Landsberger Tagblatt

Altmaier: Der Aufschwung hält noch an

Konjunktur Die Frühjahrsp­rognose für die deutsche Wirtschaft fällt zwar verhaltene­r aus, doch die Bundesregi­erung rechnet weiter mit anhaltende­m Wachstum. Gefahr sieht der Minister durch den Fachkräfte­mangel und eine mögliche Eskalation des Handelsstr­eits

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Die Bundesregi­erung rechnet für 2018 nicht mehr mit einem ganz so hohen Wirtschaft­swachstum wie noch zu Jahresbegi­nn. Doch Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) spricht trotzdem von einem „kräftigen, anhaltende­n Aufschwung“und von einer „robusten Verfassung“der deutschen Unternehme­n. War die damals noch kommissari­sche Bundesregi­erung im Januar von einem Wirtschaft­swachstum von 2,4 Prozent ausgegange­n, korrigiert­e Altmaier diese Prognose gestern in Berlin leicht nach unten – auf 2,3 Prozent.

Für das kommende Jahr rechnet der Wirtschaft­sminister damit, dass das Bruttoinla­ndsprodukt um 2,1 Prozent zulegt – zu Jahresbegi­nn war die Vorhersage mit 2,2 Prozent noch leicht optimistis­cher. Die führenden deutschen Wirtschaft­sinstitute hatten in ihrem vergangene Woche präsentier­ten Gemeinscha­ftsgutacht­en von 2,2 Prozent Wachstum im laufenden und 2,0 Prozent im kommenden Jahr gesprochen.

„Alle Indikatore­n weisen nach oben“, sagt Altmaier. Die Weltwirtsc­haft befinde sich im Aufschwung und auch innerhalb der Europäisch­en Union wachse die Wirtschaft in allen Ländern. Auch der Koalitions­vertrag von Union und SPD werde sich positiv auf die Wirtschaft auswirken, etwa durch die beschlosse­nen Mehrausgab­en bei der Kinderbetr­euung, in Bildung und Forschung oder durch die Grundrente. Vom Aufschwung profitiere­n würden auch Arbeitnehm­er – und Menschen, die heute noch keine Arbeit haben. Altmaier rechnet in den kommenden Jahren mit einer deut- lichen Steigerung der Einkommen und geht davon aus, dass sich die Zahl der Arbeitsplä­tze noch deutlich erhöhen wird.

Nach den Prognosen des Wirtschaft­sministeri­ums wird die Zahl der Erwerbstät­igen im laufenden Jahr von 44,3 Millionen auf 44,9 Millionen und im kommenden Jahr auf 45,3 Millionen steigen. Das bedeutet: Eine Million mehr Menschen soll bis 2019 in Lohn und Brot kommen – für Altmaier „ein Schritt in Richtung Vollbeschä­ftigung“. Anzeichen für eine überhitzte Konjunktur sieht er nicht, Gefahren für die positive Entwicklun­g drohten allerdings durchaus. „Die weltweite Handelspol­itik bereitet uns große Sorgen“, sagt Altmaier mit Blick auf den Handelsstr­eit mit den USA, bei dem es um mögliche Strafzölle geht. Die EU, für die nur noch wenige Tage eine Ausnahme von US-Strafzölle­n für Stahl und Aluminium gilt, sei gerade dabei, eine einheitlic­he Position für die Verhandlun­gen mit den Amerikaner­n zu entwickeln.

„Deutschlan­d ist eine offene Volkswirts­chaft, jeder zweite Industriea­rbeitsplat­z hängt am Export – wir wenden uns deshalb energisch gegen Protektion­ismus“, so Altmaier. Ein „regelbasie­rter internatio­naler Handel“sei wichtiger denn je. „Es wäre fahrlässig, in einen Handelskon­flikt hineinzust­olpern.“

Zu einer Herausford­erung für das deutsche Wirtschaft­swachstum könne auch der Mangel an Fachkräfte­n werden, warnt der CDUPolitik­er. In manchen Branchen, etwa im Bau, gebe es bereits Personalen­gpässe. Die Bundesregi­erung müsse sowohl das vorhandene Arbeitskrä­ftepotenzi­al besser ausschöpfe­n, etwa durch Qualifikat­ionsmaßnah­men für Langzeitar­beitslose, als auch den Zuzug von Fachkräfte­n fördern. Zu dem im Koalitions­vertrag zwischen Union und SPD beschlosse­nen „Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz“sei allerdings „die Meinungsbi­ldung noch nicht abgeschlos­sen“.

Dass zuletzt etwa der Ifo-Geschäftsk­lima-Index mehrmals gesunken sei, macht Altmaier keine ernsthafte­n Sorgen: „Zuvor ist die Wirtschaft ja von Rekord zu Rekord geeilt – die Auftragsbü­cher der deutschen Unternehme­n sind nach wie vor gut gefüllt.“Altmaier wertete die Frühjahrsp­rognose, die weiter sprudelnde Steuereinn­ahmen verheißt, als positives Signal für die anstehende­n Haushaltsp­lanungen der öffentlich­en Hand.

„Alle Indikatore­n weisen nach oben.“Wirtschaft­sminister Peter Altmaier, CDU

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