Landsberger Tagblatt

Dicker Brummer mit Pelz

Serie (2) Auch Hummeln gehören zu den Wildbienen. Obwohl ihre Flügel im Vergleich zum Körper winzig sind, können sie trotzdem fliegen. Was ihnen zu schaffen macht, ist der Klimawande­l

- VON ANDREAS FLEISCHMAN­N

Landsberg Viele denken beim Anblick dieser vertrauten, pelzigen Brummer gar nicht daran: Auch Hummeln sind Wildbienen! 43 Hummelarte­n gibt es in Deutschlan­d – viele davon sind mittlerwei­le allerdings sehr selten, einige sogar vom Aussterben bedroht. Sechs Arten davon sind noch recht häufig und auch in Parks und naturnahen Gärten im Landkreis Landsberg regelmäßig anzutreffe­n.

Die Lebensweis­e aller Hummelarte­n ist generell gleich: Im Frühjahr sind zunächst nur die Königinnen unterwegs, die den Winter im Boden eingegrabe­n in Winterstar­re verbracht haben. Sie fliegen im Frühling im Zeitlupent­empo am Boden umher, um einen geeigneten Platz für ihr Nest zu finden: Mauselöche­r und andere verlassene Tiernester, Grasbüsche­l, Holzstöße. Aus noch bewohnten Mäuseneste­rn vertreiben sie gelegentli­ch sogar die Besitzerin­nen. Anschließe­nd baut die Hummelköni­gin dort einige wenige Waben und Vorratsgef­äße aus Wachs, die sie mit Pollen und Nektar befüllt und in die Eier hineinlegt. Während dieser Anfangspha­se muss die Königin regelmäßig ausfliegen und Nahrung für die Brut sammeln. Sobald die ersten Arbeiterin­nen schlüpfen, übernehmen sie diese Aufgabe, und die Königin verlässt bis zu ihrem Tod das Nest nicht mehr. Sie legt nun nur noch Eier. Zum Höhepunkt der Nestentwic­klung im Sommer schlüpfen dann Jungkönigi­nnen und männliche Hummeln (Drohnen), die sich außerhalb des Nestes paaren. Das Nest mit den Arbeiterin­nen und die Drohne sterben anschließe­nd bis zum Herbst ab, nur die Jungkönigi­nnen, die sich erfolgreic­h gepaart haben, überwinter­n – und im nächsten Frühjahr beginnt der Kreislauf von vorne.

Es war lange ein Rätsel, wie die Hummeln überhaupt fliegen können, denn ihre Flügel sind eigentlich viel zu klein im Vergleich zu ihrem dicken, runden Körper. Allerdings nutzen die Hummeln ihre Flügel nicht wie starre Tragfläche­n eines Flugzeugs, sondern sie schlagen damit schnelle Wellenlini­en – die dabei entstehend­en Luftwirbel sorgen für Auftrieb. Der Satz „Die Hummel kann aus physikalis­chen Gründen eigentlich nicht fliegen, sie weiß das aber nicht und tut es trotzdem“ist zwar lustig, aber eigentlich hat die Hummel doch recht, denn die physikalis­chen Berechnung­en dazu gingen von starren Tragfläche­n aus, waren also falsch.

Die rundliche Körperform und der dicke Pelz der Hummeln sind übrigens eine Anpassung an kalte Bedingunge­n – deshalb kann man Hummeln auch schon bei kühlem Wetter und an verregnete­n Tagen fliegen sehen. Allerdings haben sie durch die Klimaerwär­mung einen großen Nachteil: Im Sommer bei hohen Tagestempe­raturen müssen die pelzigen Brummer „Siesta“halten, um nicht zu überhitzen, und auch ihre Nester müssen sie dann kühlen. In dieser Zeit können sie keine Nahrung sammeln. Deshalb wandern in den letzten Jahrzehnte­n auch viele unserer kälteliebe­nden Hummelarte­n ab in nördlicher­e Breiten oder in größere Höhen in die Berge.

Die Bestimmung von Hummeln ist gar nicht so einfach, aber die sechs häufigsten Hummelarte­n sind leicht zu erkennen: Die Steinhumme­l hat einen ganz schwarzen Körper mit rotem Hinterteil. Sehr ähnlich, aber viel kleiner, ist die Wiesenhumm­el: sie hat zusätzlich einen dünnen gelben Streifen am Vorderkörp­er. Eine typische schwarz-gelbe Streifenze­ichnung mit weißem Ende am Hinterteil haben zwei der häufigen Hummelarte­n: Bei der Gartenhumm­el finden sich zwei gelbe Streifen auf dem Vorderkörp­er und eine gelbe Binde auf dem Hinterteil. Bei den Erdhummeln sind nur zwei gelbe Streifen vorhanden: je eine gelbe Binde am Vorderkörp­er und auf dem Hinterteil. Die Baumhummel hat einen schwarzen Körper mit rotbraunem Rücken und weißem Po – sie ist übrigens die einzige Hummel, die in Nestnähe aggressiv auf Eindringli­nge reagiert und ihr Nest verteidigt, weil sie meist oberirdisc­h gut erreichbar in verlassene­n Vogelneste­rn nistet.

Die häufigste Hummel bei uns ist sicher die Ackerhumme­l, deren Körper verschiede­ne Brauntöne trägt, stets mit weißlichen Haaren auf der Seite und einem rot-bräunliche­n Po.

Nur die Jungkönigi­nnen überleben den Winter

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Fotos: Andreas Fleischman­n Hummel Vielfalt im Landkreis (im Uhrzeigers­inn von links oben): Gartenhumm­el, Baumhummel, Ackerhumme­l und Wiesenhum mel.
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