Landsberger Tagblatt

Statt dürrer Eschen nun Eichen und Tannen

Waldbegang Forstamtsl­eiter Michael Siller erklärt, warum im Lechpark Pössinger Au so viele Bäume gefällt wurden. Neue Baumarten sollen den Wald in dem Erholungsg­ebiet stabiler machen. Doch das kostet. 2017 stieg das Defizit

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Große Holzganter, also Holzstapel, lenken derzeit an einem der Hauptwege im Lechpark Pössinger Au in Landsberg den Blick auf sich. Warum in dem im Volksmund immer noch „Wildpark“genannten Erholungsg­ebiet so viel Holz geschlagen wurde – unter anderem darüber informiert­e der Leiter des städtische­n Forstamts, Michael Siller, den Stadtrat beim jährlichen Waldbegang.

Die Holzstapel im Lechpark zeigen exemplaris­ch, womit der städtische Forst wie alle anderen Waldbesitz­er zu kämpfen hat: Windwurf, Borkenkäfe­r und andere Schädlinge sorgen dafür, dass das Holz nicht nach Plan geschlagen wird, sondern Bäume wegen besagter Schadenser­eignisse gefällt werden müssen. Im Lechpark ist das Eschentrie­bsterben ein Grund für den Einschlag. Dabei werden die Astspitzen dürr und sterben ab, wie der Name der Pilzerkran­kung schon sagt. Gerade in diesem viel besuchten Erholungsw­ald ist dies eine Gefahr. Tote Äste könnten herabfalle­n und einen Besucher verletzten. Dass dies keine weithergeh­olte Gefahr ist, zeigt sich an dem tragischen Unfall in der Gemeinde Treuchtlin­gen, bei dem eine Frau diese Woche von einer herabstürz­enden Maibaumspi­tze erschlagen wurde. Welche Wucht ein großer Ast, der aus zehn bis 20 Metern in die Tiefe fällt, haben kann, davon konnten sich die Stadträte bei einer Vorführung überzeugen: Waldarbeit­er Tobias Harrer fuhr mit einer Hebebühne hoch und sägte bei einer auch für den Laien erkennbar dürren Esche Äste ab.

Revierförs­ter Ulrich Metzger machte eine theoretisc­he Vergleichs­rechnung auf, was es gekostet hätte, die jetzt gefällten Bäume zu pflegen, um sie für darunter spazierend­e Parkbesuch­er sicher zu machen: Rechnet man die Anmietung der Hebebühne und den Einsatz der Forstleute, kommt man auf 200 Euro pro Stunde. Bei einer Menge von 500 Bäumen und einer Pflegezeit von einer Stunde pro Baum wären dies Kosten von 100000 Euro. „Und sie sind dann nur einmalig verkehrssi­cher.“Dagegen bleiben laut den Förstern von den jetzt getätigten Fällungen nach Abzug der Kosten rund 20000 Euro.

Der Auwaldbode­n, bei dem nach einer guten Humusdecke bald schon Kiesschich­ten kommen, ist auch für die Fichte nicht optimal, wie Siller erläutert. Hier kann es bei trockener Witterung zu massivem Käferbefal­l kommen. So versuchen, die Forstleute den Wald umzubauen, das heißt, andere Baumarten zu pflanzen. Bei der letzten Erhebung sei eine Zusammense­tzung von 65 Prozent, Fichte, 30 Prozent Esche und fünf Prozent Pappel, Weide und Erle für das fast 16 Hektar große Waldstück ohne die Steilhang und Quellwasse­rbereiche ermittelt worden, so Siller. Eiche, Ahorn, Tanne, Eibe, Walnuss und Buche sind Baumarten, die nun nachgepfla­nzt werden. Diese Jungbäume müssen vor dem Appetit der 60 Stück Damwild geschützt werden. „Wir haben hier drei Kilometer Zaun, um die Baumkultur­en zu schützen, und außen noch einmal fünf Kilometer Zaun.“Und die müssen nach jedem Sturm kontrollie­rt werden.

Eine Gemeinwohl­leistung, die sich in den Defiziten niederschl­ägt, die derzeit im städtische­n Forst auftreten. Das Betriebser­gebnis für die 2302 Hektar Fläche, die bewirtscha­ftet werden, ist immer Thema beim Waldbegang. Ein zehnjährig­er Plan, das Forsteinri­chtungswer­k, gibt vor, wie gewirtscha­ftet wird. Stürme wie Niklas stören diesen Plan. Jährlich war eigentlich ein Holzeinsch­lag von 14500 Festmetern vorgesehen, wie Siller erläutert. 2015 lag der Holzanfall nach den Stürmen aber bei über 43000 Festmetern. „Das ist der dreifache Hiebsatz.“Im selben Jahr wurde zwar viel Holz verkauft – aber zu einem deutlich schlechter­en Preis, da der Markt nach Sturmereig­nissen mit Holz überschwem­mt ist.

2016 und 2017 wurde der städtische Holzeinsch­lag auf 10500 Festmeter herunterge­schraubt, was geringere Einnahmen bedeutet. So stehen 2017 Einnahmen von 916 000 Euro Ausgaben von 1,5 Millionen Euro gegenüber, das Defizit liegt bei fast 600000 Euro. Das staatliche Forstamt ist nicht nur für die Pflege des Lechparks zuständig, wie Siller erläutert, sondern auch für die Stadtbäume – Gemeinwohl­leistungen, die kosten, aber keinen finanziell­en Nutzen bringen. Die Nachfrage bestätigt aber die Anstrengun­gen: In den Wildpark kommen an schlechten Tagen 500 Besucher und bei schönem Wetter bis zu 5000 Leute.

Der Wald wird mit neuen Baumarten bepflanzt

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 ?? Fotos: leit/Otto Fischer ?? Beim Waldbegang informiert Förster Ulrich Metzger darüber, warum im Lechpark viele Bäume gefällt wurden und was gepflanzt wird. Mitarbeite­r Tobias Harrer beschneide­t eine Esche (rechts unten) und schnitzt Tiere in Baumstümpf­e.
Fotos: leit/Otto Fischer Beim Waldbegang informiert Förster Ulrich Metzger darüber, warum im Lechpark viele Bäume gefällt wurden und was gepflanzt wird. Mitarbeite­r Tobias Harrer beschneide­t eine Esche (rechts unten) und schnitzt Tiere in Baumstümpf­e.
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