Gemeinde ächzt unter Baukosten
Boom Hohe Preise lassen die Kosten für die in Dießen geplanten Sozialwohnungen ansteigen. Ein Gemeinderat möchte eine Obergrenze von acht Millionen Euro für das Projekt
Dießen Die Baumaschinen sind bereits angerückt, auf dem Grundstück an der Von-Eichendorff-Straße in Neudießen tut sich was. 5,5 Millionen Euro will die Marktgemeinde in 18 Sozialwohnungen investieren, die hier in Kürze entstehen werden. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt mit 2,04 Millionen Euro. Aufträge für Baumeisterarbeiten und Aufzüge wurden in der Gemeinderatssitzung vergeben. Michael Hofmann (Bayernpartei) kündigte an, eine Kostendeckelung in Höhe von acht Millionen Euro zu beantragen.
Die Vergabe der Elektroarbeiten wurde nicht, wie ursprünglich auf der Tagesordnung angekündigt, im öffentlichen Teil der Sitzung behandelt. Bürgermeister Herbert Kirsch (Dießener Bürger) wollte darüber, wie er sagte, „aus gutem Grund“vorerst im nichtöffentlichen Teil diskutieren. Insgesamt, so Kirsch, liege die Gemeinde bei den Verga- ben der Gewerke derzeit 16,4 Prozent über der Kostenberechnung. Anderen Städten und Gemeinden ergehe es bei Bauprojekten ähnlich, so Kirsch. Dazu, ob die derzeitigen Kostensteigerungen im boomenden Baugewerbe rechtens sind, gäbe es daher bereits reichlich Anfragen von Städten und Gemeinden bei der Vergabekammer der Regierung von Oberbayern, so die Information des Bürgermeisters.
Für das Gewerk Baumeisterarbeiten hatte die Gemeinde ursprünglich 1, 71 Millionen Euro kalkuliert. Vergeben wurde das umfangreiche Gewerk, das neben Maurerarbeiten auch sämtliche Betonarbeiten über Bodenplatten, Fundamente sowie Dämmung umfasst, für 1,85 Millionen Euro. Von den 15 Firmen, die ein Leistungsverzeichnis angefordert hatten, hätten nur drei verwertbare Angebote eingereicht. „Wir können froh sein, dass wir noch in der Nähe des kalkulierten Preises liegen“, kommentierte Kirsch.
Spürbar fiel auch die Preissteigerung beim Gewerk Förderanlagen (Aufzüge) aus. Dafür hatte man ursprünglich mit 53500 Euro gerechnet, vergeben wurde für 61678Euro. In beiden Fällen gegen die Stimme von Michael Hofmann (Bayernpartei), der beantragte, die Kosten für den sozialen Wohnungsbau auf acht Millionen Euro zu deckeln. Kein privater Bauherr könne sich eine derartige Kostensteigerung leisten, so Hofmann. „Da sagt die Bank irgendwann, jetzt ist Schluss.“Nun gehe es darum, ein Signal gegenüber den Anbietern zu setzen. Die Gemeinde habe die Möglichkeit, an der Bauausführung zu sparen, das Projekt zu stoppen oder die Wohnungen als günstige Eigentumswohnungen zu verkaufen.
Eine Kostendeckelung mache aus seiner Sicht wenig Sinn, konterte Kirsch, schließlich könne man ein angefangenes Bauwerk nicht in unfertigem Zustand einfach stehen lassen. Zahlreiche Gewerke seien bereits gut vergeben und mit einer Kostensteigerung von 16,4 Prozent bewege man sich in einem vergleichsweise moderaten Bereich. Dennoch kündigte Kirsch an, Hofmanns Antrag am 14. Mai auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung zu setzen. Erich Schöpflin (SPD) bewertete Hofmanns Ausführungen, der auf eine erste Kostenschätzung von 2,6 Millionen Euro verwies, als populistisch.
Kirsch und sein Stellvertreter Peter Fastl (Freie Wähler) verwiesen darauf, dass die Kostenentwicklung beim sozialen Wohnungsbau von den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung sehr genau beobachtet und protokolliert werde, damit auch der Gemeinderat stets den Überblick behalte. Die Entscheidungen zum Thema Elektroarbeiten sollen ebenfalls in der nächsten Gemeinderatssitzung bekannt gegeben werden.
„Die Bank sagt irgendwann, jetzt ist Schluss.“