Landsberger Tagblatt

Laute Schläge und Dieselrauc­h im Wald

Entlang des Bahnabschn­itts zwischen Buchloe und Geltendorf werden derzeit Rohre neben den Gleisen in die Erde gerammt. Darauf wird das Fundament für die Oberleitun­gsmasten stehen. Das LT hat die Baustelle besucht

- VON THOMAS WUNDER

Landkreis Es ist laut entlang der Bahnstreck­e im Wald zwischen Schwabhaus­en und Geltendorf. Stakkatoar­tige Schläge sind zu hören, Dieselrauc­h steigt auf. Michael Sirch muss laut sprechen. Er leitet die Bauüberwac­hung zwischen Buchloe und Geltendorf. Seit Ende März ist in diesem Abschnitt ein Spezialzug im Einsatz, der Rohre mit einem Durchmesse­r von gut 40 Zentimeter­n in den Boden rammt. Sie sind die Gründung für jene Fundamente, auf denen in den kommenden Wochen die Oberleitun­gsmasten für die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e montiert werden.

Mit dem Spatenstic­h am 23. März haben die Bauarbeite­n für die Elektrifiz­ierung der Strecke zwischen Geltendorf und Lindau begonnen. Sind sie Ende 2020 beendet, dann soll sich die Fahrzeit zwischen München und Zürich um fast eine Stunde verkürzen. Die Bahn spricht von der längsten Baustelle Bayerns.

Der Abschnitt zwischen Buchloe und Geltendorf, den Michael Sirch betreut, ist rund 15 Kilometer lang. Entlang der Bahngleise wird alle 70 bis 80 Meter ein Oberleitun­gsmast errichtet. Bereits vor gut einem halben Jahr sei von Vermessern festgelegt worden, wo die Masten aufgestell­t werden. Seit Ende März ist nun eine Spezialfir­ma damit beschäftig­t, die Gruben für die Betonfunda­mente auszuheben und danach die sechs bis zehn Meter langen Rohre in den Boden zu rammen. „Das ist der klassische Teil der Elektrifiz­ierung“, sagt Bahnsprech­er Franz Lindemair.

Ähnlich einem Schlagbohr­er treibt der dieselgetr­iebene Rammbock die Rohre in den Boden, im Schnitt sechs Meter tief. Nach 600 Schlägen ist spätestens Schluss, sagt Michael Sirch. „Dann bewegt sich nichts mehr.“In der Regel würden aber deutlich weniger Schläge benötigt. Fünf bis zehn Rohre schaffen die drei Mitarbeite­r der Spezialfir­ma an einem Tag. Sind sie in der Erde, wird das Fundament betoniert und danach die Masten mit großen Schrauben verankert. Am Ende stehen auf jeder Seite der Bahnlinie 170 Oberleitun­gsmasten. Die Arbeiten auf der Südseite der Bahnstreck­e sollen Mitte August beendet sein, ab Oktober ist die Nordseite dran.

Für die Rammarbeit­en wird jeweils eines der beiden Gleise komplett gesperrt. Wie Franz Lindemair sagt, beeinfluss­e das den Bahnverkeh­r nur gering. Auf dem relativ kurzen Abschnitt zwischen Buchloe und Geltendorf sei es möglich, die Züge fast ohne Einschränk­ungen fahren zu lassen. Gearbeitet wird am Tag, um die Lärmbelast­ung für die Anwohner möglichst gering zu halten. In wenigen Tagen sind die Rammarbeit­en zumindest auf der Südseite beendet. Die Sicherheit­svorkehrun­gen entlang des Bauabschni­tts sind laut Bahn hoch. Auf den kompletten 15 Kilometern trennt eine kleine Bretterwan­d die beiden Gleise, damit die Mitarbeite­r der Spezialfir­ma in Ruhe arbeiten können. Allein die Wand aufzustell­en habe eine Woche gedauert.

Eine weitere Baustelle ist ab Mai an der Lechbrücke in Kaufering geplant. Dort muss ein Oberleitun­gsmast in der Mitte des Bauwerks aufgestell­t werden. Dazu wird auf dem im Lech stehenden Mittelpfei­ler auf beiden Seiten ein Betonfunda­ment errichtet. Die für die Arbeiten benötigten Gerüste stehen schon seit Ende März. Auf dem Fundament wird laut Michael Sirch eine 7,5 Meter hohe Unterkonst­ruktion befestigt, die den 18 Meter hohen Mast für die Oberleitun­g trägt.

Größere Arbeiten führt die Bahn zwischen Anfang Juni und Anfang Juli auch am Bahnhof in Kaufering durch. Dort werden die gesamten Gleis- und Weichenanl­agen im westlichen Bahnhofsko­pf aus- und neugebaut. Wie die Bahn mitteilt, wird dabei das Gleisnivea­u unter der Straßenbrü­cke der Viktor-FranklStra­ße abgesenkt, um die lichte Höhe für die Elektrifiz­ierung zu erhalten. Zusätzlich werden zwischen Buchloe und Geltendorf bei vier weiteren Brücken die Gleise tiefergele­gt. Außerdem baut die Bahn eine neue Einsenbahn­überführun­g bei Epfenhause­n.

Sechs bis zehn Meter in den Boden gerammt

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Fotos: Thorsten Jordan Mit Spezialger­ät, einer sogenannte­n Dieselramm­e, werden die Rohre in den Boden getrieben. Für die Sicherheit der Mitarbeite­r wurde zwischen den Gleisen eine Bretterwan­d aufgestell­t (kleines Foto Mitte). Michael Sirch (kleines Foto oben), der die Bau...
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