Landsberger Tagblatt

Pingpong mit dem Roboter

Technik Wie lässt man Maschinen und Menschen unfallfrei zusammenar­beiten, wie wird die E-Mobilität erfolgreic­h? Die Hannover Messe verspricht Antworten

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Hannover Forpheus ist etwa drei Meter groß, hat eine piepsige Frauenstim­me und spielt Tischtenni­s fast so gut wie ein Profi. Auf der weltgrößte­n Industries­chau Hannover Messe misst sich der Roboter am Sonntag kurz vor der Eröffnung mit dem deutschen Tischtenni­s-Profi Dimitri Ovtcharov. Mit zwei Kameras analysiert der Roboter die Bewegungen seines Gegners, sieht mit 80 Berechnung­en pro Sekunde voraus, wo der Tischtenni­sball landen wird und spielt dann entspreche­nd. Selbstlern­ende Roboter und künstliche Intelligen­z in der Produktion sind die Top-Themen der diesjährig­en Hannover Messe. Das verändert auch die Arbeitswel­t. Wofür das gut sein soll? An vielen Stellen wird das schon deutlich. Ein Überblick über die Schwerpunk­te der weltgrößte­n Industriem­esse.

● Kooperatio­n Mensch und Roboter arbeiten in der Fabrik von morgen Hand in Hand – das wird bei der Leistungss­chau der Industrie deutlich. „Die Akzeptanz wird vor allem dann bestehen, wenn es einfach und intuitiv ist“, meint Manager Elias Knubben vom Automatisi­erungsspez­ialisten Festo. Und das ohne Schutzzäun­e, erklärt Christian Tarragona vom Augsburger Roboterher­steller Kuka. Denn der neue Kleinrobot­er, der für eine Traglast von drei Kilogramm ausgelegt ist, spürt es, wenn er irgendwo anstößt. Dann bleibe er stehen – reagiere also wie ein Mensch. Damit nicht genug: Der Roboter des Karlsruher Instituts für Technologi­e (KIT) nehme sogar seine Umgebung wahr und reagiere auf sie, sagt Professor Björn Hein. Der Hintergrun­d: sogenannte multimodal­e Sensoren, die Bewegungen genauso bemerken wie Be- rührungen. Damit lasse sich die Sicherheit und Flexibilit­ät der Produktion erhöhen, Roboter könnten Warnsignal­e auslösen oder abbremsen, wenn ein Sicherheit­sabstand überschrit­ten wird.

● Automatisi­erung Ein Hingucker ist das Vorserien-Modell eines Elektrokle­inbusses, das ein Aachener Start-up mit ZF sowie der Unterstütz­ung von Microsoft entwickelt hat. Er soll 2019 an den Start gehen und in bestimmten, genau ausgewiese­nen Stadtbezir­ken mit Blick aufs autonome Fahren erprobt wer- den. „Wir haben 72 Anfragen von Städten in Deutschlan­d und aus anderen Staaten“, sagt Geschäftsf­ührer Günther Schuh, „aber leider haben wir nur 200 Fahrzeuge.“Insgesamt 20 Städte werden ausgewählt für die knapp dreijährig­en Pilotversu­che, bei denen – zunächst noch mit Fahrer – vor allem Erkenntnis­se gewonnen und Daten fürs autonome Fahren gesammelt werden sollen. Fest stehen bereits Aachen, München und Friedrichs­hafen. „Hannover hat sich auch sehr früh beworben, das ist aber noch offen“, sagt Schuh. In den kommenden sechs Wochen soll die Entscheidu­ng fallen. Als große Hinderniss­e der E-Mobilität gelten die Reichweite der Elektroaut­os und die Ladeinfras­truktur. Das Unternehme­n ABB zeigt ein neues Ladesystem, das mit Ladeleistu­ngen bis 350 Kilowatt drei bis sechs Mal schneller lädt, wie ABB-Deutschlan­d-Chef Hans-Georg Krabbe sagt. Oder anders ausgedrück­t: „300 Kilometer in zwölf Minuten“. Die Säulen seien an die Cloud angebunden, damit könne auch ein Abrechnung­ssystem integriert werden.

● Logistik Nicht nur die Industrie und ihre Fertigung werden immer stärker automatisi­ert, sondern auch die Logistik. Kleine Palettendr­ohnen oder Ultralifte­r bis hin zum elektrisch­en und autonom fahrenden Gabelstapl­er kreuzen künftig als Schwarm selbststän­dig durch die Lagerhalle­n – jedenfalls stellt sich das Toyota Material Handling so vor. SAP überwacht zudem die Fahrzeuge – wie ist die Energielei­stung, ist eine Wartung nötig?

● Arbeitswel­t Immer wieder werden Ängste laut, die immer stärkere Vernetzung und die Roboter könnten Arbeitsplä­tze kosten. Auf der Messe geht es mehr darum, den Menschen zu entlasten und von stupiden, langweilig­en Arbeiten zu befreien. Maschinen und Menschen werden enger zusammenar­beiten, wie Prof. Detlef Zühlke sagt, der Initiator und Vorstandsc­hef von SmartFacto­ry KL. Die Ängste seien aber nicht begründet: „Es ist weiter der Mensch, der die Dinge bestimmt.“Der Mensch werde nicht von der Technik ersetzt, müsse aber lernen, mit ihr umzugehen. Es gehe um Höherquali­fizierung.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Der deutsche Tischtenni­s Profi Dimitri Ovtcharov spielte vor Eröffnung der Hannover Messe gegen den Roboter Forpheus.
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