Der Greifenberger Wunschzettel
Ortsentwicklung Die Bürger vermissen den Bahnhof, wollen den Verkehr reduzieren und einen besseren Alpenblick haben
Greifenberg Was wollen die Greifenberger? Wie soll sich Greifenberg entwickeln? Dazu hatten rund 80 Bürger viele Ideen zur Bürgerbeteiligung am ISEK, dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept, mitgebracht.
Ein Ziel von ISEK ist, zentrale Orte in den teilnehmenden Gemeinden aufzuwerten. Manuela Skorka, Architektin und Stadtplanerin aus Neuried, und Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Martina Schneider von Stadt Raum Planung aus München machten zunächst deutlich, dass die heutige Ortsmitte mit der historischen nichts mehr zu tun habe. Das Zentrum befindet sich heute, wo sich Supermarkt, Bäcker, Metzger, Apotheke und Ärzte angesiedelt haben. Doch genau dort, wo sich Menschen treffen, sei die Aufenthaltsqualität eher als „mau“zu bezeichnen. Vielmehr dominierten dort Parkplätze. Einschränkungen zeigten sich auch in anderen Bereichen. So gab es früher eine Gaststätte mit Biergarten und Ausblick, die jedoch aufgegeben wurde. Die zwei früheren Haltepunkte der Bahn – einer am Theresienbad, einer in Neugreifenberg – sind stillgelegt; Gebäude und Flächen befinden sich in Gemeindebesitz. Und von der Hangkante hätte man über die mäandernde Windach einen Blick bis in die Alpen – wenn die Hangkante nicht zugewachsen wäre.
Als Ziele definierten die Planerinnen demnach: Initiieren einer Gastronomie als Treffpunkt im Ort, Ergänzung des Radwegenetzes, Stärkung der Nahmobilität und eine bessere Anbindung an den Ammersee und die Nachbargemeinden. Dazu komme eine Ergänzung des Wohnbedarfs, die Förderung eines aktiven Gemeindelebens und die Stärkung der Identität.
Weder innerorts noch zu den Nachbargemeinden wie Schondorf seien die Radwege durchgehend, monierten Bürger. Zudem bergen die Radwege im Ort gefährliche Stellen für Kinder. Zahlreiche Wortmeldungen gab es zum Thema Ortsmitte. Zwar wünschten sich viele Bürger eine Verkehrsberuhigung der Durchgangsstraße und die Ortsmitte als Treffpunkt, jedoch nicht zulasten des Supermarktes. Dieser stehe ohnehin in starker Konkurrenz durch Supermärkte in der näheren Umgebung und solle unbedingt bestehen bleiben. „Es gibt ein Problem für die Geschäfte, wenn die Parkplätze wegkommen. An manchen Tagen gibt es jetzt schon Parkplatzprobleme“, sagte eine Bürgerin. Tempo 30 innerorts sowie Elemente wie Kopfsteinpflaster und Zebrastreifen wurden zur Verkehrsberuhigung angeregt. „Das Straßenprofil sollte umgebaut werden, weg von der Orientierung am Auto, hin zur Orientierung an Fußgängern, Kindern und Aufenthaltsorten“, sagte Architekt Alfred Sunder-Plassmann. Ein Bürger gab zu bedenken, dass der Verkehr hausgemacht sei. In Greifenberg bestehe kein Durchgangsverkehr. Moniert wurde eine fehlende Busverbindung zur S-Bahn nach Türkenfeld. Gebe es einen Bus, könnten Pendler das Auto stehen lassen. Auch ein Shuttlebus nach Landsberg wurde vorgeschlagen.
Zahlreiche Greifenberger konnten sich das Rathaus als Treffpunkt und neue Ortsmitte vorstellen. Im Erdgeschoss könnte ein „tolles Café“eingerichtet, die Richtung Süden liegenden Hangkante ausgelichtet werden. „Man schätzt den Ort, den man besucht, auch am kulturellen Angebot und Niveau“, so eine Wortmeldung. Greifenberg habe weder eine Galerie noch ein Museum. Die vorhandenen Räume zum Beispiel in der alten Schule sollen kulturell mehr genutzt werden.
Attraktive Spielplätze und eine Verkehrsberuhigung am Spielplatz in Neugreifenberg wünschten sich einige Mütter. Ein Vorschlag, der auf große Zustimmung stieß, war, Greifenberg und Neugreifenberg
Nicht zulasten des Supermarktes
Weder eine Galerie noch ein Museum
entlang der Allee durch eine Blumenwiese zu verbinden. Gewünscht wurde auch ein zentraler Treffpunkt für Jugendliche. Viele Wortmeldungen bezogen sich auf die Wiedereröffnung der Bahnhaltepunkte in Neugreifenberg und Theresienbad. Mit der Deutschen Bahn zu verhandeln bedeute, ein dickes Brett zu bohren, meinte Planerin Martina Schneider. Eine gute Vorbereitung der Gemeinde zum Beispiel durch Umfragen zur Nutzungsfrequenz sei unabdingbar.
Die Ergebnisse der Bürgergespräche in den drei Gemeinden Greifenberg, Schondorf und Utting werden als nächstes in nichtöffentlichen interkommunalen Arbeitsgesprächen der Lenkungsgruppe besprochen. Die Ergebnisse werden öffentlich gemacht, so Schneider.