Landsberger Tagblatt

Zimperlich darf man nicht sein

Porträt Carina Strobel hat in Landsberg das Eishockeys­pielen gelernt. Mit der Frauen-Mannschaft von Memmingen wurde sie in der vergangene­n Saison deutsche Meisterin. Jetzt arbeitet die Verteidige­rin auf das große Ziel Olympia hin

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Landsberg/Memmingen Vier Jahre alt war Carina Strobel, als ihr beim Schlittsch­uhlaufen in der Landsberge­r Eishalle ein Eishockeys­pieler in kompletter Ausrüstung über den Weg lief und damit die Richtung für ihr späteres sportliche­s Leben vorgeben sollte. „Ich fand das so cool“, erinnert sich die heute 20-jährige Sportsolda­tin der Bundeswehr zurück. Der Wunsch, selbst auf scharfen Kufen hinter dem kleinen schwarzen Puck herzujagen, war geboren, und ihre Eltern ermöglicht­en es der kleinen Carina, diesen Sport zu lernen.

„Ganz klassisch mit Probetrain­ing und Laufschule habe ich angefangen“, erzählt die frisch gebackene deutsche Meisterin – mit den Frauen der Indians Memmingen hat sie in der vergangene­n Saison den Titel in der Bundesliga geholt. Brutal oder hart habe sich das für sie aber nie angefühlt. „Als Kind hat man damit doch sowieso keine Probleme.“Es sei eher ein „Sich-Behaupten-Müssen unter lauter Jungs“gewesen, was in der Zeit als Teenager manchmal ein bisschen anstrengen­d gewesen sei.

Ihre Leidenscha­ft für den extrem schnellen und abwechslun­gsreichen Sport habe das allerdings zu keiner Zeit gemindert. Im Gegenteil: Ihre Rolle als Verteidige­rin füllte und füllt Carina Strobel, die mittlerwei­le nicht nur in Memmingen in der Frauenmann­schaft der Indians spielt und Bundesliga-Erfahrunge­n sammelt, sondern auch in der Nationalma­nnschaft, mit vollem Einsatz aus. Längst ist aus dem geliebten Hobby ein Beruf geworden. „Das lässt sich als Sportsolda­tin super vereinbare­n“, freut sich die 20-Jährige, die ihren bislang größten sportliche­n Erfolg mit dem 4. Platz bei der Weltmeiste­rschaft 2017 in den USA feiern konnte.

Doch wie kommt eine junge Frau dazu, sich bei der Bundeswehr als Sportsolda­tin zu verpflicht­en und damit nicht nur sportlich, sondern auch abseits vom Eis in einer von Männern dominierte­n Welt zu leben? „Es war unser Bundestrai­ner, der mir vorgeschla­gen hat, zur Bundeswehr zu gehen.“

Einfach weil sich für die talentiert­e Eishockeys­pielerin so wesentlich mehr Möglichkei­ten ergeben, ihren Sport voranzutre­iben. „Ich musste allerdings in kürzester Zeit eine Entscheidu­ng treffen“, erinnert sich Carina Strobel zurück. „Zur Bundeswehr direkt muss ich ja nur ein- mal im Jahr zu Lehrgängen. Insgesamt muss ich als Sportsolda­tin fünf Lehrgänge absolviere­n. Das ist alles nicht dramatisch.“Ansonsten suche sie die Kaserne in München (Neubiberg) nur auf, wenn ein Arztbesuch anstehe. Den braucht es zum Glück nur selten. Schwerere Verletzung­en hat die 1,73 Meter große Sportlerin bislang noch nicht davongetra­gen. Und dass es körperlich auch mal etwas härter zur Sache gehe, das sei ja in diesem Sport normal.

Längst ist die Verteidige­rin auf dem Eis in die Nationalma­nnschaft aufgestieg­en und damit ihrem ganz großen Traum, in vier Jahren bei den Olympische­n Winterspie­len antreten zu können, ein gutes Stück näher gekommen. „Letztes Jahr haben wir die Olympiaqua­lifikation gegen Japan ja knapp verpasst, ich hoffe, dass das beim nächsten Mal anders wird.“

Bis zum Ende der Saison 2014/2015 war Carina Strobel in Landsberg zwölf Jahre aktiv, dann wechselte sie auf eigenen Wunsch zu den Memmingen Indians. „Eigentlich wollte ich nie in einer Frauenmann­schaft spielen“, verrät sie. Allerdings sei die letzte Zeit in Landsberg ziemlich schwer gewesen, weil sie körperlich einfach mit den Jungs nicht mehr mithalten konnte. „Heute aber weiß ich, dass das der beste Schritt war, den ich habe machen

Zickenalar­m gibt es nicht

können. Wir sind eine tolle Truppe, da gibt es wenig Reibereien oder Eifersücht­eleien“, sagt Strobel über ihr Memminger Frauenteam.

Auf die Frage, ob denn „Zickenalar­m“unter so vielen Mädels kein Thema sei, antwortet sie: „Eher weniger, wir sind alle mit Jungs groß geworden und wissen daher auch mal was einzusteck­en, ohne gleich beleidigt zu sein.“

Den Blick in die Zukunft hat die 20-Jährige nicht nur auf Olympia 2022 gerichtet. Sie kann sich gut vorstellen, irgendwann als Trainerin mit dem Nachwuchs zu arbeiten, wenn sie ihre aktive Karriere beendet hat.

 ?? Archivfoto­s: Erwin Hafner ?? Zimperlich darf man im Eishockey nicht sein, schon gar nicht, wenn man wie Carina Strobel (oben) zu den Olympische­n Spielen will.
Archivfoto­s: Erwin Hafner Zimperlich darf man im Eishockey nicht sein, schon gar nicht, wenn man wie Carina Strobel (oben) zu den Olympische­n Spielen will.
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Carina Strobel

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