Dicker Brummer mit Pelz
Serie (2) Auch Hummeln gehören zu den Wildbienen. Obwohl ihre Flügel im Vergleich zum Körper winzig sind, können sie trotzdem fliegen. Was ihnen zu schaffen macht, ist der Klimawandel
Landsberg Viele denken beim Anblick dieser vertrauten, pelzigen Brummer gar nicht daran: Auch Hummeln sind Wildbienen! 43 Hummelarten gibt es in Deutschland – viele davon sind mittlerweile allerdings sehr selten, einige sogar vom Aussterben bedroht. Sechs Arten davon sind noch recht häufig und auch in Parks und naturnahen Gärten im Landkreis Landsberg regelmäßig anzutreffen.
Die Lebensweise aller Hummelarten ist generell gleich: Im Frühjahr sind zunächst nur die Königinnen unterwegs, die den Winter im Boden eingegraben in Winterstarre verbracht haben. Sie fliegen im Frühling im Zeitlupentempo am Boden umher, um einen geeigneten Platz für ihr Nest zu finden: Mauselöcher und andere verlassene Tiernester, Grasbüschel, Holzstöße. Aus noch bewohnten Mäusenestern vertreiben sie gelegentlich sogar die Besitzerinnen. Anschließend baut die Hummelkönigin dort einige wenige Waben und Vorratsgefäße aus Wachs, die sie mit Pollen und Nektar befüllt und in die Eier hineinlegt. Während dieser Anfangsphase muss die Königin regelmäßig ausfliegen und Nahrung für die Brut sammeln. Sobald die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, übernehmen sie diese Aufgabe, und die Königin verlässt bis zu ihrem Tod das Nest nicht mehr. Sie legt nun nur noch Eier. Zum Höhepunkt der Nestentwicklung im Sommer schlüpfen dann Jungköniginnen und männliche Hummeln (Drohnen), die sich außerhalb des Nestes paaren. Das Nest mit den Arbeiterinnen und die Drohne sterben anschließend bis zum Herbst ab, nur die Jungköniginnen, die sich erfolgreich gepaart haben, überwintern – und im nächsten Frühjahr beginnt der Kreislauf von vorne.
Es war lange ein Rätsel, wie die Hummeln überhaupt fliegen können, denn ihre Flügel sind eigentlich viel zu klein im Vergleich zu ihrem dicken, runden Körper. Allerdings nutzen die Hummeln ihre Flügel nicht wie starre Tragflächen eines Flugzeugs, sondern sie schlagen damit schnelle Wellenlinien – die dabei entstehenden Luftwirbel sorgen für Auftrieb. Der Satz „Die Hummel kann aus physikalischen Gründen eigentlich nicht fliegen, sie weiß das aber nicht und tut es trotzdem“ist zwar lustig, aber eigentlich hat die Hummel doch recht, denn die physikalischen Berechnungen dazu gingen von starren Tragflächen aus, waren also falsch.
Die rundliche Körperform und der dicke Pelz der Hummeln sind übrigens eine Anpassung an kalte Bedingungen – deshalb kann man Hummeln auch schon bei kühlem Wetter und an verregneten Tagen fliegen sehen. Allerdings haben sie durch die Klimaerwärmung einen großen Nachteil: Im Sommer bei hohen Tagestemperaturen müssen die pelzigen Brummer „Siesta“halten, um nicht zu überhitzen, und auch ihre Nester müssen sie dann kühlen. In dieser Zeit können sie keine Nahrung sammeln. Deshalb wandern in den letzten Jahrzehnten auch viele unserer kälteliebenden Hummelarten ab in nördlichere Breiten oder in größere Höhen in die Berge.
Die Bestimmung von Hummeln ist gar nicht so einfach, aber die sechs häufigsten Hummelarten sind leicht zu erkennen: Die Steinhummel hat einen ganz schwarzen Körper mit rotem Hinterteil. Sehr ähnlich, aber viel kleiner, ist die Wiesenhummel: sie hat zusätzlich einen dünnen gelben Streifen am Vorderkörper. Eine typische schwarz-gelbe Streifenzeichnung mit weißem Ende am Hinterteil haben zwei der häufigen Hummelarten: Bei der Gartenhummel finden sich zwei gelbe Streifen auf dem Vorderkörper und eine gelbe Binde auf dem Hinterteil. Bei den Erdhummeln sind nur zwei gelbe Streifen vorhanden: je eine gelbe Binde am Vorderkörper und auf dem Hinterteil. Die Baumhummel hat einen schwarzen Körper mit rotbraunem Rücken und weißem Po – sie ist übrigens die einzige Hummel, die in Nestnähe aggressiv auf Eindringlinge reagiert und ihr Nest verteidigt, weil sie meist oberirdisch gut erreichbar in verlassenen Vogelnestern nistet.
Die häufigste Hummel bei uns ist sicher die Ackerhummel, deren Körper verschiedene Brauntöne trägt, stets mit weißlichen Haaren auf der Seite und einem rot-bräunlichen Po.
Nur die Jungköniginnen überleben den Winter