Landsberger Tagblatt

Staat will sparsamer bauen

Neues Konzept gegen Kostenexpl­osion

- VON ULI BACHMEIER

München Wenn der Staat baut, spielt die Kostenkont­rolle bisher offenbar keine besondere Rolle. Diesen Eindruck erweckt zumindest die Liste, die der Vizechef des Haushaltsa­usschusses im Landtag, der schwäbisch­e SPD-Abgeordnet­e Harald Güller, zusammenge­stellt hat. Beim Gärtnerpla­tztheater in München explodiert­en die Kosten demnach von anfangs 70,7 auf letztlich 121,6 Millionen Euro – eine Steigerung um 72 Prozent. Bei einem Bauprojekt der Landespoli­zei in der McGraw-Kaserne in München lag die Kostenstei­gerung bei 6,67 Millionen Euro (47 Prozent), bei einem Sanierungs­projekt auf der Kaiserburg in Nürnberg bei 5,9 Millionen Euro (34,5 Prozent). Und das sind nur drei der elf besonders ärgerliche­n Bauprojekt­e auf Güllers Liste.

Mit einer Serie von Anträgen im Landtag versuchten SPD und Grüne in jüngster Zeit gegen diesen Missstand anzugehen. Auch Abgeordnet­e von CSU und Freien Wählern mahnten mehrfach Handlungsb­edarf an. Jetzt hat die Staatsregi­erung reagiert. Leitende Beamte des neuen Bauministe­riums legten am Mittwoch im Haushaltsa­usschuss des Landtags ein Konzept für eine verbessert­e Kosten- und Terminkont­rolle vor, das noch unter der Regie des früher zuständige­n Innenminis­teriums entworfen worden war.

Nach Aussage von Ministeria­ldirektori­n Brigitta Brunner ist die Situation nicht ganz so dramatisch, wie es aufgrund einzelner Projekte erscheint. So lagen die Kostenüber­schreitung­en in den Jahren 2006 bis 2016 bei „lediglich 7,2 Prozent“. Dennoch räumte sie ein, dass es in den vergangene­n Jahren vor allem bei Großprojek­ten Probleme gegeben habe. Eine Ursache dafür sei auch der Personalma­ngel an den Bauämtern. Dort seien in den vergangene­n zehn Jahren 970 Stellen abgebaut worden.

Nun will das neue Bauministe­rium gegensteue­rn. Eine zentrale Stabsstell­e in München soll sich um die derzeit rund 150 Projekte mit einem Volumen von über 20 Millionen Euro kümmern. Die rund 600 Projekte mit einem Volumen von einer bis 20 Millionen Euro sollen von den Bezirksreg­ierungen kontrollie­rt werden. Außerdem soll künftig bereits vor dem Planungsbe­ginn der Bedarf kritisch geprüft, spätere Änderungsw­ünsche des Bauherrn – wie zum Beispiel beim Gärtnerpla­tztheater – sollen nicht mehr akzeptiert werden.

Die neue Bauministe­rin Ilse Aigner (CSU) soll für ihre Aufgaben auch wieder mehr Personal bekommen. Geplant ist, bei der Obersten Baubehörde in München 100, bei den Bauämtern in der Fläche 172 neue Stellen zu schaffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany