Wie die Mönche in St. Ottilien leben
Tag der offenen Tür Wie leben die Mönche in St. Ottilien? Die Besucher stehen Schlange, um das zu erfahren. Der Blick in die sonst verschlossenen Bereiche hält so manche Überraschung bereit
St. Ottilien Die Erzabtei St. Ottilien lockt generell viele Besucher an. Beim Tag des offenen Klosters waren es allerdings noch ein paar mehr. Die Aktion wurde deutschlandweit zum zweiten Mal durchgeführt. Allein in Bayern waren es 80 Klöster, die ihre Pforten weiter als sonst öffneten, die ihre Arbeit vorstellten und teilweise Zugänge ermöglichten, die sonst der Öffentlichkeit vorenthalten bleiben. So wurden nicht nur Führungen durch das Klosterdorf angeboten, sondern durch den gesamten Klausurbereich.
Letzterer war der Renner. Bruder Odilo Rahm schätzt, dass bis zu 600 Gäste durchgeführt wurden. Nach eigenem Eindruck waren es wesentlich mehr Interessierte. Vier Patres führten jeweils gleichzeitig, am Treffpunkt Klosterpforte warteten ständig Menschenansammlungen auf den nächsten Einlass. Selbst Klosterangestellte waren darunter, denn auch sie haben, wie sie erzählten, an normalen Tagen keinen Einblick in das Innere eines Klosters. Dieser Eindrücke lohnten sich. Hinter der stets verschlossenen Tür öffneten sich ungeahnte, kaum vorstellbare Welten. Die mächtigen Klostergebäude beeindrucken bereits von außen.
Innen aber wirken sie noch größer und Außenstehende können schnell die Übersicht und Orientierung verlieren. Nach einer Einführung, wie sich Ordensgründer Benedikt das Leben für die Mönche vorstellte, durften im äußeren Klausurbereich
Bücher über Bücher, auf mehreren Stockwerken
edel eingerichtete Besuchsund Gesprächsräume besichtigt werden. Im inneren Klausurbereich, wo normalerweise nicht gesprochen wird, werden die verschiedenen Bauabschnitte deutlich. So wurde, nachdem der Platz im ehemaligen Schloss nicht mehr ausreichte, ein erster Bau im neugotischen Stil errichtet, mit Decken so hoch, dass sie mittlerweile abgehängt sind. Schnell folgte der nächste Anbau, jetzt im Jugendstil. Das jüngste Gebäude stammt aus den 1950er-Jahren.
Der Weg führt zum ehemaligen Refektorium (Speisesaal), das noch authentisch neugotisch ist und mittlerweile als Kapitelsaal dient. Das jetzige Refektorium ist riesig. An der Stirnseite des zum Süden ausgerichteten Saals ist der Platz des Erzabts und seiner Gäste. Die Mönche nehmen, nach dem Alter eingeteilt, an langen Tischen Platz. Gesprochen wird nicht, außer der Erzabt gibt mittels Glocke die Erlaubnis Gespräch. Noch beeindruckender ist die Bibliothek. Rund 250 000, auf mehrere Stockwerke verteilte Bücher sind dort untergebracht, darunter auch mehrere Jahrhunderte alte Antiquarien. Es gibt Unterrichtsräume für Männer, die sich das Klosterleben vorstellen können und bis zur ewigen Profess mehrere Stufen durchlaufen. Musterzelle, Kapelle des Erzabts – die Eindrücke mehrten sich beim Gang durch die Flure, in denen einem ständig mannshohe Heiligenfiguren begegnen. Letzter intensiver Eindruck: Sakristei. Wer die Sakristei einer Kirche kennt, weiß, dass sie meist ein wenig eng ist. Nicht so hier: Es ist ein riesiger Raum mit vielen Schränken, in denen alles für die Gottesdienste Notwendige untergebracht ist.
Den Führungen durch das Klosterdorf mit Einblicken in Kirche und Kapelle, Nähmaschinen- und Missionsmuseum schlossen sich ebenfalls immer wieder Neugierige an. Die Sonderöffnungszeiten von Kloster- und Hofladen wurden für Einkäufe gut genutzt. Das Kinderzum programm im Missionsmuseum lockte nicht so viele an, dort wurde nur von einer Führung berichtet. Dafür war im Garten des Exerzitienhauses umso mehr Betrieb. Bei herrlichem Frühlingswetter ließen sich viele Gäste Schmalzbrot und frisch gepressten Apfelsaft schmecken. Die Möglichkeit, mit anderen Besuchern sowie Klosterangehöridie
Schmalzbrot und frisch gepresster Apfelsaft
gen und -mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, wurde intensiv genutzt. Letztendlich landeten viele Volk im Biergarten des Emminger Hofs – wenn noch ein Platz ergattert werden konnte. Einziger Wermutstropfen am Tag des offenen Klosters in St. Ottilien: Erzabt Wolfgang Öxler weilte nicht vor Ort, sondern in Südafrika bei einer Abtwahl. Er konnte die Gemeinschaft folglich nicht zum Vespergebet führen. Diesem Abschluss des Tages wohnten noch einmal viele Besucher bei, die Klosterkirche war gut gefüllt.