Die Gerüchteküche um den Papierbach brodelt
Urbanes Leben In Landsberg wird erzählt, dass der Projektträger das Gelände der ehemaligen Pflugfabrik verkaufen wollen. Was ist an dieser Geschichte dran und wie ist sonst der Stand an der Kühlmannstraße? Das LT hat nachgefragt
Landsberg Zieht sich „ehret + klein“vom Wohnbauprojekt „Urbanes Leben am Papierbach“(ULP) zurück? In Landsberg machen seit mehreren Tagen massiv Gerüchte die Runde, wonach der Projektträger das Areal der ehemaligen Pflugfabrik an einen anderen Investor abstoßen will. „Das ist absolut zu dementieren. Da ist nichts dran“, sagt Pressesprecherin Anke Witzel auf LT-Nachfrage. Auch ein Teilverkauf mancher Parzellen auf dem fast sechs Hektar großen Areal sei nicht geplant. Stattdessen läuft der Vertrieb der Wohneinheiten im ULP, wo bis 2024 neuer Wohnraum für 1500 Personen entstehen soll, auf Hochtouren.
Seit 23. März ist das UFO-ähnliche Büro an der Von-KühlmannStraße besetzt. Seitdem können sich Interessierte bei einem Vertriebspartner von „ehret + klein“über Immobilien im neuen Stadtviertel informieren beziehungsweise reservieren lassen. Aktuell werden die Bauabschnitte A1 (Karl-SchremBau) und „Wohnen am Wasser“(direkt an der Von-Kühlmann-Straße) vermarktet. „Das Interesse ist sehr groß“, sagt Anke Witzel. Bis Mitte April seien rund 200 Beratungsgespräche geführt worden und 40 Reservierungen abgeschlossen worden. Im Juni soll dann der Vermarktungsstart für die Bauabschnitte A2 und A3 beginnen. In diesen Parzellen im westlichen Teil des Geländes sind unter anderem gefördertes Wohnen und Gewerbeeinheiten in Richtung Spöttinger Straße geplant.
Was Passanten derzeit in Sachen Baustelle sehen, ist der Aushub des Oberbodens in drei Teilbereichen, östlich und südwestlich der Bahnlinie. Die Erstellung der Baugrube (Spundwände, Bohrpfähle) für drei Abschnitte ist von Juni bis September geplant. Der Bau von A1 und B2 startet dann voraussichtlich im November/Ende des Jahres 2018 bis Ende 2020, heißt es von „ehret + klein“.
Wie reagiert man seitens der Stadt Landsberg auf die Gerüchte, dass der Projektträger trotz offiziellen Dementis vor einem Abschied steht? „Ich höre davon das erste Mal, dass das Gesamtpaket verkauft werden soll“, sagt Oberbürgermeister Mathias Neuner auf Anfrage. Allerdings sei immer wieder mal im Gespräch, dass einzelne Quartiere vorab verkauft werden sollten. Letzterer Fall würde der Durchmischung des Areals sogar guttun, glaubt Neuner. Sollte „ehret + klein“entgegen den nun getätigten Aussagen aus dem Projekt aussteigen, würde er erst einmal die Konsequenzen für die Stadt ausloten.
Die kann sich allerdings allem Anschein nach weitestgehend zurücklehnen, da sie einen städtebaulichen Vertrag mit dem Projektträger geschlossen und sich für wohl alle Eventualitäten gerüstet hat. Einen dicken Ordner füllen die Unterlagen dazu.
Und es könnten auf absehbare Zeit noch weitere Papiere dazukommen – diese betreffen dann allerdings das Thema Mobilität. Denn die Stadt Landsberg startet ein Modellprojekt mit dem Titel „Mobilitätskonzept Quartier Am Papierbach“. In Zusammenarbeit und auch durch finanzielle Förderungen soll mit der Regierung von Oberbayern ermittelt werden, ob zum
Können bei den Stellplätzen Abstriche gemacht werden?
Beispiel durch die Standortvorteile des neuen Stadtviertels und durch neue Mobilitätskonzepte die Stellplätze in dem neuen Stadtviertel tatsächlich der benötigten Anzahl entsprechen. Wie es im Stadtrat dazu hieß, könnten Öffentlicher Personennahverkehr, E-Mobilität und ein leistungsfähiges Rad- und Fußwegenetz eine starke Rolle spielen. Aber ob viele Menschen freiwillig aufs Auto verzichten?
Stadträte wie Wolfgang Neumeier (UBV) Jonas Pioch (Landsberger Mitte) befürchteten, dass der Projektträger von ULP am Ende weniger Stellplätze realisieren würde als bisher gefordert. Nach LT-Informationen sind auf dem Gelände der ehemaligen Pflugfabrik rund 650 bis 700 Wohnungen geplant. Beim aktuellen Stellplatzschlüssel sind dann mehr als 1000 Stellplätze erforderlich, die unterirdisch realisiert werden sollen.
Wie Stadtbaumeisterin Birgit Weber sagte, sei die Stellplatzsatzung – unabhängig vom Ergebnis der Studie – anzuwenden. Dies sei auch im städtebaulichen Vertrag entsprechend geregelt. Am Ende sprach sich der Stadtrat einstimmig dafür aus, das Mobilitätskonzept erstellen zu lassen (Kosten: rund 30000 Euro, abzüglich 40 Prozent Förderung). Allerdings seien auch die geplanten Neubaugebiete in Randlagen wie in der Staufenstraße und am Reischer Talweg zu berücksichtigen.