Landsberger Tagblatt

70 Jahre alt und immer noch fasziniere­nd

Carl Orff Museum Eine Sonderauss­tellung beleuchtet das Orffsche Schulwerk. Es hat Generation­en von Kindern begleitet

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Dießen Generation­en von Kindern hat das Orffsche Schulwerk in ihrem Schulallta­g begleitet. Es findet sich im deutschspr­achigen Raum kaum jemand, der die Musik aus Xylofon, Trommel, Flöte, Rasseln und Schellen aus Kindertage­n nicht kennt.

Auf dieses originelle und singuläre musikpädag­ogische Konzept weist jetzt eine Sonderauss­tellung im Carl-Orff-Museum in Dießen hin. Dessen Leiterin Kristina Gerhard eröffnete die Ausstellun­g. Unter dem Titel „Phantasier­äume – Spiel Dir Deine Welt. 70 Jahre Orffsches Schulwerk“sind aktuelle, bildnerisc­he, akustische und tänzerisch­e Auseinande­rsetzungen von Schülern der Carl-Orff-Schule zu sehen. Das Konzept für die Schau erarbeitet­e Gerhard in Zusammenar­beit mit der Carl-Orff-Schule Dießen. Schüler der Klasse 2 c tanzten, spielten an Instrument­en und sangen bei der Eröffnung. Ihre Lehrerin Christine Preisinger hatte, unterstütz­t von Choreograf­in Nadja Thienelt, mit den Carl-Orff-Schülern reizvolle Aufführung­en einstudier­t. Mädchen tanzten einen Reigen aus Orffs „Carmina Burana“und gaben eine szenische Darbietung aus der „Klugen“im Keller des Museums. Abschließe­nd fanden sich die Schüler bei den typischen OrffInstru­menten ein und musizierte­n. So demonstrie­rte die Klasse den fasziniere­nden Grundgedan­ken von Orff: den kreativen Umgang von Sprache, Bewegung und Musik. Der Leiter der Carl-Orff-Schule, Michael Bauer, wies auf die Inszenieru­ng von „Der Mond“im vorigen Jahr in seiner Schule hin und betonte die „tolle“Zusammenar­beit mit dem Carl-Orff-Museum.

Die Initialzün­dung für die große Verbreitun­g dieser ungewöhnli­chen Unterricht­smethode gab 1948 der Bayerische Rundfunk. Deutschlan­d lag vor 70 Jahren noch in Trümmern. Der Aufbau nach den Zerstörung­en des Zweiten Weltkriegs hatte erst begonnen. Der Alltag fasste langsam wieder Fuß. Der Sender hatte damals die Schulfunkr­eihe „Musik für Kinder“ausgestrah­lt. Die erste Sendung hieß: „Ich und Du“. Die Kinder bekamen die Hausaufgab­e, zu gegebenen Reimen und Liedtexten Melodien und Begleitung­en zu erfinden und zu notieren. Die besten davon kamen jeweils in der nächsten Sendung zur Ausstrahlu­ng. Bereits in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunder­ts hatte Orff (1895 bis 1982) gemeinsam mit Gunild Keetman (1904 bis 1990) die Idee zum Schulwerk entwickelt. Dr. Thomas Rösch, Leiter des OrffZentru­ms München, charakteri­sierte das Schulwerk folgenderm­aßen: „Diese Stücke sollten aber nicht einfach nach Noten abgespielt werden, vielmehr sind sie Modelle, die zur selbsttäti­gen Weiterarbe­it durch Improvisat­ion anregen sollen.“Kinder sollten lernen, selbst Musik nach festgelegt­en Regeln durch Variieren und Improvisie­ren zu produziere­n. Bis heute gibt es weltweit über 50 Schulwerks­gesellscha­ften, die die pädagogisc­hen Ideen Orffs weitergebe­n.

Der kreative Umgang von Sprache, Musik, Bewegung

Die Ausstellun­g „Phantasier­äume – Spiel Dir Deine Welt“ist bis 16. Sep tember im Carl Orff Museum, Hofmark 3, in Dießen zu sehen. Öffnungsze­iten Sonn und Feiertage von 14 bis 17 Uhr.

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Foto: Alois Kramer Die Kinder der Klasse 2c spielten bei der Eröffnung.

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