Laute Schläge und Dieselrauch im Wald
Entlang des Bahnabschnitts zwischen Buchloe und Geltendorf werden derzeit Rohre neben den Gleisen in die Erde gerammt. Darauf wird das Fundament für die Oberleitungsmasten stehen. Das LT hat die Baustelle besucht
Landkreis Es ist laut entlang der Bahnstrecke im Wald zwischen Schwabhausen und Geltendorf. Stakkatoartige Schläge sind zu hören, Dieselrauch steigt auf. Michael Sirch muss laut sprechen. Er leitet die Bauüberwachung zwischen Buchloe und Geltendorf. Seit Ende März ist in diesem Abschnitt ein Spezialzug im Einsatz, der Rohre mit einem Durchmesser von gut 40 Zentimetern in den Boden rammt. Sie sind die Gründung für jene Fundamente, auf denen in den kommenden Wochen die Oberleitungsmasten für die Elektrifizierung der Bahnstrecke montiert werden.
Mit dem Spatenstich am 23. März haben die Bauarbeiten für die Elektrifizierung der Strecke zwischen Geltendorf und Lindau begonnen. Sind sie Ende 2020 beendet, dann soll sich die Fahrzeit zwischen München und Zürich um fast eine Stunde verkürzen. Die Bahn spricht von der längsten Baustelle Bayerns.
Der Abschnitt zwischen Buchloe und Geltendorf, den Michael Sirch betreut, ist rund 15 Kilometer lang. Entlang der Bahngleise wird alle 70 bis 80 Meter ein Oberleitungsmast errichtet. Bereits vor gut einem halben Jahr sei von Vermessern festgelegt worden, wo die Masten aufgestellt werden. Seit Ende März ist nun eine Spezialfirma damit beschäftigt, die Gruben für die Betonfundamente auszuheben und danach die sechs bis zehn Meter langen Rohre in den Boden zu rammen. „Das ist der klassische Teil der Elektrifizierung“, sagt Bahnsprecher Franz Lindemair.
Ähnlich einem Schlagbohrer treibt der dieselgetriebene Rammbock die Rohre in den Boden, im Schnitt sechs Meter tief. Nach 600 Schlägen ist spätestens Schluss, sagt Michael Sirch. „Dann bewegt sich nichts mehr.“In der Regel würden aber deutlich weniger Schläge benötigt. Fünf bis zehn Rohre schaffen die drei Mitarbeiter der Spezialfirma an einem Tag. Sind sie in der Erde, wird das Fundament betoniert und danach die Masten mit großen Schrauben verankert. Am Ende stehen auf jeder Seite der Bahnlinie 170 Oberleitungsmasten. Die Arbeiten auf der Südseite der Bahnstrecke sollen Mitte August beendet sein, ab Oktober ist die Nordseite dran.
Für die Rammarbeiten wird jeweils eines der beiden Gleise komplett gesperrt. Wie Franz Lindemair sagt, beeinflusse das den Bahnverkehr nur gering. Auf dem relativ kurzen Abschnitt zwischen Buchloe und Geltendorf sei es möglich, die Züge fast ohne Einschränkungen fahren zu lassen. Gearbeitet wird am Tag, um die Lärmbelastung für die Anwohner möglichst gering zu halten. In wenigen Tagen sind die Rammarbeiten zumindest auf der Südseite beendet. Die Sicherheitsvorkehrungen entlang des Bauabschnitts sind laut Bahn hoch. Auf den kompletten 15 Kilometern trennt eine kleine Bretterwand die beiden Gleise, damit die Mitarbeiter der Spezialfirma in Ruhe arbeiten können. Allein die Wand aufzustellen habe eine Woche gedauert.
Eine weitere Baustelle ist ab Mai an der Lechbrücke in Kaufering geplant. Dort muss ein Oberleitungsmast in der Mitte des Bauwerks aufgestellt werden. Dazu wird auf dem im Lech stehenden Mittelpfeiler auf beiden Seiten ein Betonfundament errichtet. Die für die Arbeiten benötigten Gerüste stehen schon seit Ende März. Auf dem Fundament wird laut Michael Sirch eine 7,5 Meter hohe Unterkonstruktion befestigt, die den 18 Meter hohen Mast für die Oberleitung trägt.
Größere Arbeiten führt die Bahn zwischen Anfang Juni und Anfang Juli auch am Bahnhof in Kaufering durch. Dort werden die gesamten Gleis- und Weichenanlagen im westlichen Bahnhofskopf aus- und neugebaut. Wie die Bahn mitteilt, wird dabei das Gleisniveau unter der Straßenbrücke der Viktor-FranklStraße abgesenkt, um die lichte Höhe für die Elektrifizierung zu erhalten. Zusätzlich werden zwischen Buchloe und Geltendorf bei vier weiteren Brücken die Gleise tiefergelegt. Außerdem baut die Bahn eine neue Einsenbahnüberführung bei Epfenhausen.
Sechs bis zehn Meter in den Boden gerammt