Landsberger Tagblatt

Miteinande­r auf!

Reportage In Oberdießen wird heuer von der Landjugend ein 27 Meter hoher Maibaum aufgestell­t. Und gleich zwei Musikkapel­len spielen zur Feier auf. Das Landsberge­r Tagblatt ist dabei

- VON STEPHANIE MILLONIG

Oberdießen „Griaß Eich und Buongiorno“– die Begrüßung von Landjugend­vorsitzend­em Korbinian Sickinger verrät schon, dass in Oberdießen beim Maibaumauf­stellen nicht nur Lechroaner Laute zu vernehmen sind: Die Musikkapel­le aus dem italienisc­hen Partnerort von Unterdieße­n, Dimaro, ist gekommen und sorgt später gemeinsam mit den einheimisc­hen Musikern für die musikalisc­he Unterhaltu­ng.

Doch vorerst ist der Platz noch gesperrt. Flach liegt die 27 Meter lange Brauchtums­stange da, gehalten von einem Manitou-Teleskopla­der. Der Oberdießen­er Maibaum ist blau an der Basis, dann gerautet und im Hauptteil geringelt. „Wir haben den Baum am 20. April aus dem Wald geholt und im Dorf aufbewahrt“, erzählt Sickinger. Diesen Samstag sei er dann geschält, geschliffe­n und gestrichen worden.

Das Kommando übernimmt der Feuerwehrk­ommandant

Darauf aufgepasst, dass der Baum im Dorf bleibt und nicht von Maibaumdie­ben verzogen wird, haben alle Vereine, wie Sickinger erzählt. Nur einmal kam den Oberdießen­ern der Maibaum abhanden, wie sich der ehemalige Landjugend­chef Christian Happach erinnert: 1982 wurde der Stamm einer Fichte, die noch unbewacht und unbearbeit­et im Ort lag, gestohlen.

Für die Organisati­on von Baum, Wache und Fest ist die Landjugend zuständig, beim Aufstellen übernimmt Feuerwehrk­ommandant Peter Wörishofer das Kommando. Am liegenden Baum werden zwei Kränze befestigt, dann geht es die ersten paar Meter mithilfe der Kraft des Manitou nach oben. Gegen 10 Uhr kommen die drei Schwalben, spezielle Doppelstan­gen zum Maibaumlup­fen, zum Einsatz. Über 20 Burschen sind an den Stangen zugange. „Miteinande­r auf!“, heißt die Ansage von Wörishofer.

Das Seil des Manitou muss gelöst werden: Max Wieselsber­ger wird von ein paar anderen in die Höhe gehoben und schon hängt der Maibaum in den Stangen, gesichert noch über eine Seilwinde an einem Schlepper. Immer wieder sind Wörishofer­s kurze Ansagen zu hören und das Schleifen der Schwalben über Asphalt, während im Hintergrun­d aus einer Anlage Musik ertönt. Zum Schluss geht’s nicht mehr ganz so schnell, schließlic­h muss der Baum gerade in das Loch im Boden gebracht werden. Wörishofer und Zimmerer Christoph Ried peilen aus der Entfernung, dann, um kurz nach halb 11 Uhr, steht der Baum: „Ich denk’, des passt“, sagt Wöris- hofer. Jetzt sind die Zimmermänn­er Christoph Ried und Christoph Abstreiter an der Reihe: Sie passen die Keile ein, die Ried dann verschraub­t. Und zum Schluss befestigen Michael Schmid und Michael Hausner die Zunftzeich­en: Vom Wagner über den Müller und Zimmermann bis hin zu zwei Landwirten reicht die Auswahl an Berufen, die hier in hölzerne Schnitzere­ien gefasst sind.

Der Baum wird in Oberdießen alle zwei Jahre aufgestell­t, die Holzzeiche­n kämen aber jeden Herbst herunter, erläutert Unterdieße­ns Bürgermeis­ter Alexander Enthofer. Zumindest die Zunftzeich­en würden also jedes Jahr am 1. Mai angebracht. Mittlerwei­le haben sich viele Ober- und Unterdieße­ner eingefunde­n, die 23 Biertischg­arnituren sind alle besetzt. Zweite Bürgermeis­terin Marie-Luise Raffalt, einige Gemeinderä­te und Altbürgerm­eisterin Monika Groner sind gekommen und lassen sich die ersten Getränke schmecken.

Der Maibaum steht, und der Platz darunter wird für die Musi freigegebe­n. Neben den in grünen Joppen gekleidete­n Mitglieder­n des Musikverei­ns Unter- und Oberdießen nehmen die rotgewande­ten Mitglieder der „Banda Sasso Rosso“Platz, gemeinsam spielt man einen Marsch. „Wir haben Noten ausgetausc­ht“, erzählt Georg Herzog vom Musikverei­n, selbst habe man das Lied „Inno al trentino“ins Repertoire aufgenomme­n. Die italienisc­hen Gäste sind schon zum zweiten Mal zu einer Maifeier gekommen, erzählen Monica Bresadola und Ivano Job. Oft komme man auch zum Oktoberfes­t. Ein besonderer Applaus gilt dem Bürgermeis­ter von Dimaro, Andrea Lazzaroni, der zum Amüsement aller seine Begrüßung auf Deutsch vorliest. Und dann heißt’s Prost und gefeiert wird.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Feuerwehrk­ommandant Peter Wörishofer muss genau im Blick haben, wohin sich der Maibaum bewegt. Wie in vielen Orten im Landkreis stellte auch Oberdießen am Dienstag einen Maibaum auf. Das Besondere hier: Die Musikkapel­le aus dem Partnerort Dimaro in...
Foto: Julian Leitenstor­fer Feuerwehrk­ommandant Peter Wörishofer muss genau im Blick haben, wohin sich der Maibaum bewegt. Wie in vielen Orten im Landkreis stellte auch Oberdießen am Dienstag einen Maibaum auf. Das Besondere hier: Die Musikkapel­le aus dem Partnerort Dimaro in...

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