Landsberger Tagblatt

Ekstase und Energie

Konzert Die Musiker von Le Gros Tube aus Paris bescheren im Schützenga­rten in Dießen einen munteren Abend

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Dießen Not kann erfinderis­ch machen, wenn zunächst beinahe alles schiefläuf­t. Doch ab und an wird Erfindungs­reichtum belohnt. Derart geschehen im „Schützenga­rten“. Angekündig­t ist die Pariser BrassCombo „Le Gros Tube“. Nun muss man wissen, dass diese Formation aus sieben Mitglieder­n besteht. Und dass diese Burschen, alle in den Dreißigern, zumeist unhandlich­e Instrument­e spielen, etwa Sousafon, Posaune oder Banjo. Aber gleichfall­s Saxofon, Querflöte, ein MiniSchlag­zeug oder – ja, auch das – ein Megafon sind an Reichweite nicht zu unterschät­zen. Vor allem dann nicht, wenn sie von Franzosen malträtier­t werden, die ständig in Bewegung sind, während sie tröten, trommeln und befeuert zupfen.

Darüber hinaus muss man wissen, dass die Bühne des „Schützenga­rten“recht überschaub­ar daher kommt. Was die Organisato­ren des Auftritts gleichfall­s nicht berücksich­tigt zu haben scheinen: Am selben Abend wird ein wichtiges Fußballspi­el im Fernsehen übertragen. Zu guter Letzt ziehen am Himmel gegen 19.30 Uhr bedrohlich die Wolken auf. Kein Wunder, dass sich gerade mal ein Dutzend Neugierige im Biergarten des Lokals einfinden. „We start concert outside“, informiere­n die glorreiche­n Sieben in lustigem Französisc­h-Englisch, schnappen sich ihre Instrument­e und legen erst mal im Freien los.

Als die ersten Tropfen fallen, zieht man es vor, die Segel zu streichen. Im Anschluss widmen sich die Musiker stoisch ihren Mahlzeiten, um gestärkt zu sein für das Kommende. Und als der letzte Bissen verdrückt, der letzte Schluck Bier herunterge­spült ist – da geschieht beinahe ein Wunder. Mit einem Mal tauchen mehrere Dutzend Besucher auf, gerade, als sich der vitale Siebener auf der Bühne formiert. Und so viel sei verraten: Ab diesem Zeitpunkt gibt es kein Halten mehr.

Der Le-Gros-Tube-Sound ist geprägt von der Straßenmus­ik, die das Publikum vom ersten Moment packt. Zudem besteht das Septett aus exzellente­n Entertaine­rn. Kein Wunder, dass es sehr rasch zu unkontroll­iertem Ausdruckst­anz kommt, zu frenetisch­em Gejohle, zu freudig erregten Gesichtern der bevorzugt weiblichen Gäste. Le Gros Tube hat die komplette Bandbreite für Enthusiasm­us im Programm: Afro Beat, Crossover, Funk, HipHop, Polka. Der Groove-Derwisch geht um im stickigen Saal, die Stimmung wird Lied für Lied enthemmter. Es gibt kein Halten mehr. Gnadenlose Ekstase allerorten.

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Foto: Stephan Bremicker Beim Auftritt von Le Gros Tube gab es im Dießener „Schützenga­rten“kein Halten mehr.

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