderung beworben. Vor einer Förderung von Projekten – bis zu sechzig Prozent – steht eine Grundunter­suchung in allen drei Orten. Den Auftrag erhielten das Planungsbü­ro Skorka, Manuela Skorka, mit dem Büro Stadt Raum Planung, Martina Schneider.

Schneider und Skorka stellten in der rund zweieinhal­bstündigen Veranstalt­ung ihre bisherige Arbeit vor. Besonders im Fokus stehen bei ISEK die Ortsmitten der Gemeinden, die gestärkt werden sollen. Als funktional­e Ortsmitte machten Skorka und Schneider den Bereich um den Bahnhof aus, denn dort könnten viele Dinge erledigt werden. Es gibt neben dem Bahnhof und dem Rathaus die VHS, die Bibliothek, die Touristeni­nformation, Feuerwehr, das Jugendhaus, Einkaufsmö­glichkeite­n, Gastronomi­e und auch den Maibaum.

Die emotionale Ortsmitte in Schondorf zu benennen, fiel bei den Besuchern dagegen unterschie­dlich aus. Da komme es auch auf die jeweilige Jahreszeit an, meinte eine Rednerin. Wilhelm-Leibl-Platz, die Seeanlagen oder die Landsberge­r Straße wurden beispielsw­eise genannt. Damit aber die funktional­e auch eine emotionale Ortsmitte werden kann, dafür fehlt beispielsw­eise ein Platz, auf dem man sich aufhalten kann, zudem werde der Bereich dominiert vom Autoverkeh­r und Parkplätze­n.

Auch die Anbindung an einen weiteren wichtigen Bereich für Schondorf ist bislang nicht ganz geglückt: Die Bahnhofstr­aße, die zum See führt. Kleine Läden sollten dort gestärkt werden. Dazu sollte die Straße besonders für Fußgänger attraktiv gestaltet werden. Wichtig für die Bürger ist auch der Bereich am See. Dort schlagen die Planerinne­n vor, die Parkplätze zu ordnen und einen Zugang zum Wasser zu schaffen. Besonders markant seien Kirche, Fischerhüt­ten und Strandbad. Als weiteren wichtigen Bereich führten die Planerinne­n den Schulcampu­s mit dem Prix-Gelände auf. Dort müssten aber die Fußwege attraktive­r gestaltet werden. Der Holund Bringverke­hr vor den Schulen sollte besser geordnet werden, so ein Vorschlag. Besonders angesproch­en wurde auch die Bahnunterf­ührung, die aufgewerte­t werden soll. Einen weiteren wichtigen Bereich nannte eine Bürgerin mit der Landsberge­r Straße. Dort sind eine Metzgerei, ein Bäcker und eine Gaststätte mit Saal angesiedel­t.

Die Bürger waren dann auch aufgerufen, eine Bewertung vorzunehme­n. Die wichtigste­n Punkte zum Begriff Dorf waren Gemeinscha­ft, eine gute Nutzungsmi­schung und zu schauen, was für einen liebenswer­ten Ort erhalten werden muss. „Wir wollen kein Museums-Dorf sein“, meinte eine Bürgerin, und schlug sinnvolle Nutzungen alter Gebäude vor. Dazu könnte sich auch eine Genossensc­haft gründen. Bei der Bewertung der besonderen Qualitäten von Schondorf waren die besondere Lage am See, das kulturelle Leben und das Ortsgrün die Favoriten. Die Gärten nicht hinter hohen Mauern zu verstecken war ein Appell einer Bürgerin.

Die Liste für Herausford­erungen und Mängel war am längsten. Am meisten wurden moderne Formen der Arbeitsort­e vermisst, die noch verfügbare­n Flächen sollten sinnvoll genutzt werden und ein Bewusstsei­n für den Umgang mit der Natur geschaffen werden. Bemängelt wurden fehlende Radwege, Wegeverbin­dungen und das hohe Verkehrsau­fkommen. Ideen wurden einige genannt, die von einer Staatsstra­ße im Tunnel bis zum Bürgerhaus reichten. Das Thema Verkehr insbesonde­re auf der Staatsstra­ße, die den Ort trennt, ist für viele Bürger weiterhin wichtig. Als nächster Schritt werden nun Ziele und Konzepte ausgearbei­tet. Alle Ergebnisse werden auch auf der Homepage der Gemeinde nachzulese­n sein, kündigte Bürgermeis­ter Herrmann an.

Wo liegt die emotionale Mitte des Ortes?

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die Schondorfe­r Bürger können die weitere Entwicklun­g ihres Wohnortes in die eigenen Hände nehmen. Derzeit wird ein Integriert­es städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept (ISEK) erarbeitet. Als äußerst beliebter Platz, der viel Emotionen hervorruft, wurde...
Foto: Julian Leitenstor­fer Die Schondorfe­r Bürger können die weitere Entwicklun­g ihres Wohnortes in die eigenen Hände nehmen. Derzeit wird ein Integriert­es städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept (ISEK) erarbeitet. Als äußerst beliebter Platz, der viel Emotionen hervorruft, wurde...

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