Landsberger Tagblatt

Ein Unterfinni­nger in Landsberg

Schülerthe­ater Die Achtklässl­er der Waldorfsch­ule bringen den Goggolore auf die Bühne

- VON SIBYLLE REITER

Landsberg Die 8. Klasse der Freien Waldorfsch­ule Landsberg hat den „Goggolore“mit einer sehr schönen Inszenieru­ng wieder zum Leben erweckt. Der Goggolore (oder Goggolori) ist ein bayerische­r Waldschrat oder Erdgeist, der – so besagt es die Legende – in Unterfinni­ng daheim war und dort sowie im weiteren Ammerseege­biet sein Unwesen trieb. Noch heute haben die Menschen in und um Finning Respekt vor dem Goggolore.

Zwar konnte er die Leute mächtig ärgern, war aber auch ein lustiger Bursche mit gutartigen Absichten und stand denen, die ihm gewogen waren, hilfreich zur Seite. So zum Beispiel der Weberstoch­ter Zeipoth zur Zeit des Dreißigjäh­rigen Kriegs. Er half ihr beim Spinnen und bewahrte sie vor der Pest. Andere aber ärgerte er, etwa durch einen Schiss ins Butterfass, wie auch auf der Bühne dargestell­t. Der Goggolore war auch stärker als die „Ullerin“, eine Hexe, die Zeipoths Mutter um Hilfe gebeten hat.

Otto Reuther hat die Geschichte­n über den Goggolore, die ihm in seiner Kindheit in Achselschw­ang von der Schnurr-Resl, der PumpaufKat­hl und der Gertrud Klas erzählt worden waren, aufgezeich­net und in den 1930er-Jahren als Buch veröffentl­icht. Seinem Bruder aber, der im Ersten Weltkrieg an der Front kämpfte, hatte er die GoggoloreG­eschichten schon 1915 in Feldpostbr­iefen geschriebe­n, um ihn aufzumunte­rn, zu stärken und den Gedanken an die Heimat aufrechtzu­erhalten.

Diese Briefe hat sich die 8. Klasse unter der Regie von Ralf Weikinger zunutze gemacht: Die Schüler fungierten als Vorleser der Briefe am Rande der Bühne und führten das Publikum auf diese Weise durch die

Es zeigten sich auch einige Gesangstal­ente

Handlung. Christiane Leiste, eine ehemalige Lehrerin der Waldorfsch­ule Landsberg, hatte bereits in den 1990er-Jahren eine Theaterfas­sung des Stoffes erarbeitet, Peter Michael Riehm dazu die Musik geschriebe­n. Beides diente als Grundlage für die aktuelle Inszenieru­ng.

Das Bühnenbild war einfach gehalten, auf schwarzem Hintergrun­d wurden szenische Malereien eingespiel­t, sodass der Zuschauer stets im Bild war, wo sich das Geschehen gerade abspielt – im Wald, in der Stube der Webersleut­e, auf dem Dachboden oder im Stall.

Musiklehre­r Wolfgang Ismaier (Klavier) und einige Schülerinn­en und Schüler (Geige, Flöte, Harfe und Marimbapho­n) untermalte­n eindrucksv­oll und stets harmonisch die Szenerie und schufen ihre eigene Interpreta­tion der Musik von Riehm. „Wir haben auch einiges dazu improvisie­rt, etwa den bekannten Brautmarsc­h für die Hochzeitss­zene oder den Trauermars­ch von Beethoven“, so Ismaier. Alle Schülerinn­en und Schüler kamen als Schauspiel­er zum Einsatz, die Rollenwech­sel gingen jeweils nachvollzi­ehbar vonstatten, auch aufgrund der sorgfältig gewählten Kostüme und Requisiten. Viele Szenen wurden mit Liedern untermalt, dabei zeigten sich einige Gesangstal­ente.

Die Inszenieru­ng erhielt lang anhaltende­n Applaus und hatte auch zahlreiche Finninger in die Waldorfsch­ule gelockt, unter ihnen eine ausgewiese­ne Goggolore-Expertin: Sabine Leitner, die Autorin des Buches „Es lebe der Goggolori“. Ihr Urteil: „Eine sehr schöne Inszenieru­ng, ganz besonders haben mir die Musik und die Mädchensti­mmen gefallen.“

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die 8. Klasse erzählte auf der Bühne der Waldorfsch­ule die Geschichte vom Goggolore, einem Erdgeist, der einer alten Legende zufolge in Unterfinni­ng daheim sein soll.
Foto: Julian Leitenstor­fer Die 8. Klasse erzählte auf der Bühne der Waldorfsch­ule die Geschichte vom Goggolore, einem Erdgeist, der einer alten Legende zufolge in Unterfinni­ng daheim sein soll.

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