Statt dürrer Eschen nun Eichen und Tannen
Waldbegang Forstamtsleiter Michael Siller erklärt, warum im Lechpark Pössinger Au so viele Bäume gefällt wurden. Neue Baumarten sollen den Wald in dem Erholungsgebiet stabiler machen. Doch das kostet. 2017 stieg das Defizit
Landsberg Große Holzganter, also Holzstapel, lenken derzeit an einem der Hauptwege im Lechpark Pössinger Au in Landsberg den Blick auf sich. Warum in dem im Volksmund immer noch „Wildpark“genannten Erholungsgebiet so viel Holz geschlagen wurde – unter anderem darüber informierte der Leiter des städtischen Forstamts, Michael Siller, den Stadtrat beim jährlichen Waldbegang.
Die Holzstapel im Lechpark zeigen exemplarisch, womit der städtische Forst wie alle anderen Waldbesitzer zu kämpfen hat: Windwurf, Borkenkäfer und andere Schädlinge sorgen dafür, dass das Holz nicht nach Plan geschlagen wird, sondern Bäume wegen besagter Schadensereignisse gefällt werden müssen. Im Lechpark ist das Eschentriebsterben ein Grund für den Einschlag. Dabei werden die Astspitzen dürr und sterben ab, wie der Name der Pilzerkrankung schon sagt. Gerade in diesem viel besuchten Erholungswald ist dies eine Gefahr. Tote Äste könnten herabfallen und einen Besucher verletzten. Dass dies keine weithergeholte Gefahr ist, zeigt sich an dem tragischen Unfall in der Gemeinde Treuchtlingen, bei dem eine Frau diese Woche von einer herabstürzenden Maibaumspitze erschlagen wurde. Welche Wucht ein großer Ast, der aus zehn bis 20 Metern in die Tiefe fällt, haben kann, davon konnten sich die Stadträte bei einer Vorführung überzeugen: Waldarbeiter Tobias Harrer fuhr mit einer Hebebühne hoch und sägte bei einer auch für den Laien erkennbar dürren Esche Äste ab.
Revierförster Ulrich Metzger machte eine theoretische Vergleichsrechnung auf, was es gekostet hätte, die jetzt gefällten Bäume zu pflegen, um sie für darunter spazierende Parkbesucher sicher zu machen: Rechnet man die Anmietung der Hebebühne und den Einsatz der Forstleute, kommt man auf 200 Euro pro Stunde. Bei einer Menge von 500 Bäumen und einer Pflegezeit von einer Stunde pro Baum wären dies Kosten von 100000 Euro. „Und sie sind dann nur einmalig verkehrssicher.“Dagegen bleiben laut den Förstern von den jetzt getätigten Fällungen nach Abzug der Kosten rund 20000 Euro.
Der Auwaldboden, bei dem nach einer guten Humusdecke bald schon Kiesschichten kommen, ist auch für die Fichte nicht optimal, wie Siller erläutert. Hier kann es bei trockener Witterung zu massivem Käferbefall kommen. So versuchen, die Forstleute den Wald umzubauen, das heißt, andere Baumarten zu pflanzen. Bei der letzten Erhebung sei eine Zusammensetzung von 65 Prozent, Fichte, 30 Prozent Esche und fünf Prozent Pappel, Weide und Erle für das fast 16 Hektar große Waldstück ohne die Steilhang und Quellwasserbereiche ermittelt worden, so Siller. Eiche, Ahorn, Tanne, Eibe, Walnuss und Buche sind Baumarten, die nun nachgepflanzt werden. Diese Jungbäume müssen vor dem Appetit der 60 Stück Damwild geschützt werden. „Wir haben hier drei Kilometer Zaun, um die Baumkulturen zu schützen, und außen noch einmal fünf Kilometer Zaun.“Und die müssen nach jedem Sturm kontrolliert werden.
Eine Gemeinwohlleistung, die sich in den Defiziten niederschlägt, die derzeit im städtischen Forst auftreten. Das Betriebsergebnis für die 2302 Hektar Fläche, die bewirtschaftet werden, ist immer Thema beim Waldbegang. Ein zehnjähriger Plan, das Forsteinrichtungswerk, gibt vor, wie gewirtschaftet wird. Stürme wie Niklas stören diesen Plan. Jährlich war eigentlich ein Holzeinschlag von 14500 Festmetern vorgesehen, wie Siller erläutert. 2015 lag der Holzanfall nach den Stürmen aber bei über 43000 Festmetern. „Das ist der dreifache Hiebsatz.“Im selben Jahr wurde zwar viel Holz verkauft – aber zu einem deutlich schlechteren Preis, da der Markt nach Sturmereignissen mit Holz überschwemmt ist.
2016 und 2017 wurde der städtische Holzeinschlag auf 10500 Festmeter heruntergeschraubt, was geringere Einnahmen bedeutet. So stehen 2017 Einnahmen von 916 000 Euro Ausgaben von 1,5 Millionen Euro gegenüber, das Defizit liegt bei fast 600000 Euro. Das staatliche Forstamt ist nicht nur für die Pflege des Lechparks zuständig, wie Siller erläutert, sondern auch für die Stadtbäume – Gemeinwohlleistungen, die kosten, aber keinen finanziellen Nutzen bringen. Die Nachfrage bestätigt aber die Anstrengungen: In den Wildpark kommen an schlechten Tagen 500 Besucher und bei schönem Wetter bis zu 5000 Leute.
Der Wald wird mit neuen Baumarten bepflanzt