Nächste Woche kommen die Patienten
Einweihung In der Psychsomatischen Klinik im ehemaligen Kloster Dießen werden Menschen behandelt, die Probleme mit der digitalen Welt haben. Ein Rundgang durch die Räume
Dießen Das ehemalige Kloster St. Vinzenz war von jeher ein Ort, wo kranke Menschen Heilung und Heil erfahren durften. Seit gestern hat diese Aufgabe nun die Artemed Gruppe in Partnerschaft und mit dem Einverständnis der Vinzentinerinnen übernommen und eine neue Akutklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie feierlich eingeweiht. Am kommenden Dienstag werden nach über zweieinhalbjähriger Bau- und Sanierungsarbeit die ersten Patienten erwartet.
Für die neue Priorin der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz, Schwester Reinholda Rast, war es eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit. Dort, wo feierlich die neue psychosomatische Klinik eingeweiht wurde, begann sie einst als eine der letzten Novizinnen des Ordens ihren Lebensabschnitt im Kloster. Heute haben die Vinzentinerinnen
Der Heilige Vinzenz soll weiter wirken
ihren Stammsitz in Augsburg, doch Schwester Reinholda kommt gerne zurück und mit dem Ergebnis des Umbaus, der eng in Abstimmung mit der Denkmalpflege abläuft, ist sie mehr als zufrieden. Ihr sei wichtig gewesen, dass in der Nachnutzung der Geist und die Spiritualität des Heiligen Vinzenz weiterwirke. Dies sei überaus gelungen: „Artemed verwirklicht unser Herzensanliegen.“
Nicht zuletzt deshalb finden derzeit Gespräche zwischen den Schwestern und der Geschäftsführung statt, die eine eventuelle weitere Einbindung der Schwestern in den Klinikalltag zur folge haben könnte. Dr. Clemens Guth, einer der drei Artemed-Geschäftsführer: „Die Vinzentinerinnen widmen sich von jeher der Pflege des Menschen.“Dieses Gedankengut passe sehr gut zu der psychosomatischen Klinik, die zunächst als Privathaus beginnen wird, aber die Zulassung durch die gesetzlichen Krankenkassen anstrebt. Geleitet wird sie von Professor Bert Theodor te Wildt als Chefarzt zusammen mit den Geschäftsführern Michael Kneis und Dr. Guth. Die klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkte von Professor te Wildt liegen im Bereich der Verhaltenssüchte, insbesondere der Internetabhängigkeit sowie der Nutzung digitaler Technologien in der Psychotherapie, die auch in Dießen künftig einen der Schwerpunkte darstellen wird. Ein zweiter werden die Behandlung klassischer psychosomatischer Störungen sein wie auch die der psychischen Krankheiten.
Auch wenn derzeit noch viele Handwerker auf dem Gelände zu sehen sind, der Therapiebereich im Erdgeschoss und die Station im ersten Stock mit 36 Betten sind bereits fertiggestellt. Michael Kneis: „Das zweite und dritte Obergeschoß ist in der finalen Bearbeitung.“Aus den ehemaligen Klosterzellen wurden jeweils drei zu zwei Einzelzimmern, verbunden mit einem großen, geräumigen Badezimmer zusammengefasst. Dabei sind die Räume farblich an die Umgebung angepasst. Zimmer zum Wald gelegen, zeigen sich mit grünen Wänden, die mit Seeblick in dezentem Blau und die zum Ort haben ein gedecktes Graublau. Bert te Wildt: „Die Menschen, die zwischen vier und sechs Wochen bei uns sein werden, sollen in erster Linie zur Ruhe kommen.“Dabei spiele der „Digital Detox“, die Enthaltsamkeit von Neuen Medien (= digitale Entgiftung) eine nicht unwichtige Rolle. Es seien zwar alle Möglichkeiten vorhanden und würden in der Therapie auch eingesetzt, aber Fernseher gibt es zum Beispiel auf den Zimmern nicht. Was es dagegen bald Wirklichkeit sein wird, ist die Natur- und tiergestützte Therapie mit Schafen, Hund und Eseln, die auf der nahen Schatzbergalm auf ihren Einsatz warten.
Über die Therapie hinaus möchte das Team um Professor te Wildt auch viele Veranstaltungen anbieten wie etwas die Dießener Gesundheitstage oder am 9. Juni ein Symposium für niedergelassene Kollegen, für das schon fast 700 Anmeldungen eingegangen seien.