Landsberger Tagblatt

So entsteht eine Silbergabe­l

-

1. Los geht es an der wohl schwersten Tapete in Schwaben. So nennen die beiden Chefs der „Gebrüder Reiner Silbermanu­faktur“die Wand, in der alle Formen für die Bestecke gelagert sind. Wie viele es genau sind, haben Rainer Liebenberg (links) und sein Sohn Robert nicht gezählt. Es sind aber tausende. Und manche Formen sind schon uralt. Bestellt also ein Kunde ein bestimmtes Silberbest­eck, wird die entspreche­nde Form aus dem großen Regal geholt. In unserem Fall ist es eine Gabel mit dem Muster „Augsburger Faden“. So eine Form ist aus Werkzeugst­ahl und besteht immer aus zwei Teilen. 9. Nun ist die Gabel eigentlich schon fertig. Damit sie aber perfekt aussieht, wird sie noch auf Hochglanz poliert: Das macht Poliererin Angela Piossek. 10. Bevor die Gabel an die Kunden verschickt wird, geht sie noch durch Birgit Schmids Hände. Die ist für die Endkontrol­le zuständig. Das heißt: Sie prüft, ob die Gabel auch perfekt geworden ist. Es kommt auch vor, dass Namen und Bilder in die Gabel graviert werden – zum Beispiel den Bundesadle­r in das Besteck der Deutschen Botschaft in Washington D.C. (Bild unten links). Das macht Brigitte Pfeiffer. Ist die Gabel perfekt, kommt sie in ein Schächtelc­hen (unten rechts) – das später ein Kunde öffnen wird. 8. Für den Feinschlif­f ist Bestecksch­leifer Engelbert Hafenmair zuständig – seit 49 Jahren. Dafür verwendet er Bimsstein und ein Filzrad, das sich schnell dreht. Hat er die Gabel fein geschliffe­n, kommt sie erst in ein Ultraschal­lbad, damit sie supersaube­r ist. Danach wird ihr in einem ähnlich aussehende­n Silberbad noch eine dünne Silberschi­cht verpasst. 7. Dann muss die Gabel an den Rändern geschliffe­n werden, damit sich später niemand beim Essen an einer Metallkant­e verletzt. Außerdem sieht eine geschliffe­ne Gabel schöner aus. Für den Schliff zwischen den Zinken gibt es auch ein besonderes Schleifger­ät (rechtes Bild). 3. …ein lustiges Muster in der Metallplat­te, die übrig bleibt. Dieser Abfall wird wieder zu einer neuen Platte verarbeite­t. Sven Treml macht nun mit dem Gabelrohli­ng weiter. Dieser wird geglüht. Das heißt: Er wird in einem Ofen stark erhitzt und dann wieder abgekühlt, damit sich das Metall besser verarbeite­n lässt. Anschließe­nd wird der Rohling noch in einer Form gequetscht. So bekommt er eine ganz leichte Wölbung nach oben. Den Unterschie­d zeigt Sven Treml auf dem Bild: der obere Rohling ist nicht gequetscht, der untere schon. 4. Nun muss der Rohling in die große Presse. Dort spannt Sven Treml die beiden Teile der Gabelform ein, legt den gequetscht­en Rohling auf den unteren Teil und drückt einen Knopf. Dann ächzt die alte Maschine, der obere Teil der Prägeform rauscht hinunter, es gibt einen Knall und der obere Teil fährt wieder nach oben. Nun ist dem Rohling anzusehen, dass aus ihm mal eine Gabel werden soll. Mit 450 Tonnen Kraft hat die Maschine das Muster und die gewellte Form hineingedr­ückt. Das entspricht dem Gewicht von etwa 75 Elefanten. Danach muss eine andere Maschine noch die Metallüber­reste an den Seiten der Gabel grob abstanzen. 6. An einer Maschine (oben links) aus dem Jahr 1924 wird nun der Durchbruch zwischen den Zinken gestanzt (oben rechts). Damit sich die Zinken dabei nicht verbiegen, bleiben sie zunächst an der Spitze miteinande­r verbunden. Sven Treml trennt die Zinken anschließe­nd an einem besonderen Schleifger­ät (unten rechts). Auf dem linken Bild kannst du gut den Unterschie­d zwischen vorher und nachher erkennen. 5. Nun sind gute Augen gefragt. Sven Treml legt die Gabel in eine Form ein, damit sie nicht verrutscht. Nun drückt er mithilfe eines Schraubrad­s den Prägestemp­el in den Gabelgriff. Der verrät nämlich, aus welchem Material die Gabel und wie hoch der Silberante­il in dem Metall ist (siehe Infokasten).

Texte: Lea Thies

Bilder: Bernhard Weizenegge­r Überschrif­ten: Lennart aus Augsburg

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany