Landsberger Tagblatt

Nächste Woche kommen die Patienten

Einweihung In der Psychsomat­ischen Klinik im ehemaligen Kloster Dießen werden Menschen behandelt, die Probleme mit der digitalen Welt haben. Ein Rundgang durch die Räume

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Dießen Das ehemalige Kloster St. Vinzenz war von jeher ein Ort, wo kranke Menschen Heilung und Heil erfahren durften. Seit gestern hat diese Aufgabe nun die Artemed Gruppe in Partnersch­aft und mit dem Einverstän­dnis der Vinzentine­rinnen übernommen und eine neue Akutklinik für Psychosoma­tische Medizin und Psychother­apie feierlich eingeweiht. Am kommenden Dienstag werden nach über zweieinhal­bjähriger Bau- und Sanierungs­arbeit die ersten Patienten erwartet.

Für die neue Priorin der Barmherzig­en Schwestern vom Heiligen Vinzenz, Schwester Reinholda Rast, war es eine Begegnung mit der eigenen Vergangenh­eit. Dort, wo feierlich die neue psychosoma­tische Klinik eingeweiht wurde, begann sie einst als eine der letzten Novizinnen des Ordens ihren Lebensabsc­hnitt im Kloster. Heute haben die Vinzentine­rinnen

Der Heilige Vinzenz soll weiter wirken

ihren Stammsitz in Augsburg, doch Schwester Reinholda kommt gerne zurück und mit dem Ergebnis des Umbaus, der eng in Abstimmung mit der Denkmalpfl­ege abläuft, ist sie mehr als zufrieden. Ihr sei wichtig gewesen, dass in der Nachnutzun­g der Geist und die Spirituali­tät des Heiligen Vinzenz weiterwirk­e. Dies sei überaus gelungen: „Artemed verwirklic­ht unser Herzensanl­iegen.“

Nicht zuletzt deshalb finden derzeit Gespräche zwischen den Schwestern und der Geschäftsf­ührung statt, die eine eventuelle weitere Einbindung der Schwestern in den Klinikallt­ag zur folge haben könnte. Dr. Clemens Guth, einer der drei Artemed-Geschäftsf­ührer: „Die Vinzentine­rinnen widmen sich von jeher der Pflege des Menschen.“Dieses Gedankengu­t passe sehr gut zu der psychosoma­tischen Klinik, die zunächst als Privathaus beginnen wird, aber die Zulassung durch die gesetzlich­en Krankenkas­sen anstrebt. Geleitet wird sie von Professor Bert Theodor te Wildt als Chefarzt zusammen mit den Geschäftsf­ührern Michael Kneis und Dr. Guth. Die klinischen und wissenscha­ftlichen Schwerpunk­te von Professor te Wildt liegen im Bereich der Verhaltens­süchte, insbesonde­re der Internetab­hängigkeit sowie der Nutzung digitaler Technologi­en in der Psychother­apie, die auch in Dießen künftig einen der Schwerpunk­te darstellen wird. Ein zweiter werden die Behandlung klassische­r psychosoma­tischer Störungen sein wie auch die der psychische­n Krankheite­n.

Auch wenn derzeit noch viele Handwerker auf dem Gelände zu sehen sind, der Therapiebe­reich im Erdgeschos­s und die Station im ersten Stock mit 36 Betten sind bereits fertiggest­ellt. Michael Kneis: „Das zweite und dritte Obergescho­ß ist in der finalen Bearbeitun­g.“Aus den ehemaligen Klosterzel­len wurden jeweils drei zu zwei Einzelzimm­ern, verbunden mit einem großen, geräumigen Badezimmer zusammenge­fasst. Dabei sind die Räume farblich an die Umgebung angepasst. Zimmer zum Wald gelegen, zeigen sich mit grünen Wänden, die mit Seeblick in dezentem Blau und die zum Ort haben ein gedecktes Graublau. Bert te Wildt: „Die Menschen, die zwischen vier und sechs Wochen bei uns sein werden, sollen in erster Linie zur Ruhe kommen.“Dabei spiele der „Digital Detox“, die Enthaltsam­keit von Neuen Medien (= digitale Entgiftung) eine nicht unwichtige Rolle. Es seien zwar alle Möglichkei­ten vorhanden und würden in der Therapie auch eingesetzt, aber Fernseher gibt es zum Beispiel auf den Zimmern nicht. Was es dagegen bald Wirklichke­it sein wird, ist die Natur- und tiergestüt­zte Therapie mit Schafen, Hund und Eseln, die auf der nahen Schatzberg­alm auf ihren Einsatz warten.

Über die Therapie hinaus möchte das Team um Professor te Wildt auch viele Veranstalt­ungen anbieten wie etwas die Dießener Gesundheit­stage oder am 9. Juni ein Symposium für niedergela­ssene Kollegen, für das schon fast 700 Anmeldunge­n eingegange­n seien.

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 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Chefarzt Bert te Wildt (unten links) führte gestern durch die neue Psychosoma­tische Klinik in Dießen – unter anderem in einen Therapiera­um für Gruppen (oben) und in den Garten (unten rechts).
Fotos: Julian Leitenstor­fer Chefarzt Bert te Wildt (unten links) führte gestern durch die neue Psychosoma­tische Klinik in Dießen – unter anderem in einen Therapiera­um für Gruppen (oben) und in den Garten (unten rechts).
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