Die Kunst in der Wirtschaft
Unternehmerfrühstück Muss ein Künstler sich bestmöglich verkaufen? Diskussion im Landratsamt
Landsberg Die Kulturschaffenden und die Wirtschaftlichkeit. Ein Widerspruch? Nein, sagt ganz deutlich Werbeexperte Emil Hofmann. Wie man sich im künstlerischen Bereich werbestrategisch besser verkaufen kann, darüber wurde beim Unternehmerfrühstück im Landratsamt debattiert. Ein Angebot für Künstler, so Landrat Thomas Eichinger, bei dem jeder selbst entscheiden kann, ob er es annimmt.
Eine Forderung, die weit darüber hinaus geht und für viel Applaus sorgte, kam von Gregor Netzer (Kunstautomat): „Kunst gehört zur Grundversorgung der Menschen und ist deshalb eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Sie muss deshalb gefördert werden.“Viele Künstler, Grafiker und Kulturinteressierte wurden von Hofmann mit Weisheiten aus dem Marketing versorgt, die dafür sorgen sollen, dass die Künstler mehr Aufmerksamkeit erregen und ihre Produkte besser an den Kunden bringen. Erfolgreiches Marketing, so Hofmann, gehe nur, wenn man sich intensiv mit dem Kunden beschäftigt. Denn „wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht“. Er bot den Kunstschaffenden an, ihnen einen kleinen Ratgeber mitzugeben, der sich damit befasst, wie man am besten mit Redakteuren umgeht, um besser in die Zeitung zu kommen.
Auch das Thema Kultur- und Kreativwirtschaft, unter dem Künstler eingeordnet werden, sorgte für Diskussionen. „Das ist nicht die passende Einordnung für uns“, sagte Gerhard Heitzer. „Wir sind eher unter Philosophie und Forschung einzuordnen, denn Kunst dient der Erkenntnis.“Jürgen Enninger von der Kultur- und Kreativwerkstatt aus München sah die Einordnung in diesem Bereich auch als Chance an. Denn um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, hat die Bundesregierung die Initiative Kulturund Kreativwirtschaft gestartet. Koordiniert wird sie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und der Beauftragten für Kultur und Medien.
Allein in München arbeiten fast 70 000 Menschen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dazu zählen Musiker, Architekten, Journalisten und Bildende Künstler. Sie machen einen Anteil von 3,8 Prozent der Münchner Gesamtwirtschaft aus. Bundesweit verzeichnet man einen jährlichen Umsatz von rund 150 Milliarden Euro. Damit sei die Kul- tur- und Kreativwirtschaft als Wirtschaftsfaktor vergleichbar mit den großen Industrie-Sektoren Automobil, Chemie oder Energie.
Zwei aktive Künstlerinnen durfte man auf der Bühne erleben. Sie schilderten in Wort und Musik ihre Arbeitsmethoden. Autorin Nicola Förg erzählte, dass Bücherschreiben kein Hobby, sondern ein Beruf sei. Ein halbes Jahr brauche sie für ein Buch. „Das Leben ist meine Inspirationsquelle, deshalb gehen mir die Ideen nie aus.“Ihr Beitrag war lebensnah und unterhaltsam, genauso wie die musikalische Begleitung durch die Geigerin Monika Drasch.
Ernst wurde es wieder, als sich der Landsberger Kulturschaffende Wolfgang Hauck zu Wort meldete. Er hatte Probleme mit der Sprache, die vielfach in Sachen Werbung verwendet wird. „Wie man mit der Welt umgeht, ist eine Geisteshaltung. Müssen sich Künstler zu Markte tragen und verkaufen?“Wer künstlerisch arbeite, dürfe sich nicht nur nach einer MarketingStrategie orientieren. „Sonst hätte es viele bedeutende Werke gar nicht gegeben.“Künstler bräuchten diesen Freiraum und staatliche Fördermittel, die diese Freiheit erlauben.