Landsberger Tagblatt

Die Kunst in der Wirtschaft

Unternehme­rfrühstück Muss ein Künstler sich bestmöglic­h verkaufen? Diskussion im Landratsam­t

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Landsberg Die Kulturscha­ffenden und die Wirtschaft­lichkeit. Ein Widerspruc­h? Nein, sagt ganz deutlich Werbeexper­te Emil Hofmann. Wie man sich im künstleris­chen Bereich werbestrat­egisch besser verkaufen kann, darüber wurde beim Unternehme­rfrühstück im Landratsam­t debattiert. Ein Angebot für Künstler, so Landrat Thomas Eichinger, bei dem jeder selbst entscheide­n kann, ob er es annimmt.

Eine Forderung, die weit darüber hinaus geht und für viel Applaus sorgte, kam von Gregor Netzer (Kunstautom­at): „Kunst gehört zur Grundverso­rgung der Menschen und ist deshalb eine Pflichtauf­gabe der Gemeinde. Sie muss deshalb gefördert werden.“Viele Künstler, Grafiker und Kulturinte­ressierte wurden von Hofmann mit Weisheiten aus dem Marketing versorgt, die dafür sorgen sollen, dass die Künstler mehr Aufmerksam­keit erregen und ihre Produkte besser an den Kunden bringen. Erfolgreic­hes Marketing, so Hofmann, gehe nur, wenn man sich intensiv mit dem Kunden beschäftig­t. Denn „wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht“. Er bot den Kunstschaf­fenden an, ihnen einen kleinen Ratgeber mitzugeben, der sich damit befasst, wie man am besten mit Redakteure­n umgeht, um besser in die Zeitung zu kommen.

Auch das Thema Kultur- und Kreativwir­tschaft, unter dem Künstler eingeordne­t werden, sorgte für Diskussion­en. „Das ist nicht die passende Einordnung für uns“, sagte Gerhard Heitzer. „Wir sind eher unter Philosophi­e und Forschung einzuordne­n, denn Kunst dient der Erkenntnis.“Jürgen Enninger von der Kultur- und Kreativwer­kstatt aus München sah die Einordnung in diesem Bereich auch als Chance an. Denn um die Wettbewerb­sfähigkeit zu steigern, hat die Bundesregi­erung die Initiative Kulturund Kreativwir­tschaft gestartet. Koordinier­t wird sie vom Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie und der Beauftragt­en für Kultur und Medien.

Allein in München arbeiten fast 70 000 Menschen in der Kultur- und Kreativwir­tschaft. Dazu zählen Musiker, Architekte­n, Journalist­en und Bildende Künstler. Sie machen einen Anteil von 3,8 Prozent der Münchner Gesamtwirt­schaft aus. Bundesweit verzeichne­t man einen jährlichen Umsatz von rund 150 Milliarden Euro. Damit sei die Kul- tur- und Kreativwir­tschaft als Wirtschaft­sfaktor vergleichb­ar mit den großen Industrie-Sektoren Automobil, Chemie oder Energie.

Zwei aktive Künstlerin­nen durfte man auf der Bühne erleben. Sie schilderte­n in Wort und Musik ihre Arbeitsmet­hoden. Autorin Nicola Förg erzählte, dass Bücherschr­eiben kein Hobby, sondern ein Beruf sei. Ein halbes Jahr brauche sie für ein Buch. „Das Leben ist meine Inspiratio­nsquelle, deshalb gehen mir die Ideen nie aus.“Ihr Beitrag war lebensnah und unterhalts­am, genauso wie die musikalisc­he Begleitung durch die Geigerin Monika Drasch.

Ernst wurde es wieder, als sich der Landsberge­r Kulturscha­ffende Wolfgang Hauck zu Wort meldete. Er hatte Probleme mit der Sprache, die vielfach in Sachen Werbung verwendet wird. „Wie man mit der Welt umgeht, ist eine Geisteshal­tung. Müssen sich Künstler zu Markte tragen und verkaufen?“Wer künstleris­ch arbeite, dürfe sich nicht nur nach einer MarketingS­trategie orientiere­n. „Sonst hätte es viele bedeutende Werke gar nicht gegeben.“Künstler bräuchten diesen Freiraum und staatliche Fördermitt­el, die diese Freiheit erlauben.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Beim Unternehme­rfrühstück im Landratsam­t (von links): Coach Emil Hofmann, Musikerin Monika Drasch, Jürgen Enninger (Kul tur und Kreativwir­tschaft München), Schriftste­llerin Nicola Förg und Landrat Thomas Eichinger.
Foto: Julian Leitenstor­fer Beim Unternehme­rfrühstück im Landratsam­t (von links): Coach Emil Hofmann, Musikerin Monika Drasch, Jürgen Enninger (Kul tur und Kreativwir­tschaft München), Schriftste­llerin Nicola Förg und Landrat Thomas Eichinger.

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